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Gütesiegel für den Naturgarten

In den vergangen Jahren ist das Bewusstsein gestiegen, welchen Schaden synthetische Düngemittel und Pestizide anrichten – bei Mensch, Tier und Umwelt. Gleichzeitig ist die Zahl an biologischen und umweltfreundlichen Produkten für den Garten enorm gestiegen: Erden und Substrate, Bodenhilfsstoffe, Biodünger, Biopflanzenschutz und -stärkung, Lästlingsvergrämung, Mulch, Wurmkisten und Insektenhotels bis hin zu Hochbeet- und Gartenbedarf. Die Orientierung erleichtern zwei Gütesiegel, auf die man sich – fast immer – verlassen kann. Aber eine der wichtigsten Entscheidungen fällt schon bei der Wahl der Pflanzen.
Naturgarten Blumen

Leben und leben lassen – das Motto im Naturgarten (Foto: Pxhere, CC0)

Im Ethik.Guide, dem Einkaufsführer für fairen und nachhaltigen Konsum, findest du in der Kategorie Haushalt & Garten jede Menge Bezugsquellen Bio-Saatgut und -Jungpflanzen, ökologische Düngemittel, Erden und Gartenbedarf. In der Kategorie „Lästlinge & Nützlinge“ sind Bezugsquellen für Insektenhotels, Igelhäuschen, Futterhäuschen und Nisthilfen aufgelistet. Und unter dem Angebot „Schnittblumen“ finden sich Anbieter biologischer Schnittblumen.

Wachsen in deinem Garten Fackellilien, ein Nelkenpfeffer Gewürzstrauch oder gar ein Affenschwanzbaum? Vielleicht erfreuen sie dein Auge, die Fauna deiner Umgebung wird weniger begeistert sein.

Affenschwanzbaum

Der Affenschwanzbaum ist an den Abhängen der südamerikanischen Anden heimisch.

Regionale Pflanzen – für die Tiere der Region

Viele herkömmliche Saatgutmischungen enthalten nichtheimische Pflanzen oder Züchtungen. Viele Gärtner*innen setzen zudem auf exotische Jungpflanzen. Diese Pflanzen bieten aber nur wenigen heimischen Tieren Nahrung und der Einfluss auf die heimische genetische Vielfalt kann nicht abgeschätzt werden. Deshalb empfehlen wir, heimische Pflanzen und vor allem Wildpflanzen auszusäen beziehungsweise im Garten einzusetzen.

Mehr Hintergrundinformationen und Tipps findest du auf der Übersichtsseite von Kapitel Haushalt & Garten

Wildpflanzen sind Blumen und Gräser, die bei uns heimisch sind und sich über unzählige Generationen hinweg an einen bestimmten Standort angepasst haben. Daher ist es bei der Wahl des Saatgutes wichtig darauf zu achten, dass es sich um Samen gebietstypischer Wildpflanzen aus möglichst gebietsnahem Ursprung handelt.

Wie kommt man nun an solche Wildpflanzen(-samen)? Über das REWISA-Netzwerk! Auf der Website von REWISA  sind zertifizierte Betriebe gelistet, die regional gewonnenes Saatgut und Pflanzenmaterial von heimischen Wildpflanzen anbieten. REWISA steht übrigens für REgionale WIldpflanzen und SAmen.

Eine heimische Wildblumenwiese

Neben REWISA gibt es in Österreich noch das Gumpen­steiner Herkunfts­zertifikat G-Zert für regionale Wild­gräser und Wild­kräuter. Mit dem Einsatz von Wildpflanzensaatgut soll genet­ische Vielfalt unter Bedachtnahme auf Regionalität und Herkunft erhalten werden. Im Rahmen von G-Zert wird Saatgut nicht nur nach Region, sondern auch nach Lebensraum unterschieden.


In Deutschland engagiert sich der Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten VWW für eine artenreiche heimische Naturwelt und zertifiziert Saatgut, Gehölze und Stauden mit dem VWW-Regio-Siegel.

