Adoptieren statt kaufen!
Ein neues Zuhause geben
Abertausende Tiere, ob jung oder alt, groß oder klein suchen ein neues Zuhause und Menschen, die sie bei sich aufnehmen. Der Ethik.Guide appelliert an alle angehenden Tier“halter“, ein Tier aus folgenden Einrichtungen zu holen:
- Tierheim
- Tötungsstationen und Tierheime in Ost- und Südeuropa
- „Neues Zuhause gesucht“ – Aushang beim Tierarzt
- Vom Land/Bauernhof
Tierheim
Die Lage in vielen Einrichtungen ist oft prekär, insbesondere vor der Urlaubssaison sind die Tierheime völlig überfüllt. Manche Tiere müssen oft viel zu lange in den Quarantänekäfigen verbringen, weil es nicht genügend Ausweichquartiere gibt. Wer ein Tier aus dem Tierheim oder Tierasyl holt, hilft auch, die Lage dort zu entschärfen. Es gibt Tiere aller Arten und aller Altersklassen in diesen Einrichtungen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, wenn Sie sich für ein Tier entscheiden wollen. Sprechen Sie ausführlich mit den PflegerInnen. Wichtig ist, ein Tier zu finden, dessen Bedürfnissen Sie gewachsen sind und die Sie bereit sind, zu befriedigen. Manche Tiere sind traumatisiert und brauchen besondere Zuwendung. Sie sollten etwa nur von erfahrenen Katzen- oder Hundehaltern aufgenommen werden. Die PflegerInnen wissen in der Regel um Charakter, Verträglichkeit (etwa mit Kindern oder anderen Tieren) Bescheid und helfen Ihnen bei der Auswahl.
Tötungsstationen/Tierheime in Ost- und Südeuropa
Ob Slowakei, Ungarn, Serbien, Rumänien oder Spanien – in diesen Ländern warten leider unzählige Tiere in Tötungsstationen auf ihr gewaltsames Ende. In anderen Ländern, wie Griechenland, entledigen sich Gemeinden durch regelmäßige Vergiftungsaktionen der streunenden Katzen und Hunde. In Österreich und Deutschland gibt es eine große Zahl an Tierschutzvereinen, die Tiere aus Tötungsstationen, ehemalige Straßenhunde- und -katzen an gute Plätze hierzulande vermitteln.
Aushang beim Tierarzt
Praktisch in jeder Tierarzt-Ordination finden Sie einen oder mehrere Aushänge, auf denen für Tiere ein neues Zuhause gesucht wird. Oft haben Tierärzte auch selbst Tiere in Notsituationen aufgenommen und suchen für diese gute Plätze. Der Vorteil, auf diese Art und Weise, ein Tier für sich zu suchen, liegt darin, dass der Tierarzt oder die Tierärztin meist etwas über den Hintergrund der zu vermittelnden Tiere wissen.
Vom Land/Bauernhof
Auch heute kommt es noch vor, dass „überzählige“ Katzenbabies auf grausame Art getötet werden. Andere erleiden ein Schicksal als Streunerkatze. Viele wissen vielleicht nicht, dass es auch in Österreich ein Streunerkatzen-Problem gibt. Hauptursache ist eine gesetzliche Ausnahmeregelung für Bauern. Während alle anderen Katzenhalter ihre Tiere – so diese Freigang haben – kastrieren müssen, sind bäuerliche Betriebe dazu nicht verpflichtet. Solange diese Regelung besteht, wird es Streunerkatzen geben. Ihr Leben ist hart, die Tiere kämpfen ums Überleben. Die kalte Jahreszeit überstehen viele nicht, sterben an Hunger oder Kälte. Manche werden aber auch zur Zielscheibe für Jäger.
Bei einem Katzenwurf am Bauernhof würden voraussichtlich nicht alle Kätzchen überleben, wenn sie nicht von Menschen unterstützt, sprich gefüttert werden. Wenn in der Prägezeit der ersten sechs bis acht Wochen ein Kontakt zu Menschen besteht und die Kätzchen auch auf Menschen sozialisiert sind, dann können Sie ab der 12. Lebenswoche einem Geschwisterpaar ein neues Zuhause geben. In jedem Fall sollte der Kontakt zu einem Bauernhof unbedingt auch dazu genützt werden, dass eine Kastration aller Freigänger erreicht wird. Ziel sollte es sein, die Bauern von dieser Maßnahme zu überzeugen, gegebenenfalls kann man selber einen finanziellen Zuschuss beisteuern oder die Unterstützung von regionalen Tierschutzorganisationen suchen.
Zoohandlungen und Züchter
Natürlich spricht theoretisch nichts dagegen, ein Tier oder Tiere bei einem seriösen Züchter, der seine Tiere wirklich gut behandelt, zu kaufen. Sie tun dies aber vor dem Hintergrund, dass immer mehr Tiere in Heimen abgegeben oder gar ausgesetzt werden. Und Sie tun dies vor dem Hintergrund, dass in unseren Nachbarländern unzählige Hunde und Katzen getötet werden, weil ihnen niemand ein Zuhause gibt und die Tierheime überquellen. Anstatt eine Rassekatze oder einen Rassehund zu kaufen, kann man die Zukunft eines Tieres aus dem Tierheim sichern. Außerdem gibt es auch in Tierheimen abgegebene Rassetiere, wenn man darauf Wert legt.
