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Weit vor ihrer Zeit

Kein Tier, das für den Fleischkonsum gezüchtet wurde, erreicht auch nur ein Sechstel seiner natürlichen Lebensdauer! Dieser Satz regt zum Nachdenken an, denn nur die wenigsten wissen, welches Alter Schafe, Schweine oder Kühe eigentlich erreichen könnten. Im folgenden Artikel möchten wir euch genauer darüber aufklären.
Lamm

Ihr Leben endet im Alter von 5 bis 12 Monaten (Foto: Daniel Sandvik, Unsplash)

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Lämmer: 5 Monate statt 20 Jahre

In vielen Restaurant stehen Lammkotellets auf der Speisekarte. Auch in den Eintöpfen der indischen, türkischen oder persischen Küchen hat Lammfleisch Tradition. Und in Mitteleuropa wird zu Ostern gerne Lammbraten serviert. Wie jung das verzehrte Tier bei der Schlachtung allerdings war und wie alt es hätte werden können, das wissen die wenigsten. Fakt ist, dass Schafe eine natürliche Lebenserwartung von rund 20 Jahren haben.

Werden sie ihres Fleisches wegen gezüchtet, so dürfen die Tierkinder nicht länger als ein Jahr am Leben bleiben, meist ist ihre Lebenspanne noch kürzer. In den Handel und auf die Teller kommt vor allem Lammfleisch von Milchlämmern, die bei der Schlachtung zwischen zwei und sechs Monate alt sind. Der Name Milchlamm bedeutet übrigens nicht, dass das Fleisch in Milch eingelegt wurde, sondern bezieht sich darauf, dass die Lämmer noch von ihren Müttern gesäugt werden, bevor sie von diesen getrennt und zum Schlachthof transportiert werden.

Mehr Hintergrundinformationen und Tipps findest du auf der Übersichtsseite von Kapitel Lokale & HotelsLebensmittel
Mutterschaf und Lamm

Wie bei allen Säugetieren besteht zwischen Mutter und Kind eine enge Bindung (Foto: Alex Hay, Unsplash)

Die sogenannten Mastlämmer werden im Alter zwischen sechs und 12 Monaten getötet. Und bei Schaffleisch beträgt das durchschnittliche Alter bei der Schlachtung zwei Jahre. Je älter die getöteten Tiere, desto intensiver und strenger im Geschmack ist das Fleisch. Da viele KonsumentInnen diesen spezifischen Schafgeschmack ablehnen, wird heutzutage in Europa fast nur Lammfleisch gegessen. Anders ist das in arabisch geprägten Küchen, in denen nach wie vor viele Gerichte mit Hammel- und Schaffleisch zubereitet werden.

Schweine: 6 Monate statt 10 Jahre plus

Schweine sind hochintelligente und sehr soziale Tiere, die eine natürliche Lebenserwartung von zehn bis zwanzig Jahren haben. Ihre Haltungsbedingungen (Kastenstand, Abferkelbucht) und körperlichen Eingriffe (Kastration ohne Narkose) sind besonders grausam – das gilt sowohl für Mast- als auch für Zuchtschweine. Ein Schicksal, das in Deutschland im Durchschnitt 26 Millionen Schweine, in Österreich knapp drei Millionen und in der Schweiz rund 1,5 Millionen Schweine erleiden.

Schweine im Freiland

Für die Schweine in Europa nur ein Traum (Foto: Jai79, pixabay)

Die bewegungsfreudigen, in Sippen lebenden und sehr sauberen Tiere werden in eine pervertierte Lebensform gezwungen. Die stehen auf Vollspaltenböden über den Dämpfen ihrer Exkremente. Die Sauen werden vor der Geburt in körperenge Käfige gepfercht und nach der Geburt in eine ähnliche Käfigkonstruktion, in der sie sich weder umdrehen kann noch ein paar Schritte gehen kann, geschweige denn ihre neugeborenen Ferkel ablecken. Diese können – getrennt durch Gitterstäbe – lediglich an den Zitzen der Mutter saugen.

Handelt es sich um männliche Ferkel, so werden diese in der ersten Lebenwoche vom Bauer oder einem Landarbeiter, einer Landarbeiterin kastriert – ohne Narkose! Die unvorstellbaren Qualen der kleinen Tiere werden lediglich durch die Gabe von Schmerzmitteln begleitet, die den Akutschmerz in keiner Weise lindern können. Für die mit einer Vollnarkose verbundenen Kosten für einen Tierarzt ist in der konventionellen Agrarindustrie kein Budgetposten vorgesehen.

Schweine im Tiertransporter

Die meisten Schweine sehen an diesem Tag das erste und letzte Mal Tageslicht. (Foto: Jo-Anne McArthur, Unsplash)

Die Mastschweine werden in abgedunkelten Hallen – ohne Tageslicht geschweige denn Auslauf – so schnell wie möglich gemästet, um im Alter von fünf bis sechs Monaten getötet zu werden. Pro Tag legen diese Ferkel ca. einen Kilogramm an Gewicht zu, bis sie mit einem Endgewicht von ungefähr 120 Kilogramm den Gang zum Schlachter antreten müssen. An Kilos schwer, an Lebenstagen jung. Unsere Ernährungsgewohnheiten bedeuten, dass wir im Grunde bei Schweinefleisch wie bei fast allen anderen Fleischarten immer Tierkinder auf dem Teller haben.

