Neukauf war gestern – Reparatur und Selbsthilfe

Reparieren: Ressourcenschonung und Abfallvermeidung (Foto: Pixabay, jarmoluk)

Reparieren ist das neue Kaufen

Das derzeitige wirtschaftliche Handeln verbraucht in der Regel enorme Mengen an Energie und Ressourcen und produziert gleichzeitig gigantische Müllberge. Der Neukauf von Gegenständen ist in der Regel aus finanzieller Hinsicht deutlich attraktiver als die Reparatur. Zum Glück gibt es bereits einige Initiativen, die eine Entwicklung zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft forcieren.

Reparieren reduziert Umweltauswirkungen, generiert lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze. „So schätzt der Europäische Dachverband RREUSE das Jobpotenzial durch Re-Use (und damit auch Reparatur) für Europa mit rund 300.000 Personen ein“ gemäß Barbara Reinwein von der MA22, der Wiener Umweltschutzabteilung.

Reparaturbonus

Das Pilotprojekt der Stadt Wien „Wiener Reparaturbon“ stieß auf große Beliebtheit und wird nun österreichweit weitergeführt: Die Initiative des Klimaschutzministeriums Reparaturbonus bietet einen finanziellen Anreiz für Reparaturen. Der Reparaturbonus fördert 50 Prozent der Reparaturkosten bis zu einem Betrag von 200 Euro und bis zu 30 Euro für die Einholung eines Kostenvoranschlags bei teilnehmenden Partnerbetrieben. Der jeweilige Betrag wird direkt von der Rechnung abgezogen.

Eine Waschmaschine, die etwa 70 Kilogramm wiegt, verbraucht von der Herstellung bis zur Entsorgung rund 1.400 Kilogramm an Material. Selbst unter Berücksichtigung des geringeren Energieverbrauchs eines neuen Gerätes rechnet sich der Ersatz einer alten Waschmaschine aus ökologischen Gesichtspunkten frühestens nach 17 bis 23 Jahren. (Foto: Pexels, Rodnae Productions)

Reparaturnetzwerk Wien (RNW)

Das Reparaturnetzwerk Wien (RNW) wird seit über 20 Jahren von der Stadt Wien unterstützt. Es stellt einen freiwilligen Zusammenschluss spezialisierter Reparaturbetriebe dar. Mindestens 50 Prozent der Arbeitsplätze in diesen Betrieben widmen sich dem Reparieren von Gegenständen. Zudem muss jeder Betrieb mindestens drei unterschiedliche Marken reparieren können. So wird die Qualität der Reparaturen zweifelsfrei sichergestellt.

Reparatur Cafés

Repair Cafés bieten eine Möglichkeit, Gegenstände gemeinsam mit ehrenamtlichen Experten zu reparieren. Und das vollkommen kostenlos. Verzweifelte Selbstversuche in den eigenen vier Wänden gehören der Vergangenheit an. Neben der Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer sind im lokalen Repair Café Werkzeuge und Materialien für alle möglichen Reparaturen vorhanden. So wird die Fähigkeit zur Selbsthilfe vermittelt. Darüber hinaus stärkt ein Blick in das Innere eines 90-Euro-Druckers das Gefühl für die Arbeit, die hinter diesem Produkt steckt. Überzeugt?

Die Initiative „Repair Café“ wurde 2007 von Martine Postma aus den Niederlanden ins Leben gerufen. Mittlerweile sind die Cafés auf der ganzen Welt zu finden. Wer über handwerkliches und technisches Fachwissen verfügt, kann  selbst ein „Repair Café“ eröffnen. Die Stiftung „Stichting Repair Café“ bietet dafür seit 2011 professionelle Hilfe an.

Anders als im Selbstversuch ist man im Reparatur Café nicht auf sich allein gestellt, sondern wird von kundigen ehrenamtlichen Helfern unterstützt (Foto: flickr, Karen Blakeman)

Reparaturanleitungen und Selbsthilfe

Selbst ist „der Mann“? Mit iFixit sind alle Menschen selbst in der Lage, alltägliche Reparaturen im eigenen Haushalt zu verrichten. Das Online-Reparaturhandbuch stellt Anleitungen für fast alles zur Verfügung. Und das vollkommen kostenlos. Egal ob Smartphone, PKW, PC oder Kamera – mithilfe von iFixit hat man länger etwas von seinen Gütern. Besonders spannend an diesem Konzept – du selbst kannst mithelfen. Die Reparaturanleitungen auf iFixit können von jeder Privatperson erstellt werden. Darüber hinaus besteht laufend die Möglichkeit, bestehende Anleitungen zu bearbeiten und zu optimieren. Somit kannst du als Einzelperson dein technisches Wissen mit dem Rest der Welt teilen und im Gegenzug vom Wissen anderer profitieren.