Auch in Zoohandlungen sollten keine Tiere gekauft werden. Die Gehege sind meist nicht groß genug, dass sich die Tiere einigermaßen wohl fühlen könnten, das Personal ist oft mangelhaft ausgebildet und will natürlich in erster Linie verkaufen. Und überhaupt wird auch mit dem Kauf eines Tieres in der Zoohandlung, die Züchtung, der Handel mit Tieren und eventuell sogar der Wildfang gefördert, da die Nachfrage immer wieder durch neue Tiere befriedigt wird.
Tierzucht als lukrative Einnahmequelle
Vor allem sollten keine Hunde und Katzen in Zoohandlungen gekauft werden. Leider ist der Verkauf der Jungtiere seit 2008 wieder erlaubt. Der Tierhandelt ist nämlich nicht verpflichtet, Herkunft oder Qualitätsstandards des Züchters nachzuweisen. Es ist zu befürchten, dass aus Profitgründen Tiere aus dem Ausland gekauft werden, die aus Massen- und Hinterhof-Zuchten stammen. Die Welpen und jungen Kätzchen weisen deshalb oft Fehlprägungen und Verhaltensauffälligkeiten auf. Alles andere als artgerecht ist auch die Zurschaustellung im kleinen Gehege in den Tierhandlungen – mit vielen fremden Menschen in einer unruhigen Umgebung. animal.fair und der Ethik.Guide fordern deshalb ein Verbot des Verkaufs von Hunden und Katzen in Tierhandlungen.
Noch weniger zu empfehlen sind Messen, wo weder Zeit noch Ruhe ausreichend vorhanden sind, um ein Tier bewusst auszuwählen und sich über den Gesundheitszustand ein ausreichendes Bild machen zu können. Das gilt im Besonderen für Reptilienbörsen. Die Tiere müssen einen mitunter langen Transport über sich ergehen lassen und stehen unter Stress. Abgesehen davon raten wir von der Haltung von Terrarientieren generell ab, da es sich um Wildtiere handelt und ihnen in unseren Breitengraden, in unseren Wohnungen und Häusern, kein artgerechtes Leben geboten werden kann.
Vorsicht im Internet
Auch bei Käufen übers Internet sollte man sehr vorsichtig sein und wir raten eher davon ab. Sie wissen nichts über die Lebensbedingungen der Jungtiere bzw. Muttertiere. Unbedingt sollte man auch von Tier-Übergaben auf der Straße oder am Parkplatz absehen. Meist werden die jungen Tiere illegal und unter widrigsten Bedingungen aus Osteuropa eingeführt. Das betrifft vor allem den Welpenhandel (Details siehe hier.)
Anders verhält es sich natürlich mit der Vermittlung von Tieren durch Tierschutzorganisationen oder Tierärzte. Auch diese nutzen oft das Internet, um für Schützlinge ein neues Zuhause zu finden.
Beziehung und Verantwortung für viele Jahre
„Pflegeleichte“ Tiere gibt es nicht! Jedes Tier ist ein Lebewesen mit eigenem Charakter, individuellen Wünschen und artspezifischen Bedürfnissen. Tiere sind keine Spiel- oder Streichelobjekte und keine Wohnungsdekoration. Wer einem Tier ein zu Hause gibt, übernimmt Verantwortung für ein fühlendes Lebewesen, geht eine Partnerschaft ein – eine Partnerschaft fürs Leben.
Bevor Sie diese Partnerschaft mit einem Tier eingehen, sollten Sie sich mehrere Fragen beantworten: Bin ich bereit, eine (tier-)lebenslange Bindung einzugehen – mit allen Höhen aber auch den Tiefen? Bin ich bereit für viele Jahre (manchmal bis zu 20 und mehr), die Verantwortung für dieses Lebewesen zu übernehmen? Bin ich bereit, die Kosten für mitunter auch sehr hohe Tierarzt-Rechnungen zu bezahlen (bei Operationen können Kosten jenseits von 2000 Euro anfallen)? Bin ich auch bereit, das Tier zu pflegen, wenn es krank wird, eventuell auch seinen Po zu säubern oder die Hinterlassenschaft wegzuputzen, wenn es Durchfall hat oder erbricht? Und bin ich bereit, mich auf das Wesen eines Tieres einzulassen und nicht davon auszugehen, das es mir gehorcht?
Wenn man dazu nicht bereit ist, sollte man es besser bleiben lassen. Im Interesse des Tieres, aber auch im eigenen Interesse. Schließlich leiden schon zu viele Tiere in Privathaushalten oder landen schließlich doch im Tierheim, weil die Entscheidung spontan und unüberlegt getroffen wurde, vielleicht sogar aus Mitleid, oder sich „die Lebensumstände“ geändert haben.
