Todschick – Die traurige Realität hinter der Modeindustrie

Den meisten von uns ist bekannt, dass Kleidung unter teils sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen im asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Raum produziert wird. Viele verdrängen diese Tatsache jedoch und kaufen weiterhin die neuesten Modetrends zu möglichst günstigen Preisen. Einige denken, dass bei teureren Marken doch mehr Geld für die Produktion zur Verfügung stehen müsste und daher auch die Arbeitsverhältnisse besser seien. Dass aber auch edle Labels unter erbärmlichsten Bedingungen produzieren lassen, belegt Gisela Burckhardt in ihrem gut recherchierten Buch „Todschick“.
Gisela Burckhardt ist entwicklungspolitische Expertin und setzt sich seit über 15 Jahren im Rahmen von FEMNET und der Clean Clothes Campaign für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie weltweit ein. In „Todschick“ gelingt es ihr in sechs packenden Kapiteln, die Lebensrealitäten der Näherinnen in Bangladesch sichtbar zu machen. Es wird nicht nur gezeigt, wie korrupt der wichtigste Wirtschaftszweig von Bangladesch ist und wie stark die nationale Regierung verwickelt ist, sondern auch welchen Einfluss europäische Konzerne haben.
Anhand verschiedener Beispiele werden die Arbeitsbedingungen in Bangladesch dargestellt. Das wohl bekannteste ist das Fabrikgebäude am Rana-Plaza, das im April 2013 zusammenstürzte. Dabei kamen mehr als 1.100 Menschen, hauptsächlich Frauen, ums Leben.
Teuer ≠ besser/fair
Nicht nur am Rana-Plaza produzier(t)en Billiganbieter und Luxusmarken in denselben Fabriken. Um zu zeigen, dass teuer nicht unbedingt besser und fair bedeutet, greift Burckhardt im vierten Kapitel die Firmen H&M und Hugo Boss heraus und vergleicht die Situation vor Ort mit den von den Firmen kolportierten Maßnahmen, die eher den Bereichen greenwashing und Imagepflege einzuordnen sind. Hugo Boss schneidet dabei sogar noch schlechter ab als Billiganbieter H&M.
Als Frau in Bangladesch
Ein weiterer Punkt, der der Autorin sichtbar am Herzen lag, war die Herausarbeitung der patriarchalen Strukturen, von denen die Textilindustrie Bangladeschs – aber auch das ganze Land – geprägt ist. So bietet die Textilindustrie zwar einerseits jungen Frauen die Chance eines selbstbestimmten Lebens – andererseits zu einem hohen Preis. Neben den ohnehin unmenschlichen Arbeitsbedingungen ist aus zahlreichen Interviews belegt, wie Frauen in Textilfabriken von den männlichen und besser bezahlten Aufsehern und Produktionsleitern schikaniert und belästigt werden.
Umwelt und Prüfstellen
Burckhardt zeigt nicht nur Menschenrechtsverletzungen auf, sondern auch die niedrigen bzw. nicht existenten Umweltstandards. Sie geht auch auf die Überprüfung und Zertifizierung durch europäische Prüfstellen (wie z.B. den TÜV) ein und beleuchtet, wie korrupt diese Geschäfte vonstatten gehen.
Was tun?
Für Burckhardt ist klar: Die Politik ist in der Pflicht. Statt Gerede braucht es Gesetze: Rechte für Menschen sowie Regeln für Unternehmen.
Im letzten, leider nur recht kurzen Kapitel „Lieber klug konsumiert als für dumm verkauft“, werden zudem Möglichkeiten vorgestellt, was jede und jeder Einzelne von uns dem Konsumwahn entgegensetzen kann: Vom Konzept des Minimalismus bis hin zu Tauschpartys und Hinweisen zum Kauf von öko-fairer Mode. Insbesondere letzteres ist auch ein Schwerpunkt von animal.fair, weshalb wir euch an dieser Stelle natürlich den Ethik.Guide ans Herz legen.
Fazit
Das Buch „Todschick“ stellt die Missstände in der Modeindustrie sehr eindrücklich dar und regt zum Nachdenken und Hinterfragen des eigenen Kaufverhaltens an. Leseempfehlung!
Heyne-Verlag, 240 Seiten, 13,40€
ISBN: 978-3-453-60322-6
Verlosung: Ihr möchtet das Buch lesen?
Für alle, die sich ebenfalls kritisch mit der Modeindustrie auseinandersetzen möchten, wurden uns vom Verlag drei Buchexemplare zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Hinterlasst einfach bis Montag, 29. Juni, einen Kommentar unter diesem Artikel. Die Gewinner*Innen werden per Mail kontaktiert.
