Gefährliches Spielzeug
Land des Plastiks
85% aller Spielwaren in der EU kommen aus China. Obwohl dieses Land gerade einen großen Aufschwung erlebt, arbeiten noch immer viele Menschen in prekären Verhältnissen und zu Hungerlöhnen, um günstige Produkte für Europa zu produzieren. Um die Produktionskosten niedrig zu halten, werden für die Produktion von Plastikspielzeug oft billige Weichmacher und andere schädliche Stoffe verwendet. Kürzlich testete der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland Spielsachen und Badeartikel für Kinder. Ergebnis: Nur 10% aller Produkte waren gesundheitlich unbedenklich. Somit lässt sich sagen: Gut ist dieses System weder für die Arbeiter in China, noch für die Kinder in Europa – sondern nur für die Fabrikbesitzer und Vertreiber dieser Waren.
Gefährliche Weichmacher
Sollte Spielzeug auffällig riechen oder sogar stinken, dann lassen Sie es bestenfalls im Laden liegen oder geben Sie es zurück. Speziell bei weichem Plastik ist hier große Vorsicht geboten, da darin oft PVC (Polyvinylchlorid) vorkommt, welches für sich genommen schon umstritten ist. Dummerweise wird es – um das Plastik weicher und dehnbar zu machen – mit Phthalaten (Bisphenol A, kurz BPA) vermischt. Dadurch, dass sich Phthalate nach und nach aus dem Spielzeug freisetzen und sich mit dem Hausstaub vermischen, ist besondere Vorsicht geboten. Manche dieser Weichmacher können nämlich wie Hormone wirken und zu Schäden an Leber und Nieren führen. Luftballons und Latex-Spielzeug wiederum können Nitrosamine enthalten. Es gibt zwar legal zulässige Grenzwerte bei all diesen Substanzen, doch es werden bei Stichproben-Kontrollen oder Verbrauchertests immer wieder Produkte gefunden, die diese Anforderungen nicht erfüllen. Manche Plastikspielsachen sind außerdem mit Stoffen angereichert, die nur aufgrund mangelnder Studienerfahrung als „nicht schädlich“ eingestuft werden. Wie schon oft in der Vergangenheit werden solche Substanzen erst nach einiger Zeit als Zusatz verboten oder reglementiert. Dann ist es allerdings schon oft zu spät und der Schaden an der Gesundheit bereits angerichtet.
Plastik- und Schadstoffe – auch für die Umwelt schlecht
In manchen Bereichen haben Kunststoffe ihre Berechtigung und sind ein wertvoller Werkstoff. In sehr vielen unserer Lebensbereiche aber stellen Plastikprodukte die – in der Herstellung zwar – billigere, aber sowohl gesundheitlich als auch ökologisch teurere Variante dar. Plastik stellt eine enorme Belastung für unsere Umwelt dar. Hergestellt aus Erdöl braucht es viele hundert Jahre, um abgebaut zu werden. In den Flüssen und Weltweeren sammelt sich immer mehr Plastik, vergiftet die Lebensräume und die Lebewesen darin. Für 2050 prognostiziert die Forschung, dass der Plastikanteil in den Ozeanen höher sein wird als jener der Fische.
Hinzu kommt, dass Plastik nicht nur per se problematisch ist, sondern dass dem Kunststoff zahlreiche bedenkliche Stoffe wie die erwähnten Phtalate beigemischt werden. Auch diese landen dann in der Umwelt.
Prüfsiegel am Prüfstand
Prüfsiegel versprechen Information. Doch diese Information ist nur dann etwas wert, wenn sie relevant ist und unabhängig geprüft wird. Nachfolgend findest du einige nützliche und weniger nützliche Prüfsiegel:
- Gütesiegel „NCP“ (Nature Care Product): Damit können Produkte zertifiziert werden, die aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen bestehen und die Umwelt und damit auch Kinder nicht unnötig belasten.
- Gütesiegel „spiel gut“: Ist das Produkt pädagogisch wertvoll? Spielzeug wird von Fachleuten überprüft und mit Kindern erprobt. Zusätzlich wird auch der Inhalt überprüft. PVC-Spielzeug bekommt dieses Prüfsiegel nicht.
