Pipi-Papier lass ich nicht mehr im Wald!
Ich bin keine allzu sportliche Bergfexin, aber ich gehe schon sehr gerne wandern und spazieren. Im Rucksack immer dabei ist meine Einliter-Trinkflasche. Aber: Was oben reingeht, will unten bald wieder raus. Also: Wo ist der nächste Baum oder ein geeignetes Gebüsch? Standardmäßig trocknet sich Frau nach dem Pipimachen mit einem Taschentuch ab und lässt dieses an Ort und Stelle zurück.
Bis vor einiger Zeit habe ich das auch so gehandhabt. Bis mir meine Freundin Daniela bei einer Wanderung auf die Hohe Wand die Leviten gelesen hat: Ob ich – als „Ober Öko“ – nicht wüsste, wie lange es dauert, bis ein Taschentuch zersetzt ist!?
Ist ja nur Papier, dieses besteht aus Zellulose, also ursprünglich aus Holz. So kehrt Holz quasi zurück in die Natur. Wo ist das Problem!?
Das eine Problem ist die ekelige Optik: An manch beliebten Wanderwegen sieht man die mehr oder weniger zusammengeknüllten Tücher alle paar Bäume links und rechts des Weges.
Problem Nummer zwei ist jenes der langsamen Verrottung. Taschentücher werden sogar so produziert, dass sie besonders reißfest sind und sich langsam zersetzen, teils enthalten sie auch bedenkliche Stoffe. Wie schnell sich nun ein Taschentuch zersetzt, hängt von äußeren Einflüssen ab, etwa Feuchtigkeit, Temperatur oder Lichteinstrahlung. Im ungünstigsten Fall kann es laut „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ bis zu fünf Jahre dauern, bis ein Papiertaschentuch zersetzt ist. Besonders lange dauert es im Gebirge.
Auf die Lösung für das Problem brachte mich besagte Freundin, die allerdings normale Plastiksackerln verwendete. Ich habe mir nach der gemeinsamen Wanderung und einer Schnellrecherche einen Hunderterpack kompostierbarer Hundekotbeutel besorgt. Eines dieser dünnen Leichtgewichte ist bei jeder Wanderung im Seitenfach meines Rucksacks dabei. In dem Beutel werden alle „Pipi-Papiere“ des Tages gesammelt und am Abend im Restmüll entsorgt. Die kompostierbaren Beutel bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen, etwa aus Maisstärke. Es gibt sie als Rollen oder im Block zu z.B. 100 Stück – das kostet weniger als 10 Euro.
Voilà: Eine kleine Verhaltensänderung von uns Frauen (meistens hinterlassen ja wir die Papierln ;-) bringt eine beträchtliche Erleichterung für die Natur sowie fürs Auge der nach uns Wandernden.
Übrigens: Auch Bananen- oder Orangenschalen sollten nach der Jause keineswegs in der Natur entsorgt werden. Zum einen sind die Schalen (im schlimmsten Fall, wenn nicht bio) mit Pestiziden belastet, zum anderen benötigt die Natur auch dafür mehrere Jahre, um sie zu zersetzen. Für eine schnelle Verrottung bräuchte es ein tropisches Klima. Apfelbutzen sind natürlich ok ;-)
Tipp
Vom österreichischen Alpenverein gibt es eine sehr anschauliche „Verrottungstabelle“