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Tempo 100 – gut fürs Klima, gut fürs Geldbörserl

Ein Herabsenken von Tempolimits wird oft ungern gesehen. Speziell in Österreich spricht sich laut Umfragen die Mehrheit der Bevölkerung dagegen aus. Politik und Wissenschaft sehen das teilweise ganz anders. Vor allem die Klima- und die Energiekrise fördern die Diskussion um eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h auf Autobahnen. Verwiesen wird dabei auf eine Reihe von Vorteilen dieser Begrenzung. Doch alleine die ökologischen Vorteile müssen alle überzeugen, dass die Reduktion des Tempolimits notwendig ist. Wir zeigen dir in diesem Artikel, warum.

Wenn das Klima-Argument nicht zieht: Es ist mit einer Spritverbrauchreduktion von 23 Prozent bei Tempo 100 zu rechnen. Gerade in Zeiten exponentiell steigender Energiepreise, Balsam für die Autofahrer*in-Seele. (Foto: Pixabay, 652234)

Zahlen und Fakten zur CO2-Einsparung

Doch wie gravierend sind die CO2-Einsparungen durch Tempo 100 in Österreich tatsächlich? Nun, das lässt sich so genau nicht sagen, weil in diesem Kontext auch zahlreiche andere Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel das Verkehrsaufkommen, das individuelle Fahrverhalten der Autofahrer*innen und der Anteil von Benzin- und Dieselautos. Es gibt jedoch Schätzungen und Berechnungen, die eine Vorstellung von der möglichen CO2-Einsparung geben können. In Österreich werden (Stand 2020) etwa 28 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen durch den Verkehr verursacht. Laut dem Sachstandsbericht „Mobilität“ des österreichischen Umweltbundesamtes im Jahr 2019 bewirkt eine Reduktion von Tempo 130 auf 100 auf Autobahnen und Schnellstraßen eine Einsparung von etwa 460.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Damit einhergehen soll gemäß VCÖ ein reduzierter Spritverbrauch um rund 180 Millionen Liter pro Jahr und eine erhebliche Spritpreisreduktion von etwa 360 Millionen Euro bei heutigen Spritpreisen. Zahlreiche Klima- und Energieexperten drängen daher auf eine Ausweitung des Tempolimits über 100 auf der Autobahn hinaus, zu einem maximalen Tempo von 80 km/h auf Freilandstraßen und 30 km/h im Ortsgebiet. Professor Günter Emberger vom Institut für Verkehrswissenschaften an der TU Wien hat mit Kolleg*innen diesbezüglich einen offenen Brief mit Verweis auf zahlreichen wissenschaftlichen Studien an die österreichische Bundesregierung, den Nationalrat und die Bundesländer geschickt.

Diese Maßnahme ist natürlich ein Teil vieler Weiterer, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen. In puncto Verkehr brauchen wir etwa einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und erneuerbarer Energieträger.

Den „Ich fahre 100 fürs Klima“-Sticker bekommst du in unserem Onlineshop (Foto: Ethik.Guide)

Weniger Schadstoffe, reduzierter Lärmpegel

Eine weitere ökologische Auswirkung von Tempo 100 auf Autobahnen ist eine Verringerung der Luftverschmutzung beziehungsweise eine generelle Reduktion von Schadstoffen in der Luft. Pro gefahrenem Kilometer emittiert ein PKW bei Tempo 100 im Schnitt um 49,7 Prozent weniger Stickoxide und um 34,2 Prozent weniger Feinstaub im Vergleich zu Tempo 130. Das kommt daher, dass eine höhere Geschwindigkeit einen höheren Luftwiderstand und einen damit verbundenen höheren Kraftstoffverbrauch erzeugt, was wiederum zu einer höheren Luftverschmutzung führt. Dementsprechend bewirkt eine Begrenzung der Geschwindigkeit durch Tempolimits eine Reduktion der Luftverschmutzung.

Darüber hinaus kann eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h den Lärmpegel reduzieren. Anrainer in autobahnnahen Gebieten können ein Lied davon singen – der Straßenverkehr ist einer der Hauptquellen von Lärmbelästigung entlang von Autobahnen und in Städten. Eine Senkung der Geschwindigkeit auf Autobahnen kann in weiterer Folge eine deutliche Reduktion des Lärmpegels bewirken. Doch nicht nur Anrainer, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt in der Nähe profitieren davon umfänglich.

Vor allem jungen Leuten sind die derzeitigen Emissionen im Mobilitätssektor ein Dorn im Auge – ohne Klimagerechtigkeit, keine Zukunft (Foto: Unsplash, Callum Shaw)

Indirekte Vorteile und Erhöhung der Verkehrssicherheit

Eine niedrigere Geschwindigkeit kann dazu beitragen, den Verkehrsfluss zu verbessern und Staus zu reduzieren. Dies wiederum reduziert die Zeit, die Autos im Stau verbringen, was den Treibstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß weiter reduziert.

Schließlich kann Tempo 100 auch dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Eine niedrigere Geschwindigkeit bedeutet eine längere Reaktionszeit und eine kürzere Bremsstrecke, was im Falle eines Unfalls lebensrettend sein kann. Darüber hinaus kann eine Geschwindigkeitsbegrenzung dazu beitragen, das Risiko von Unfällen insgesamt zu verringern, wie man beispielsweise in Ländern mit ohnehin schon niedrigeren Tempolimits wie Schweden oder Schweiz an der deutlich geringeren Zahl von Verkehrstoten erkennen kann.

Fazit

Insgesamt gibt es zahlreiche ökologische Vorteile von Tempo 100 auf Autobahnen. Eine Verringerung des CO2-Ausstoßes, der Lärmbelästigung, der Luftverschmutzung und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit sind nur einige der positiven Auswirkungen. Manche Politiker*innen wie beispielsweise der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser und auch die Wissenschaft verdeutlichen, wie ökologisch und in weiterer Folge auch wirtschaftlich effizient, sich eine Temporeduktion auf 100 km/h auf der Autobahn auswirken kann. Trotz dieser ökologischen und finanziellen Vorteile für den einzelnen wehrt sich die Mehrheit der österreichischen Gesellschaft noch gegen diese Maßnahme. Daten aus der Schweiz oder aus Österreich unter Bruno Kreisky während der Ölkrise 1973 zeigen jedoch, dass die Toleranz für Temporeduktionen mit der Zeit steigt, vor allem wenn die positiven Auswirkungen im Zeitverlauf selbst beobachtet werden. In diesem Sinne besteht auch im Hinblick auf die anhaltende Energiekrise Anlass zur Hoffnung, dass alle Österreicher*innen sich mit der Maßnahme Tempo 100 versöhnen. Denn wir profitieren davon, schlussendlich alle.

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Ein Artikel von Benedikt Schweigl
veröffentlicht am 11.04.2023
Als Student der Politikwissenschaft beschäftige ich mich mit Machtverhältnissen in den unterschiedlichsten Konstellationen. Ein besonderes Interesse habe ich dabei an unterschiedlichen Ansätzen, die ungleiche Machtverhältnisse herausfordern, wie fairer Handel oder Anti-Speziesismus.
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