- Gütesiegel „geprüfte Sicherheit“: unabhängige und externe Prüfung der Sicherheit des Spielzeugs.
- Warnhinweis „Nicht geeignet für Kinder unter 3 Jahren“: Vorsicht! Teile können verschluckt werden oder Farben sind nicht speichelecht. Spielzeug könnte auch nicht bruchfest sein.
- CE-Kennzeichnung: Hier handelt es sich um keinen Garanten für sicheres Spielzeug. Dieses Siegel sagt aus, dass das Spielzeug die europäischen Sicherheitsrichtlinien erfüllt. Die Erfüllung der Kriterien müssen allerdings nicht extern geprüft werden, was die Aussagekraft deutlich mindert.
Das NCP-Siegel schließt gewisse schädliche Substanzen bei der Herstellung von vornherein aus. Die Gütesiegel „geprüfte Sicherheit“ und „spiel gut“ testen beide auf schädliche Stoffe im Spielzeug und sind unabhängig geprüft.
Second Hand
Viele Menschen sind keine Flohmarktfans, doch Second Hand ist im Trend! Immer mehr Eltern, Großeltern und „Kinder-Beschenker“ kaufen hier für die Kleinen ein. Nicht nur die Geldbörse wird dadurch geschont, sondern auch die Umwelt. Wer gebraucht kauft, verbraucht weniger Ressourcen und reduziert dadurch seinen ökologischen Fußabdruck merklich. Doch es gibt noch einen weiteren Vorteil von Flohmärkten. Selbst bei chemikalienbelasteten Spielsachen verflüchtigen sich die Schadstoffe oft nach einiger Zeit oder werden ausgewaschen.
Speziell Kinder im Kindergartenalter stören sich normalerweise nicht an gebrauchtem Spielzeug. Solange das Geschenk neu aussieht und sich gut anfühlt, freuen sich die Kleinen bestimmt darüber.
Neu, aber gut
Wer neue Spielwaren kauft, sollte unbedingt darauf achten, dass diese umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich sind. Im Ethik.Guide findest du eine große Auswahl an entsprechenden Spielwaren-Geschäften und Anbietern, die diese Kriterien erfüllen. Aber konkret welche Materialien sind nun empfehlenswert?
- Holz
- Bio-Kunststoffe (auf Basis nachwachsender Rohstoffe)
- Bio-Baumwolle, Hirse, Dinkelspelz
- Gips
- Karton
Der nachwachsende Rohstoff Holz ist nicht nur haptisch ein Genuss, sondern auch robust. Neben Klassikern wie Nachziehtieren, Holzfiguren und Holzfahrzeugen werden heute auch innovative Spiel- und Bauelemente aus Holz gefertigt. Bei Holzspielzeug solltest du darauf achten, dass es entweder nur mit umweltfreundlichen und gesundheitlich unbedenklichen Pflanzenölen behandelt wurde oder mit ökologischen, aber wasserfesten Farben bestrichen wurde. Bausteine wiederum gibt es etwa auch aus umweltfreundlich eingefärbtem Gips. Für Schmuse-Puppen und -Tiere bieten sich wiederum Bio-Baumwolle als Hülle wie auch Füllung an. Als Füllung eignen sich – je nach Einsatzbereich – aber auch Kapok, Hirse oder Dinkelspelz. Und Bio-Plastik ist das Material der Wahl für kleine, weiche Quietschtiere oder Badeentchen.
Quellen:
- animal.fair: Darauf kommt’s an bei Babys & Kids
- Der Standard: Spielzeug made in China
- Der Stern: Schadstoffe in Spielzeug
- Verbraucherzentrale NRW: Plastikspielzeug
- Wirtschaftswoche: Kinderspielzeug ist voller Chemie
- Arbeiterkammer OÖ: Spielzeug – Darauf sollten Sie achten
- www.baby-und-familie.de: So meiden Sie Schadstoffe im Spielzeug
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