Tiere und andere Menschen

© Tiere und andere Menschen, Flavio Marchetti
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2017. Einige Informationen könnten veraltet sein.

© Tiere und andere Menschen, Flavio Marchetti

Flavio Marchetti (seit seinem sechsten Lebensjahr Vegetarier) nimmt uns in seinem Kinodokumentarfilm-Debüt mit ins Wiener Tierschutzhaus und zeigt das bestehende ambivalente Mensch-Tier-Verhältnis. Von den einen umsorgt, von den anderen verstoßen. Die Kamera ist respektvoll, meist auf Augenhöhe der Tiere dabei und zeigt wie mit Haustieren umgegangen wird, die plötzlich lästig sind, da sie als Kindersatz oder Statussymbol ausgedient haben. Auch Wildtiere haben kaum Platz mehr im städtischen Umfeld und stören. Der Film ist ab 13. Oktober österreichweit im Kino zu sehen. Augen offen halten: In unserem Oktober-Newsletter verlosen wir 3×2 Kinokarten für diesen Film!

Der Regisseur zeigt uns den Alltag der tierischen BewohnerInnen und MitarbeiterInnen des Wiener Tierschutzhauses. Es ist das zweitältestes Tierheim Europas und bietet 1000 Schützlingen ein Zuhause, von ausgesetzten Haustieren, konfiszierten Exoten bis zu Wildtieren, die aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt wurden. Die Kamera ist dabei, wenn unerwünschte „Problem“-Tiere abgegeben werden, Schimpansen und Papageien gefüttert, verletzte Tiere wie eine Brandopfer-Katze, ein Schwan, Fischreiher, Biber und eine Schlange erstversorgt oder (auch seltsame) Anrufe von gestressten TierhalterInnen beantwortet werden. Wertende Kommentare sind gar nicht notwendig, denn die Szenen und Bilder sprechen für sich und werfen einen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft und ihren Umgang mit Tieren, die so oft keinen Platz im System haben. Dabei ergeben sich sowohl beklemmende als auch humorvolle Situationen.

Tiere und andere Menschen

© Tiere und andere Menschen, Flavio Marchetti

Wir treffen auch die zwei wohl bekanntesten Bewohner: Die Schimpansen Rosi und Hiasl, ursprünglich als Versuchstiere für einen Pharmakonzern gedacht und 1982 beschlagnahmt (mittlerweile leben sie in einem auf Primaten spezialisiertes Tierheim in den Niederlanden). Da geben Mutter und Sohn ein gefundenes Baby-Eichhörnchen ab, die Sorge ist den beiden ins Gesicht geschrieben. Im nächsten Moment muss ein Mitarbeiter am Telefon erklären, dass ein Hund nie das Problem ist, sondern bei einem „Fehlverhalten“ die Schuld immer beim Menschen liegt. Es fällt der schöne Satz: „An und für sich ist der Hund nie schuld.“

© Tiere und andere Menschen, Flavio Marchetti

 

Eine weitere Mitarbeiterin versucht eine/n aufgebrachte/n AnruferIn zu beruhigen, dass eine Ringelnatter vollkommen ungefährlich ist und sicher bald wieder im Nachbargarten sein wird. Ein Pärchen möchte eigentlich seinen Kater loswerden, berät sich aber nochmal, es fällt ihnen sichtlich schwer, den liebgewonnen Mitbewohner zurückzulassen. Ob er in neun Monaten noch da sein wird, möchte die Frau wissen. Nein, Jungtiere werden schnell vermittelt, ist die Auskunft. Das sehr engagierte Team aus PflegerInnen und ÄrztInnen versorgt geduldig verletzte und verstoßene Tiere und versucht ein passendes Heim zu vermitteln. Tiere stehen hier definitiv an erster Stelle, das bekommen auch die menschlichen BesucherInnen schnell zu spüren. Das Tierschutzhaus ist Zufluchtsort und letzte Hoffnung für gestrandete Tiere, ein Schutzraum vor der Außenwelt. Der Film schließt hoffnungsvoll mit der Auswilderung einer Krähe.

Tiere und andere Menschen – Ein Dokumentarfilm von Flavio Marchetti

Regie: Flavio Marchetti
88 Minuten, Österreich
Kinostart: 13. 10. 2017
www.tiere-und-andere-menschen.at

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Ein Artikel von Luise
veröffentlicht am 12.10.2017
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