Für Zuchtsauen, deren Aufgabe darin besteht, am laufenden Band Ferkel zu „produzieren“, endet das Leben nach zwei bis drei Jahren. Ihr Fleisch wird für die Speck- und Wurstherstellung verwendet.

Rinder: 8 Monate bis 5 Jahre statt 20 Jahre plus

Egal ob Fleischrind oder Milchkuh, sie alle könnten mit guten Lebens- und Haltungsbedingungen 20 bis 30 Jahre alt werden. Die Realität sieht aber natürlich ganz anders aus: Als erstes sterben jene Kälber, deren Fleisch als Kalbfleisch auf dem Markt landet. Sie gehören entweder einer sogenannten Fleischrasse an. Oder sie wurden als notwendiges „Nebenprodukt“ der Milchindustrie geboren. Am ersten Tag von der Mutter getrennt, werden die weiblichen Kälbchen meist als Milchkühe für die nächste Generation herangezogen, ihre Brüder allerdings werden möglichst eisenarm ernährt, damit ihr Fleisch hell bleibt. Nach maximal acht Monaten werden die völlig entkräfteten Tiere geschlachtet.

Kalb

Am Tag nach der Geburt von der Mutter getrennt (Foto: Kadres, pixabay)

Da etwa in Österreich sehr viel Milch produziert, aber nicht so viel Kalbfleisch gegessen wird, werden jedes Jahr tausende Kälber nach Italien oder gar Spanien exportiert. Für sie bedeutet es, in den wenigen Monaten ihres Lebens auch noch einen langen Transport erdulden zu müssen.

Rinder, die im Alter zwischen acht und zwölf Monaten geschlachtet werden, gelten als Jungrinder. Ihr Fleisch wird auch unter diesem Namen verkauft.

Am längsten leben Zuchtbullen (rund 3 Jahre) und Milchkühe (rund 5 Jahre). Aufgrund zahlreicher Ausnahmeregelungen müssen viele Rinder auch in Anbindehaltung ihr Dasein fristen. Normalerweise würde eine Kuh zehn Stunden am Tag damit verbringen, eine Weide abzugrasen – die meisten Milchkühe werden ihr Leben lang aber nie Wiese unter ihren Füßen spüren. Läßt die Milchleistung der Kühe nach, werden sie zum Schlachthof transportiert.

Geflügel: 5 Wochen bis 1,5 Jahre statt zehn bis 40 Jahre

Von allen Tiermasten dauert keine so kurz wie die Hühnermast. Nach nur fünf bis sechs Wochen werden die Tiere geschlachtet, dabei könnte ein Huhn stolze zehn Jahre alt werden. Doch auch Legehennen dürfen nicht viel älter werden, nach rund eineinhalb Jahren werden auch sie der Fleischproduktion zugeführt. Die kürzeste Lebenszeit von allen Nutztieren haben bei Legehennen aber die männlichen Küken: Da sie keine Eier legen, sich aufgrund der Züchtung aber auch nicht für die Fleischproduktion eignen, werden sie noch am Tag ihrer Geburt geschreddert oder vergast.

Henne und Küken

Wie im Bilderbuch – nur sehr selten Realität (Foto: Michael Anfang, Unsplash)

Bei Truthähnen oder Puten, die ein Alter von 15 Jahren erreichen könnten, wird das gewünschte Gewicht bereits nach zwei bis drei Monaten erreicht und die Tiere zum Schlachter gebracht. Das Leben von Enten und Gänsen endet ebenfalls nach einigen Monaten, dabei könnten Enten 15-20 Jahre, Gänse sogar 35-40 Jahre alt werden.

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Der Umgang mit Leben

Vergleicht man die Lebenserwartung und die tatsächliche Lebensdauer anhand von Prozentwerten, so leben Mutterschafe und Milchziegen am längsten, sie erreichen 42% ihrer möglichen Lebensdauer, am kürzesten leben männliche Küken bei Legehennen und Masthühnchen – ihre wenigen Stunden Lebenszeit dürften nicht einmal ein Promille ihrer möglichen Lebensdauer betragen.

Fleischkonsum bedeutet also meist, noch nicht ausgewachsene Tiere zu verzehren, die nur einen Bruchteil der Zeit leben, die die Natur für sie vorgesehen hätte. Zusätzlich müssen sie diese kurze Zeit auch noch unter Haltungsbedingungen fristen, die ihrer Natur massiv widersprechen. In der Biolandwirtschaft sind die Haltungsbedingungen in jedem Fall besser als in der konventionellen Massentierhaltung. Von artgericht sind die Bedingungen in der Biolandwirtschaft dennoch weit entfernt.

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