24 Kommentare
Vielen Dank euch allen für eure Teilnahme!! Die drei Gewinner_innen wurden soeben per Mail benachrichtigt. Allen anderen wünschen wir viel Glück bei unserer nächsten Verlosung ;)
Eure animal.fair Redaktion
Hallo, das ist eine sehr gelungene Rezension ! Und das Buch klingt echt interessant :))
Da ich selbst ein Geschäft mit fairer Mode betreibe, will ich das Buch unbedingt lesen, da ich mich mit dem Thema ständig beschäftige!
Der Artikel macht Lust auf mehr Info! Sollte ich eines der Bücher gewinnen, freue ich mich – ansonsten werde ich es mir kaufen!
Danke fürs „Wachrütteln“ :)
es ist sicher „10 nach 12“ für die Tiere und die Welt … und der Mensch macht immer noch die Augen zu vor der grausigen selbst geschaffenen Wahrheit… viele sind aber schon auf dem Weg, so wie wir auch und fühlen sich dennoch oft hilflos im Dschungel der gekauften Konzern- und Medienwelt, an wirkliche Informationen zu kommen und dann sicher das richtige einkaufen zu können – Zeit für solch ein Buch – und viele weitere die folgen …
In den 1970er Jahren haben wir unsere Mode selbst genäht. Dadurch waren wir kreativ und haben große Freude an unserer Kleidung gehabt. Ein Stück wurde oft auch umgeändert, damit es wieder modisch war. Da waren wir umweltbewusst und zufriedener.
Klingt sehr interessant, würde es gerne lesen!
Ich hätt auch gern so ein Buch :)
… würde mich sehr interessieren!
Ich stelle auch gerade mein Konsumverhalten um. Toll, dass es solche Autoren und Titel gibt!
Ich habe eine Modeschuöe besucht und nähe meine Sachen teilweise selbst. Ich möchte mehr über die Zustände in der Fertigung erfahren und würde mich sehr über das Buch freuen.
klingt sehr lesenswert und informativ
Endlich ein Buch zu diesem Thema…seit einigen Jahren beschäftigt mich dieses Thema und ich möchte gerne mehr darüber wissen.
Tolle Idee für ein Buch, ein Thema worüber die Öffentlichkeit aufgeklärt werden sollte.
In der Schule meines Sohnes wird der faire konsum kommendes schuljahr thematisiert. Sie sollen sich in den Ferien bereits ein bisschen mit der Thematik auseinandersetzen. Dieses buch würde optimal passen! Danke!
Klingt sehr interessant!
Würde mich sehr über eines dieser drei zu gewinnenden Bücher freuen. Schade das es zur heutigen Zeit noch immer Menschen gibt, die so derartig ausgebeutet werden. Man sollte wirklich gut überlegen wo und wieviel man an Kleidung kauft. Und zu welchem Preis… (Eindeutig – Zweideutig)
Da ich seit nun fast einem Jahr vegan lebe habe ich mich nicht nur viel mit Ernährung sondern auch mit Bekleidung usw. beschäftigt. Es ist unvorstellbar und grausam wie Mensch und Tier vor allem auch in der Textilindustrie behandelt werden. Mit diesem Buch würde ich mir gerne einen noch tieferen Einblick verschaffen. Vielen Dank für die Verlosung!
ich bin Leiterin einer Schulbibliothek , da wäre das Buch natürlich eine tolle Ergänzung für den Bereich „wirtschaftskunde“. Sicher auch für die eine oder andere VWA sinnvoll. Wenn ich nicht gewinne, werde ich es sicherlich kaufen!
Ich beschäftige mich seit 3 Jahren beruflich mit dem Thema und würde gerne einen zusätzlichen Input dazu bekommen.
Das Thema liegt mir persönlich auch sehr am Herzen, leider verliert man in der Wunderwelt des Marketings schnell den Überblick was echtes Engagement ist und was nicht, toll wenn hier einer breiten Bevölkerung ein Blick hinter die Kulissen ermöglicht wird!
Das Buch wuerde ich gerne lesen.
Mittlerweile sehe ich es als Pflicht für den Endverbraucher sich über die Produkte und deren Herstellung zu informieren. Auch wenn es nicht leicht ist in der Welt der Großindustrie… ich finde es super und wichtig, dass sich immer mehr Menschen der Aufklärung annehmen und solche Bücher entstehen!!!
… danke danke danke. animal fair & gisela burckhardt …. todschick und dennoch hässlich ! ….. auf geht´s die modewelt zu revolutionieren oder mal klein anzufangen. :)
Das Buch klingt super interessant. Ich würde es gerne Lesen und mehr über die Schattenseite der Modeindustrie lernen.