Tierqual in unseren Heimtextilien
Daunen
Die Daunen werden den Gänsen entweder nach der Schlachtung oder während ihrer Aufzucht für Fleisch oder Gänse-Stopfleber ausgerissen. Bei Daunen gibt es aus Sicht des Ethik.Guide keinerlei Mechanismen, die Tierqual wirklich ausschließen. Zu undurchsichtig ist der globalisierte Markt, relevante Tierschutz-Kriterien und Kontrollen gibt es nicht. Die meisten Daunen kommen aus Ungarn, Polen, Frankreich und China, einem Land, das nicht einmal ein Tierschutzgesetz hat. Überall fristen die misshandelten Tiere ein erbärmliches und unwürdiges Dasein in den Käfigen der Massenanlagen. Lebendrupf ist bei den Fabriksbesitzern deshalb so beliebt, weil eine Mehrfach-Nutzung der Tiere mehr Profit bringt: Der Rupf von lebenden Tieren ist äußerst grausam schmerzvoll. Die Tiere werden fixiert, meist indem AkkordarbeiterInnen sich mit ihren Füssen auf die Flügel stellen und dann werden die Federn herausgerissen. Wenn allzu große Wunden gerissen werden, so werden diese – ohne Betäubung – wieder zugenäht. Zurück bleiben völlig traumatisierte Gänse mit blutig-fleischiger Brust.
Dem nicht genug werden die Tiere oft auch noch für die „Erzeugung“ von Stopfleber missbraucht. Dabei wird ein Trichter in den Hals der Tiere gerammt, mit dem sie zwangsernährt werden, bis sich ihre schmerzende Leber auf das 12-fache ihrer normalen Größe aufgeblasen hat. Das Aufhängen in die Fußkrallen des Förderbandes der Schlachtbank ist die letzte grausame Station eines Lebens, das nur Leiden kannte.
Wolle
25% der weltweit verkauften und verarbeiteten Wolle stammt aus Australien. Von der am häufigsten verarbeiteten Wolle (der Merinowolle) stammt weltweit gar die Hälfte aus Australien. Ob Kuscheldecke oder Sofa mit Wollbezug, die Chance, dass die Wolle dafür von Schafen aus Australien kommt, ist ziemlich hoch, auch wenn der Stoff etwa in Italien gewebt wurde. In Australien müssen die Schafe in riesigen Herden leben. An ihnen wird das „Mulesing“ praktiziert: Um den Befall mit einer bestimmten Fliegenart zu verhindern, werden den Schafen – ohne Narkose – Schwanz und das umgebende etwa tellergroße Stück Fleisch herausgeschnitten.
Darüber hinaus fördert die australische Wollproduktion noch einen anderen „Wirtschaftszweig“: Wenn die Wollschafe nicht mehr genügend Wolle geben, werden sie per Schiff in den Nahen Osten verfrachtet. Jedes Jahr sind das mehrere Millionen Schafe. Die Bedingungen auf den Schiffen während der mehrwöchigen Fahrt sind so schlimm, dass rund 10% der Tiere auf der Überfahrt sterben. In arabischen Ländern isst man viel Schaffleisch. Die Tiere aus Australien landen im Schlachthof, wo sie geschächtet werden.
Übrigens: die Umweltfreundlichkeit von Wolle wird allgemein völlig falsch eingeschätzt. In der mady-by-Benchmark, die bewertet, wie ökologisch Textilfasern sind, rangiert Wolle in der schlechtesten Klasse E: Details siehe „Kunstfaser oder Naturmaterial?“.
Baumwolle aus konventionellem Anbau
An sich ist Baumwolle ein tierfreundliches Material – würden nicht im konventionellen Anbau Düngemittel, Pestizide, Herbizide und Fungizide eingesetzt, die in schmerzhaften und tödlichen Tierversuchen getestet wurden und werden. Außerdem kommen bei der Ernte im konventionellen Anbau von Baumwolle giftige Entlaubungsmittel zum Einsatz, die Menschen und Tiere krank machen. Darüber hinaus richten Erntemaschinen und -traktoren ein Blutbad unter den Tieren, die sich auf den Feldern aufhalten, an. Biobaumwolle wird hingegen in der Regel von Hand geerntet – die entsprechenden Siegel (GOTS Organic, NATURTEXTIL IVN ZERTIFIZIERT BEST und Fairtrade) garantieren auch faire Arbeitsbedingungen. Außerdem ist der Wasserverbrauch beim Biobaumwoll-Anbau wegen der Tröpfchenbewässerung viel geringer.
