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Sex, Jagd und Tierrechtstheorie

Einfache Aufmachung, starker Inhalt. Wir beleuchten das Buch „Ein Beitrag zur Jagd- und Wildtier-Ethik“ von Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer. Was Jagd mit Sex gemeinsam hat, warum Treibjagd schon lange obsolet sein sollte, was es mit der Ultima-Ratio-Jagd auf sich hat und vieles mehr erfährst du in dieser Buchrezension.
Buch lehnt an einem Polster mit Fuchsmotiv auf einem Beigen Sofa.

„Ein Beitrag zur Jagd- und Wildtier-Ethik“: ein Anstoß zum Nachdenken über die Vielfältigkeit unseres Lebens in der Natur. (Foto: Ethik.Guide/Sandra Obermair)

Sex sells

… das gilt wohl auch für die Jagd. In Prof. Dr. Rudolf Winkelmayers Buch „Ein Beitrag zur Jagd- und Wildtierethik“ geht es ohne Vorspiel gleich zur Sache:

Der ungefilterte, doch recht schockierende Einstieg in das Thema, in dem das Jagen und Erlegen von „Beute“ mit dem sexuellen Höhepunkt verglichen wird, ist nichts für schwache Nerven. Doch handelt es sich bei dem Werk des unseren Blogleser*innen bereits bekannten Autors und Bevollmächtigten des österreichischen Volksbegehrens für ein Bundesjagdgesetz keineswegs um eine reißerische Posse.

Ganz im Gegenteil – dieses Buch präsentiert viele interessante Ideen und Ansätze zu den Grundlagen der Tierrechtstheorie. Es geht nicht nur um Jagd. Dieses Buch spannt den Bogen von der persönlichen Motivation des Einzelnen, Jagd auszuüben, über die Stellung des Tieres in unserem Wertesystem zu Themen, die unsere Gesellschaft als Ganzes miteinschließen: Biologische Vielfalt, die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie, Ernährung, Pestizide, Ökozid, um nur einige Stichworte herauszupicken. Detailreich recherchiert legt uns Prof. Dr. Winkelmayer die vielfältigsten Ansätze der unterschiedlichsten Autor*innen dar und informiert eher, als dass er selbst Stellung bezieht.

Dennoch findet sich immer wieder auch eine sehr persönliche Aussage des Autors:

„Der Tod schadet jedem Lebewesen, er nimmt die potenziellen Möglichkeiten der Zukunft weg – unabhängig davon, ob es eine Vorstellung von der Zukunft hat oder nicht!“

Jagd ist nicht gleich Jagd

Ein Thema, welches dem Autor sehr am Herzen liegt, ist die Unterscheidung zwischen Jagd und „Pseudojagd“ bzw. Abschießbelustigung. Unter Letzteres fallen für ihn Tötungsarten wie etwa die Treibjagd (Riegeljagd) – vor allem, wenn sie in nur wenige hundert Hektar großen, meist überbesetzten Gattern abläuft. Eine solche „Abschießung“ diene lediglich der Lust am Töten und sollte dementsprechend auch nicht mit dem Begriff Jagd betitelt werden. Demgegenüber steht die Ultima-Ratio-Jagd als einzig ethisch begründbare Form der Jagd, da sie die Wahrung der Integrität eines Ökosystems und somit auch die Verbesserung des Wild-Wohles zum Ziel hat.

Mehr darüber erfährst du in unserem Blogbeitrag zur Jagd und (Tier-)Ethik oder auf unserem Youtube Kanal.

Ein Beitrag zur Jagd- und Wildtier-Ethik

Rudolf Winkelmayer
Sternath Verlag 2022
200 Seiten
20,00 €

Über den Autor

Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer war in seiner beruflich-aktiven Zeit als Kleintierpraktiker und Amtstierarzt tätig. Außerdem ist er Lebensmittelwissenschaftler, Mitbegründer der ÖTT (Plattform Österreichischer Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz) und Autor zahlreicher Publikationen und Bücher in Sachen Tierschutz, Tierethik, Jagdethik und Wildbrethygiene.

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Ein Artikel von Johanna
veröffentlicht am 25.07.2023
Berufliche Tausendsassa mit Outdoorfieber. Bei Regen gerne mal am Sofa anzutreffen, solange Buch und Hunde mit dabei sind.

Ein Kommentar

  • Gerhard Cerny sagt:

    Sehr guter Artikel, habe das Buch auch gelesen und kann nur zustimmen. Besonders beeindruckend finde ich die Tatsache, dass der Autor vom Tiertöter zum Tierschützer wurde. Das beweist, es ist nie zu spät, auf sein Herz zu hören.

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