Die Fische sterben, das Meer mit ihnen
Leere Meere
Besonders kritisch sieht die Situation in den EU-Gewässern aus, wo neun der zehn europäischen Speisefischbestände überfischt sind – dies betrifft v.a. die beliebtesten Speisefische wie Thunfisch, Dorsch und Heilbutt. Durch den massiven Rückgang dringen die Fangflotten in immer entferntere Gebiete und größere Tiefen vor und missachten wissenschaftliche Empfehlungen für Fangquoten.
Auch bei den Krusten-und Schalenweichtieren, den sogenannten Meeresfrüchten, sieht die Lage nicht besser aus. Durch die stetig weltweit steigende Nachfrage geben die Meere längst nicht mehr die gewünschten Mengen her und so stammt beispielsweise mehr als die Hälfte aller nachgefragten Garnelen aus Aquakulturen, also künstlich angelegten Zuchtbecken. Warum auch Aquakulturen keine zufriedenstellende Tierhaltung darstellen, ist in unserem Artikel „Massentierhaltung in Aquakulturen“ nachzulesen.
Milliarden Fische sterben umsonst – der Beifang
Um die höchstmöglichen Fangergebnisse zu erzielen, sind die Industrie-Fangflotten hochtechnisiert und fangen mit unselektiven Methoden. So landen neben den Fischen jährlich auch viele Millionen Tonnen Meereslebewesen, wie Wale, Delfine, Meeresschildkröten, Seevögel und Haie als Beifang im Netz. Sie werden entweder tot oder sterbend und verstümmelt wieder über Bord geworfen werden. Nach einer Studie des WWF beträgt der Beifang insgesamt rund 38 Millionen Tonnen (!) pro Jahr, das sind 40% des weltweiten Fischfangs. Um es noch einmal deutlich zu machen: Fast die Hälfte der gefangenen Fische wird als „Abfall“ wieder zurück in die Meere geworfen. Laut Greenpeace werden für 1 kg Seezunge 6 kg Beifang getötet. Bei Shrimps ist der Anteil sinnlos getöteter Tiere noch höher: Für 1 kg Garnelen müssen 20 kg andere Meereslebewesen sterben.
Hinzu kommt die direkte Zerstörung von jahrtausendealten Tiefsee-Korallenriffen und Lebensgemeinschaften am Meeresboden. Sie werden durch Schleppnetze in Sekunden untergepflügt und vernichtet.
Den Fischen und anderen Meerestieren setzt auch noch die Plastikschwemme in den Ozeanen zu. Forscher erwarten, dass es 2050 bereits mehr Plastik als Fische in den Meeren gibt.
Fisch – nicht ersetzbare Omega-3-Quelle?
Die wichtigsten Quellen für tierische Omega-3-Fettsäuren sind die fettreichen Meeresfische wie Lachs, Makrele, Hering oder Thunfisch. Diese Fischarten sind aber nicht nur stark überfischt und in ihrem Bestand gefährdet, sondern oft mit Schwermetallen und Giften wie z.B. Quecksilber, Dioxin und PCB belastet. Ausserdem wurden aufgrund der Plastikverschmutzung der Meere auch bereits Plastikteilchen und Mikroplastik in Fischen nachgewiesen.
Eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist auch rein pflanzlich möglich. Die Hauptlieferanten sind Leinöl und Leinsamen, Hanföl und Hanfsamen sowie Walnussöl und Walnüsse, Rapsöl oder Chiasamen. Details dazu findest du in unserem Artikel „Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Lebensmitteln“.
Quellen und weiterführende Links
- WWF zum Thema Beifang
- Greenpeace über die Überfischung
- „Wir essen die Weltmeere leer“, Die Zeit, 2016
- Ausführliche Materialsammlung der Organisation fair fish. Die einzelnen Dossiers mit jeweiligem Schwerpunktthema sind downloadbar.
- Artikelsammlung über zahlreiche Aspekte rund um die Ozeane von World Ocean Review
- Datensammlung der FAO, der Welternährungsorganisation der UNO
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