Keine Spontanhandlungen – ausgiebig vorab informieren!
Bevor man ein Tier zu sich nimmt, sollte man sich umfassend darüber informieren, welche (Mindest-) Anforderungen es stellt, um einigermaßen artgerecht leben und sich wohl fühlen zu können, welche Lebensgewohnheiten es hat. Wir haben für Katzen und Hunde die wichtigsten Informationen zusammengefasst. Sie sollten sich aber auch ausführlich bei einem Tierarzt informieren oder Fachbücher lesen.
Insbesondere raten wir von Spontanhandlungen und Spontankäufen ab. Vor allem wenn Sie vorher noch nicht mit einem Haustier zusammengelebt haben, wissen Sie nicht, was auf Sie zukommt. Auch von Tieren als „Geschenk“ raten wir dringend ab. Tiere sind keine Dinge, die bei sinkendem Interesse einfach in der Schublade verschwinden können. Wir können nicht wissen, ob der oder die Beschenkte, tatsächlich diese große Verantwortung übernehmen will und kann.
Kinder und Tiere
Kinder wünschen sich häufig ein Tier und als Elternteil ist es besonders wichtig zu wissen, dass ein Kind nicht (oder nur bedingt) fähig ist, zum einen die Tragweite dieses Wunsches zu erkennen und zum anderen selbstständig für ein Tier zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen. Deshalb muss die Verantwortung immer bei den Eltern liegen. Sie müssen bei der Versorgung des Tieres mithelfen und kontrollieren und sie sollten ein Vorbild im respekt- und liebevollen Umgang mit dem Tier sein. Ganz wichtig ist es auch dem Kind den richtigen Umgang mit dem neuen Hausgenossen genau zu erklären. Gerade bei jüngeren Kindern muss immer ein Erwachsener bei Kind und Tier anwesend sein, leicht passieren ungewollte Unfälle wie zerdrücken oder fallen lassen.
An dieser Stelle sei noch einmal vor unüberlegten Geschenken und Käufen gewarnt. Kinder können schnell das Interesse an Tieren verlieren, sobald der Neuigkeitsfaktor keine Rolle mehr spielt und scheinbar nur mehr die Pflichten des Alltags mit dem Haustier dominieren.
Heim- und Haustiere können ihr Schicksal nicht selber bestimmen, können sich ihre Menschen nicht aussuchen. Umso wichtiger ist es, dass wir verantwortungsvoll und mit größter Achtsamkeit mit ihnen und der Frage umgehen, ob wir ein Tier aufnehmen!
Tierfreundliche Alternativen zum „eigenen“ Tier
Oft genug erlauben es die Lebensumstände nicht, dass man ein Haustier zu sich nehmen kann. Die Zeit für ein Tier kann fehlen, die Wohnung zu klein sein, ein Familienmitglied eine Tierhaar-Allergie haben. Wie kann man den Kindern nun trotzdem Tiere näher bringen und die Mensch-Tier-Beziehung fördern? Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Patenschaft für einen Hund im Tierheim übernehmen und mit ihm spazieren gehen.
- Patenschaft für eine Katze im Tierheim übernehmen. Manche Tierheime lassen das zu. Wenn Sie zum Streicheln und Kuscheln kommen, tut das den verlassenen Tieren unendlich gut.
- Einen „Urlaubs“hund für einen begrenzten Zeitraum bei sich aufnehmen, wenn dessen Besitzer auf Reisen gehen.
- Auf eine „Urlaubs“katze aufpassen. Am besten werden Katzen in ihrer gewohnten Umgebung betreut. Als Katzensitter zieht man dann in diese Wohnung oder das Haus ein oder kommt zweimal am Tag zum Füttern und Spielen vorbei.
- Regelmäßige Ausflüge zu Gnadenhöfen, wo verschiedene Arten von Tieren beobachtet und auch gestreichelt werden können. Auf manchen Gnadenhöfen darf man beim Versorgen der Tiere auch mitarbeiten, manche nehmen in den Ferien ältere Schulkinder als Praktikanten auf.
- Sich bei einer lokalen Tierschutzorganisation engagieren und z.B. bei Kastrationsprojekten mithelfen.
- Manchmal brauchen Tierbesitzer krankheitshalber oder altersbedingt für eine Zeit Hilfe und Unterstützung. Hier könnte man mit Tierärzten Kontakt aufnehmen.
Links
- www.tieranzeigen.at/tierheime/ (Liste mit Tierheimen und Tier-Hilfsorganisationen in Österreich.)
- www.pro-tier.at (Der Verband der österreichischen Tierschutzorganisationen ist ein Zusammenschluss von Tierheimen, Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, zu dessen Mitgliedern auch animal.fair gehört)
- www.tieranwalt.at (Tierschutz-Ombudsstelle Wien, auf der Website findet sich auch eine Liste mit den Tierschutzombudsmänner und -frauen der anderen Bundesländer.)
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