Textile „Chemiebomben“
In der konventionellen Textilindustrie werden die Stoffe „ausgerüstet“ und mit Antiknitter-Mitteln, Antischimmel-Chemikalien, aggressiven Farben usw. behandelt. Kein Wunder, wenn immer mehr Menschen an Kontaktallergien leiden. Dabei reagieren sie nicht auf Leinen oder Baumwolle allergisch, sondern meist auf die Chemikalien, mit denen die Textilien behandelt wurden. Und immer wieder zeigen Tests, dass Textilien zu hohe Rückstände dieser Chemikalien aufweisen.
Die „normalen“ Textilien, die zu Bettwäsche, Frotteewaren oder sonstigen Heimtextilien verarbeitet werden, ist aber nicht nur für die menschliche Haut und die Umwelt problematisch. Dahinter stehen auch qualvolle und tödliche Tierversuche: auf Hautverträglichkeit, potenzielle allergische Reaktionen und Kanzerogenität (ob sie krebsauslösend wirken). Mehr Informationen dazu findest du im Artikel „Tierversuche für Mode“.
Leder
Lederbezüge von Möbeln und Autositzen stammen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aus Österreich. Schon allein die Anzahl der für den weltweiten Lederverkauf benötigten Tiere macht eine humane Behandlung unmöglich. Leder stammt praktisch nur aus Massentierhaltung, wo das Leben der Tiere vom ersten Tag ihres Lebens bis zum letzten eine einzige Qual ist: Narkoseloses Enthornen, Schwanz kupieren, Kastration, schwerste Misshandlungen vor und während der Schlachtung stehen auf der Tagesordnung. Es ist traurige Tatsache, dass ein hoher Prozentsatz der im Akkord geschlachteten Tiere nicht ordentlich betäubt ist und bei vollem Bewusstsein miterlebt, wenn es aufgehängt und zerteilt wird.
Die Mechanismen am Weltmarkt bedingen, dass die Ledergewinnung die Massentierhaltung für Fleischgewinnung anheizt und umgekehrt. Riesige Regenwaldgebiete wurden und werden für die Fleisch-, Leder- und Futtermittel-Produktion abgeholzt. Viele billige Lederprodukte kommen auch aus Indien, wo die Zustände in den Schlachthöfen besonders katastrophal sind.
Die Zusammenhänge
Insgesamt ist die überbordende Textilindustrie ein ökologisches Desaster. Die globale Woll- und Lederproduktion verursacht einen riesigen ökologischen Schaden. Außerdem stützen und „subventionieren“ beide die Massenfleisch-Produktion.
Ein Drittel der jedes Jahr weltweit erzeugten Chemikalien werden in der Textilindustrie eingesetzt. Das sind unzählige Chemikalien, mit denen Textilien „veredelt“ werden: Antischimmel-Mittel, Antiknitter-Chemikalien, Farbstoffe etc. Dazu kommen die unzähligen Liter Pestizid-Flüssigkeit, in die die Schafe in der Massentierhaltung vorbeugend getaucht werden, und die dann in Grundwasser oder Flüsse fließen. Und auch die giftigen Düngemittel und Pestizide für den Anbau von zumeist gentechnisch veränderten Futtermitteln für Rinder und Schafe haben ihren Anteil. Dazu kommt einer der umweltbelastendsten Industriezweige: die Ledergerbung, wo giftige Abwässer entstehen – meist in Entwicklungsländern, wo auch noch die ArbeiterInnen unzureichend geschützt sind.
Fast schon wenig ins Gewicht fällt hier, wie viele Transportkilometer zurückgelegt werden, bis ein Textil bei uns im Geschäft landet, oder ein Ledersessel.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass nahezu alle tierlichen Produkte mit Ausbeutung, Qual und Leid für Tiere verbunden sind. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die man sich meist auf privaten Wegen besorgen muss. Prüfe deshalb bitte in jedem Fall, ob die alternativen Materialien zu Wolle, Daunen und Leder für dich in Frage kommen könnten.
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