Tierversuche – die Alternativen


Zellkulturen sind eine Alternative zu Tierversuchen (Foto: flickr.com, Umberto Salvagnin, CC BY 2.0)
Reduzieren – Verbessern – Ersetzen
Bereits 1959 wurde der Begriff der „3 R-Regel“ (Reduction, Refinement, Replacement) von dem Zoologen William Russel und dem Mikrobiologen Rex Bruch geprägt:
- Reduction bedeutet die Reduktion der Versuchstierzahl
- Refinement bedeutet die Verbesserung der Bedingungen für Versuchstiere in Bezug auf Schmerz und Stress
- Replacement steht für den Ersatz von Versuchstieren durch In-vitro-Tests oder In-silico-Tests („in Silizium“ d.h. Computermodelle).
Alternativmethoden sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit tierfreien Methoden, aber stellen eine Verbesserung hinsichtlich der Leidvermeidung bei Tieren in der Forschung im Sinne der 3R dar.
In den letzten Jahren wurden neue wissenschaftliche Methoden entwickelt, die eine große Zahl von Tierversuchen durch In-vitro-Systeme ersetzen. Diese sind nicht nur aus Tierschutzgründen vorzuziehen, sondern sind, da sie eine fast zehnjährige Phase der Validierung (Prüfung auf Sicherheit) durchlaufen müssen, auch sicherer als Tierversuche. Die Ergebnisse sind reproduzierbar, schneller durchführbar, und – einmal etabliert – auch wesentlich günstiger.
Derzeit werden folgende Alternativmethoden anerkannt und angewendet:
- Zellkulturen – hierbei werden Zellen aus verschiedenen Geweben (z.B. Haut, Niere,…) in speziellen Nährmedien gezüchtet. An diesen Zellkulturen können zahlreiche Tests und Prüfungen durchgeführt werden, für die bisher Tiere verwendet wurden. Für die Ernährung der Zellen wird oft fötales Kälberserum benötigt, was aus Sicht des Tierschutzes bedenklich ist.
- Instrumentelle Analytik – moderne Analysemethoden werden zur Diagnose von Infektionskrankheiten und Analyse von körpereigenen Substanzen (Insulin, andere Hormone usw.) eingesetzt.
- Computergestützte Analytik – komplexe biologische Abläufe, Körperfunktionen und deren Regulationsmechanismen können zunehmend mit Hilfe von computergestützten Simulationen beobachtet und getestet werden. Auch in der Wirkstoffentwicklung der Pharmaindustrie werden Computermodelle eingesetzt: Beim sogenannten „Screening“ können möglicherweise unwirksame oder giftige Stoffe schon auf einer frühen Stufe der Entwicklung ausgeschieden werden ohne dass Versuchstiere eingesetzt werden.
- Künstliche Modelle – Hautverträglichkeitsprüfungen können z.B. an künstlicher Haut aus Hautzellkulturen durchgeführt werden. Isolierte Organe und Gewebeschnitte werden zur Erforschung von Stoffwechselleistungen und elektrischen Phänomenen verwendet.
- Biochemische Testverfahren – Krankheitsdiagnostik, die ohne Verwendung von lebenden Tieren durchgeführt wird.
- Microdosing – das ist eine weitere tierversuchsfreie Methode zur Arzneimittelentwicklung ohne Tierversuche, bei der extrem kleine Dosen eines potentiellen Medikaments an freiwillige Versuchspersonen verabreicht werden.

Leider immer noch üblich: Tierversuche in der Medizin (Foto: Wikimedia Commons, Janet Stephens)
Kennzeichnung tierversuchsfreier Produkte
Zumindest im Bereich der Kosmetik gibt es mit drei Kontrollsiegeln eine relativ zufriedenstellende Kennzeichnung tierversuchsfreier Produkte. Alle Details dazu findest du im Artikel „Gütesiegel für tier- und hautfreundliche Kosmetik“.
Besonders erstrebenswert wäre eine ähnliche Kennzeichnung auch in den Bereichen Putz- und Waschmittel, Farben/Lacke und Baustoffe und in allen anderen Bereiche, in denen chemisch-synthetische Stoffe verwendet werden. Denn besonders in diesem Bereich werden sehr viele Tierversuche durchgeführt. Bei Reinigungs- und Waschmitteln ist Großbritannien Pionier. Dort tragen bereits zahlreiche tierversuchsfreie Haushaltsprodukte das Leaping-Bunny-Siegel. Bei uns sind erst einige wenige Marken mit Leaping Bunny oder Hase mit schützender Hand zertifiziert. Alle Infos für diesen Bereich haben wir im Artikel „Tierschutz und Öko-Gütesiegel“ zusammengefasst.
Weitere Infos
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