Nicht nur für Leseratten und Bücherwürmer
Bedenkliche Farbenpracht
Wer jetzt denkt, dank Recyclingpapier sei ökologisches Drucken kein Problem mehr, täuscht sich. Zwar sammeln die meisten fleißig Altpapier und entsorgen es in der roten Tonnen. Das Problem beim folgenden Recycling sind aber die Farben. Um den Zellstoff des Papiers wiederverwenden zu können, muss das Papier erst von den teils giftigen Farben im sogenannten Deinking-Verfahren gereinigt werden. Und dabei bleibt vom Papier im Endeffekt gar nicht mehr so viel übrig, rund 40% der Masse ist ein Abfallprodukt. Diese toxische Schlacke muss als Sondermüll entsorgt werden. Hinzu kommt ein neues Problem: Mit der UV-LED-Technik bedrucktes Papier lässt sich überhaupt nicht mehr recyceln.
Aber auch das gereinigte Papier ist nicht zu 100% von Rückständen befreit. Konventionelle Druckfarben bestehen zu einem großen Teil aus natürlichen Substanzen wie Pigmenten, Ölen, Harzen oder Wachsen, allerdings beinhalten sie auch Mineralöle als Lösemittel. Genau diese Mineralöle verbleiben als Abfallprodukt nach dem Deinking-Prozess zum Teil auch im Recyclingpapier. Wird dieses zum Verpacken von Lebensmitteln benutzt, können die Produkte mit Mineralölen in Kontakt geraten.
Ökologisch ins Gewicht fällt auch der hohe Stromverbrauch im Druckprozess. Je nachdem aus welcher Energiequelle der Strom bezogen wird, fällt die Umweltbelastung unterschiedlich hoch aus. Hier punkten dann Druckereien, die mit erneuerbaren Energien arbeiten.
Made in Asia
Der WWF hat bereits mehrmals Papieranalysen und Marktrecherchen durchgeführt. Dabei hat die Naturschutzorganisation festgestellt, dass ein großer Teil der Kinderbücher, die in deutschen Verlagen erscheinen, in Asien gedruckt wurde. Darüber hinaus wurden in den Laboruntersuchungen der Papierprodukte auch Tropenhölzer nachgewiesen. Laut WWF steht die großflächige illegale Abholzung in vielen südostasiatischen Ländern an der Tagesordnung. Und da tropische Regenwälder nur in den seltensten Fällen nachhaltig bewirtschaftet werden, müsse man bei den untersuchen Produkten von Raubbau und Umwandlungen wertvoller Naturwälder ausgehen.
Wie schon in vielen anderen Konsumbereichen haben asiatische Märkte nun also auch die Druckereibranche zumindest teilerobert. Niedrige Löhne und niedrige Umweltstandards locken die Verlage. Neben den widersinnigen, langen Transportwegen kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: die Druckfarben. Neben Mineralöl können die Bücher auch BPA (Bishenol A) oder bei uns gar nicht zugelassene Substanzen enthalten. Neben dem Umwelfaktor also auch ein Risikofaktor.
Wenn der Preis alles diktiert, muß immer jemand einen Preis zahlen: In dem Fall der Regenwald und Kinder, die die Bücher lesen, halten, vielleicht sogar daran knabbern, wie das bei den dicken Pappbüchern ja üblich ist. Wer nicht will, dass seine Kleinen hier mit eventuell bedenklichen Substanzen in Berührung kommen, sollte auf Verlage achten, die bewusst und deklariert umweltfreundlich produzieren. Das gilt selbstverständlich auch für „Erwachsenenbücher“.
Drucken auf höchstem Niveau – von der Wiege zur Wiege
Das derzeit wohl nachhaltigste Druckverfahren folgt dem Cradle to Cradle-Prinzip und heißt übersetzt „Von der Wiege zur Wiege“. Gemeint ist damit ein Kreislaufverfahren, bei dem Produkte so konzipiert werden, dass keinerlei Abfall erzeugt wird, und die eingesetzten Ressourcen immer wieder im Kreis geführt werden können – entweder in biologischen oder geschlossenen technische Kreisläufen. Konkret heißt das beim Buchdruck: Es dürfen nur für Natur und Gesundheit unbedenkliche Stoffe verwedet werden. Das gilt für das Papier genauso wie für die Druckfarben oder die Klebebindung. So werden hier etwa nur reine Pflanzenölfarben verwendet. Damit ist ein nach dem Cradle to Cradle-Prinzip gedrucktes Buch grundsätzlich auch kompostierbar.
Vorreiter in dieser Drucktechnik ist die Druckerei gugler in Melk. In Deutschland bieten etwa die Druckereien Lokay oder printarena Cradle-to-Cradle-Produkte an, in der Schweiz die Vögeli AG.
Ein Tipp: Verlage, die ihre Kinderbücher im Cradle to Cradle-Standard drucken lassen, sind u.a. der neunmalklug-Verlag und der Kosmos-Verlag.
Und auch unserer gedruckter Ethischer Einkaufsführer wurde in der Druckerei gugler nach dem Cradle to Cradle-Prinzip gedruckt. Wenn du ihn ausgelesen hast und nicht mehr brauchst, musst du ihn nicht unbedingt im Garten vergraben, kannst ihn aber mit gutem Gewissen der roten Tonne übergeben ;-)))
Die Druckerei gugler ist aber nicht die einzige Druckerei in Österreich, die sich um nachhaltigen Druck bemüht. Unsere Mitgliedskarten, die Ethik.Cards werden von der Duckerei Janetschek gedruckt. Sie ist eine der wenigen Druckereien, die EMAS-zertifiziert ist und somit einen starken Fokus auf das Umweltmanagement legt. Gedruckt wird nur mit mineralölfreien Farben und die Energiequelle ist reiner Ökostrom, teilweise aus der eigenen Photovoltaikanlage. Da beim Druckprozess CO2-Emissionen unvermeidlich sind, betreibt Janetschek ein Humusaufbauprogramm in der Steiermark und im Waldviertel. Die Vorteile für Boden und Umwelt: Die Nährstoffdichte nimmt zu und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens steigt.
Woher kommt das Holz?
Ein Mindesttandard bei jedem Druckwerk sollte sein, dass das Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Zu erkennen ist das an den Gütesiegeln beziehungsweise, wenn in den Verlagsinformationen steht, dass auf FSC- oder PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt wurde.
Die im Ethik.Guide gelisteten umweltfreundlichen Druckereien findet ihr übrigens hier.
Dieser Artikel ist zugeordnet zu Dienstleister & Sonstiges