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Wie geht es Menschen, die in Schlachthöfen arbeiten?

Bei dem Wort Schlachthof hat wohl kaum jemand ein schönes Bild vor Augen. Sie sind die Orte, an denen aus denkenden, fühlenden Lebewesen blutige Stücke werden. Und auch Orte, an denen Menschen arbeiten. Eine Arbeit, die sowohl körperlich als auch psychisch extrem belastend ist. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Fleischindustrie.

Ausbeutung ist nicht das einzige Problem. Schlachthofmitarbeiter*innen erleiden oft Verletzungen und kämpfen mit Suchtproblemen als Folge ihrer Arbeit. (Foto: Unsplash, Prometheus)

Hinweis: Die verlinkten Quellen enthalten teilweise detaillierte Beschreibungen sadistischen Verhaltens gegen Tiere.

Töten als Beruf

Wenn ehemalige Schlachter berichten, warum sie den Beruf nicht mehr ausüben konnten, dann erklären sie zum Beispiel, dass sie Tiere nicht mehr zu Objekten machen konnten. Dass sie die Angst und Hilflosigkeit nicht mehr ertrugen, das Verhalten von Schweinen mit dem von Hunden vergleichen mussten und das Töten so noch schwerer wurde. Dass die emotionale Kontrolle schwer aufrechtzuerhalten war.
Wenig verwunderlich also, dass Arbeitspsycholog*innen und Soziolog*innen die Arbeit im Schlachthof als potenziell belastend einschätzen und angeben, dass Tiere als Lebewesen ausgeblendet werden müssen, um den Job machen zu können.

Bisweilen ist der Weg als Schlachter vorgezeichnet, wenn zum Beispiel auch der Vater bereits in dem Beruf arbeitet oder die Familie Tierhaltung betreibt. Dann dürfte es nicht leicht sein, aus dem System auszusteigen und der Familie zu erklären, warum Tiere nun nicht mehr Ware, sondern Wesen sind. In Deutschland hat sich die Organisation „Metzger gegen Tiermord“ gegründet. Bestehend aus zwei ehemaligen Schlachtern, die schon früh den Weg in die Schlachtbranche einschlugen, sich viele Jahre später lösten und nun mit ihren Geschichten und Vorträgen einen Ausweg aufzeigen.

Anders sieht es für Menschen aus, die als günstigere Arbeitskräfte aus dem Ausland rekrutiert werden, um die Arbeit zu machen, die kaum jemand tun möchte. Der finanzielle Druck ist so groß, dass die Entfernung von Zuhause sowie die teilweise menschenunwürdige Unterbringung und Behandlung hingenommen werden müssen. Nachdem in den Hochzeiten der Corona-Pandemie skandalöse Zustände für Mitarbeitende der Schlacht- und Zerlegebetriebe in Deutschland thematisiert wurden, wurde auch in Österreich genauer hingeschaut.

Und auch in Österreich sind Mitarbeitende aus Osteuropa keine Seltenheit. Tage- und wochenlang sehen sie ihre Familien nicht, wohnen mit fremden Menschen zusammen, um für einen geringen Lohn Tiere zu töten.

Viele Schlacher*innen sind in den Beruf quasi reingeboren. Die Eltern hatten einen Tier- oder Schlachtbetrieb. Andere stranden hier aus Mangel an Alternativen – oft Gastarbeiter*innen, die unter prekären Bedingungen arbeiten müssen. (Foto: Unsplash, Erik McLean)

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Arbeit in Schlachthöfen und ihren Folgen

Dieses Töten bleibt nicht ohne Konsequenzen. Besonders dann nicht, wenn die Mitarbeitenden wenig Wahl haben, diese Arbeit zu machen oder nicht. Abstumpfung gegen das Leid und die Angst der Tiere, Brutalität den Tieren, aber auch anderen Menschen gegenüber. Alkoholismus um die Situation zu ertragen, posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen, sowie Verletzungen durch panische Tiere und Material können die Folgen sein.

In einem BBC-Beitrag beschreibt eine Person, die in einem Schlachthof gearbeitet hatte, nicht nur die körperlichen Verletzungen bei Kolleg*innen, sondern auch die eigenen mentalen Belastungen. Eine Beschreibung, welche die Realität abbildet. Eine sechs Jahre umfassende Untersuchung der britischen The Health and Safety Executive (HSE), welche die wesentlichen Bereiche des Arbeitsschutzes regelt, erfasste zwischen April 2011 und März 2017 800 Schlachthofmitarbeitende, die sich ernste Verletzungen zuzogen. Darunter 78, die als Folge von Arbeitsunfällen die Amputation von Fingern, Teilen von Fingern oder anderen Körperteilen erlitten. Hinzu kamen 4.500, die länger als drei Tage krank gemeldet waren, um sich von Arbeitsunfällen zu erholen. Im beobachteten Zeitraum starben vier Mitarbeitende. Einer von ihnen wurde vom herabfallenden Körper eines Rindes erschlagen.

Zu den Gefahren für die körperliche Gesundheit kommen jene für das mentale Wohlbefinden. Unter anderem zwei Untersuchungen von 2016 und 2021 zeigen ausführlich die psychischen Folgen von Arbeit im Schlachthof auf.

Tierärzt*innen sind keine Hilfe

Während Tierärzt*innen vor Ort eigentlich dafür sorgen sollen, dass Tiere im Schlachthof vom Ausladen aus dem Tiertransporter bis zur Tötung möglichst wenig leiden und gesetzeskonform behandelt werden sollen, sieht die Realität oft anders aus. Während die einen von Abstumpfung berichten oder selbst klagbar handeln, um ihren Job zu erhalten, können andere angesichts der Zustände für die Tiere, aber auch die der anderen Menschen im Schlachthof nicht anders als den Beruf wechseln.

Der Ausweg

Abgesehen von den Arbeitsbedingungen gibt es noch einige weiter Punkte, die Schlachthöfe nicht in gutem Licht dastehen lassen. Auch Tierschutzorganisationen wissen von den Grauen auf Schlachthöfen und Ihren Gesetzesverstößen zu berichten. Und mittlerweile sind auch die Nebenwirkungen auf die Umwelt und Gesundheit bekannt. Schlachthöfe benötigen viel Wasser, verursachen Lärm und Emissionen, sie können zur Verbreitung von Seuchen beitragen und die Mitarbeitenden körperlich und mental schwer belasten. Viele gute Gründe also, um den pflanzlichen Ausweg zu beschreiten.

Pflanzliche Fleisch- und Wurstprodukte, Milch-, Käse- und Ei-Alternativen und vieles mehr kommen ohne Brütereien, Mastanlagen, Tiertransporte und vor allem Schlachthöfe aus. Supermärkte, Restaurants, Imbisse und sogar die ein oder andere vegane Metzgerei bieten Produkte für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 24.06.2025
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