Erscheinungsformen der Natur

Die beiden Gütesiegel „Natur im Garten“ und „biologisch gärtnern“ sind bereits auf zahlreichen ökologischen Gartenprodukten zu finden und stellen wie gesagt eine gute Orientierungshilfe dar. Mit zwei Ausnahmen: Düngemittel mit tierlichen Inhaltsstoffen werden ebenso zertifiziert wie Mittel, mit denen Lästlinge wie etwa Schnecken, Ameisen oder Wühlmäuse getötet werden. Gemeinhin nennt man das Schädlingsbekämpfung. Wobei die Klassifizierung als Schädling eine Frage der Perspektive ist. Die Natur hat kein Lebewesen hervorgebracht, das nur Schaden anrichtet und das es zu vertilgen, zu vernichten und auszumerzen gilt. Meist ist das gehäufte Auftauchen dieser Lebewesen ein Zeichen von  Ungleichgewicht. Wenn Gartenpflanzen gesund und robust sind, wenn der Boden gesund und nicht ausgelaugt ist, dann sind die Pflanzen weniger anfällig für Tierchen, die der Mensch nicht im Garten oder auf dem Balkon haben will. Wir bezeichnen diese Lebewesen lieber als Lästlinge, da sie uns, dem Menschen, lästig sind. Für sich genommen sind sie aber einfach nur eine der hunderttausenden Erscheinungsformen der Natur.

Ähnlich halten wir es übrigens auch mit Pflanzen, die gemeinhin als „Unkraut“ bezeichnet werden. Ist der Name „Beikraut“ nicht viel treffender!? Da baut der Mensch etwa eine bestimmte Gemüsesorte an und dann breiten sich neben-bei im Beet auch andere, nicht erwünschte Pflanzen aus. Aber, was ein Schaden ist oder ein Unding, das ist eben auch eine Frage der Perspektive. Und so kann sich ein als „Unkraut“ geschmähtes Gewächs plötzlich als wertvoller Lieferant von Rohstoffen erweisen: Seifenkraut zum Beispiel enthält Saponine – das sind waschaktive Seifensubstanzen für umweltfreundliche Waschmittel. Da rücken Hobbygärtner mit der Chemiekeule aus, um dem vermeintlich lästigen Giersch zu Leibe zu rücken, dabei sollten sie ihn lieber ernten. Giersch ist ein sehr gesundes Lebensmittel.

biologisch gärtnern

Das Gütesiegel ist ein Kooperationsprojekt von die umweltberatung, biohelp und InfoXgen. Der Verein InfoXgen führt die Bewertung der Produkte auf der Basis der EU Bio-Verordnung durch. Das Gütesiegel zeichnet Pflanzenschutzmittel, Dünger und Substrate für den Haus- und Kleingartenbereich nach biologischen Kriterien aus. Dem dem Gütesiegel selbst, welches zertifizierter Produkte kenntlich macht, ist die Produktdatenbank eine sehr nützliches Instrument. Über eine Suchfunktion können Produkte, HerstellerInnen, Wirkstoffe, Schädlingsarten und Pflanzenkulturen abgefragt werden.


Natur im Garten

Dem Gütesiegel hält sich an die Kriterien von „Natur im Garten“ und an die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung. Zertifiziert werden können auch Präparate, die nicht für den biologischen Landbau zugelassen sind, und zwar dann, wenn sie ausschließlich natürliche, naturidentische oder traditionell verwendete ungiftige Substanzen enthalten, das gilt etwa für Essigsäurepräparate gegen Beikräuter. Torf wiederum ist tabu. Hinter dem Gütesiegel steht die vom Land Niederösterreich getragene Initiative selbigen Namens. Sie hat sich der Ökologisierung von Gärten und Grünräumen in Niederösterreich und darüber hinaus verschrieben. Zu den Kernkriterien von „Natur im Garten“ gehören das Verbot von Pestiziden, chemisch-synthetischen Düngern und Torf. Es wird großer Wert auf biologische Vielfalt und Gestaltung mit heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen gelegt.

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