Massentierhaltung in Aquakulturen
Nicht artgerecht
Zu den Fisch und Krebsarten, die am häufigsten gezüchtet werden zählen Lachs, Tilapia, Pangasius, Thunfisch, Zander, Wolfsbarsch, Dorade und Garnelen. Die Haltung der Tiere auf engstem Raum und die hohe Besatzdichte verletzen massiv die Bedürfnisse der Fische, unterdrücken ihre natürlichen Instinkte und führen zu Verhaltensstörungen, einer Beeinträchtigung des natürlichen Schwimmverhaltens, vermindertem Wachstum und schmerzhaften Verletzungen. In den Becken gibt es keinerlei Rückzugsorte für die Tiere. Vor allem schnell schwimmende und wandernde Arten sowie solche mit einem hohen Platzbedarf leiden in Gefangenschaft. Fast 90% der weltweiten Aquakulturen befinden sich übrigens in Asien.
Kranke Fische
Ansteckende Krankheiten und Parasiten können sich schnell ausbreiten, was eine hohe Mortalitätsrate (häufig über 20%) und den Einsatz von chemischen Substanzen mit sich bringt. Um die Wirtschaftlichkeit (schnelles Wachstum, bestmögliche Futterverwertung der Tiere, Beschleunigung des Fortpflanzungsverhaltens) der Aquakultur zu steigern, werden Tiere hochgezüchtet beziehungsweise genetisch manipuliert (USA, China). Zudem werden in den Aquakulturen massiv Medikamente eingesetzt, insbesondere Antibiotika, aber auch Hormone. Beides hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere, die gesamte Umwelt und letztlich auch auf den am Ende der Nahrungskette stehenden Menschen.
Kein schneller Tod
Das Schlachten der Fische beinhaltet häufig ein wochenlanges Aushungern der Tiere, die leidvolle Betäubung mit CO2, ein Ersticken der Tiere an Land oder das Legen auf Eis, wo sie ebenso qualvoll sterben. Krebstiere wie Hummer und Krebse werden nach langem häufig lebendig gekocht, obwohl erwiesen ist, dass diese Tiere Schmerzen empfinden.
Absurd: Wildfang für Zuchtfische
Viele der gängisten Zuchtfischarten fressen am liebsten andere Fische, darunter Lachs, Forelle, Aal oder auch Shrimps. Diese stammen meist aus Wildfang, was wiederum zu einer weiteren Plünderung der Fischbestände in den Weltmeeren. Jedes Jahr werden rund 20 Millionen Tonnen Wildfische an an Zuchtfische verfüttert. Weder der eingeholte „Beifang“ aus der Ozeanfischerei noch die Abschnitte aus den Fischfabriken decken den Bedarf an Fischmehl und Fischöl für die Aquakulturen. Für die Erzeugung von 1 kg Zuchtfisch werden drei bis fünf Kilo Futter benötigt, in der Thunfischmast sogar 20 kg.
Kein Gewinn für die Natur
Aquakulturfarmen in offenen Gewässern verbrauchen hohe Mengen an Frischwasser (8 Tonnen Wasser für 1 Tonne Zuchtfisch), was die Grundwasserreserven der Umgebung stark belastet. Unbehandelte Abwässer mit Rückständen von Medikamenten und Exkrementen gelangen oftmals in die umliegenden Gewässer und gefährden oder zerstören sogar die dortigen Ökosysteme.
Wenn die riesigen Zuchtbecken errichtet werden, müssen natürliche Ökosysteme weichen. Den größten ökologischen Schaden verursachen Shrimps-Farmen in Asien oder Lateinamerika, wo für die Teiche Mangrovenwälder abgeholzt werde: Die Wälder sind nicht nur Lebensraum für viele tropische Tierarten, sondern bieten auch einen natürlichen Schutzwall bei Überschwemmungen und Stürmen.
Aus den Farmen entwichene Zuchtfische konkurrieren wiederum mit Wildtieren um Lebensraum und Nahrung, übertragen Krankheiten und gefährden letztlich das Überleben der Wildtiere.
Süsswasserfischzucht
Neben Forelle und Karpfen zählen Saibling und Zander zu beliebten Zuchtfischen. Hier kommt es sehr auf den jeweiligen Zuchtbetrieb an, ob die Tiere auch nur annähernd artgerecht gehalten werden. Am höchsten sind die Standards bei heimischen Biofischen.
Krebstiere
Im Jahr 2020 wurden laut UN Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) 11,2 Millionen Tonnen Krebstiere in Aquakulturen produziert. Das sind mehr als zwei Drittel der gesamten den Gewässern entnommenen Krebstiere. Ein Großteil davon sind Garnelen. Die schmerzempfindlichen Tiere werden in engen Becken oder Teichen zusammengepfercht. Die hohe Besatzdichte führt zu eingeschränkter Bewegungsfreiheit und in weiterer Folge zu Stress, Verletzungen und einem erhöhten Risiko für Krankheiten. Genauso wie bei Fischen werden auch hier riesige Mengen an Medikamenten insbesondere Antibiotika eingesetzt.
Was ist Augenstielablation?
Insbesondere bei den weiblichen Krebstieren kommt es aufgrund der hohen Besatzdichte zu einer verminderten Fortpflanzungskapazität. Um diesen natürlichen Mechanismus zu umgehen wird die sogenannte Augenstielablation durchgeführt. Dabei werden die Augenstiele der weiblichen Tiere durchtrennt. Neben den extremen akuten Schmerzen, die durch solch einen Eingriff ohne Betäubung entstehen leiden die Tiere ihr Leben lang an gesundheitlichen Komplikationen.
Quellen und weiterführende Links
- Greenpeace-Report über Aquakulturen
- fair-fish-Dossier über die Fischzucht
- Albert Schweitzer Stiftung über Fische in Aquakultur
- Albert Schweitzer Stiftung über Krebstiere
- FAO: The State of World Fisheries and Aquaculture 2022
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