Tiere in den Religionen (Teil 1): Christentum und Buddhismus

Buddhismus
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2017. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Gibt es Zusammenhänge zwischen Religionen und Aktivismus für Umwelt- und Tierschutz oder schließt sich beides aus? In diesem Artikel möchten wir euch bereits etablierte sowie neuere Ideen von zwei der großen traditionellen Religionen – der jüdisch-christlichen Tradition und der buddhistischen Tradition – näher vorstellen.
Religionen

(Foto: Wikimedia Commons, Ya tonavanik, CC BY-SA 4.0)

Jüdisch-christliche Tradition und Aktivismus

Wenn man heutzutage über Umwelt- und Tierrechtsaktivismus spricht, denkt man meist nicht unmittelbar an Religion. Im Gegenteil, gerade die jüdisch-christliche Tradition wird oft mit einer Herrschaft über Natur und allen Lebewesen in Zusammenhang gebracht. Diese dominium terrae, die “Herrschaft über die Erde” ist ein theologischer Fachbegriff, der auf Genesis 1,28 basiert: “Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.” Diese umfassende und industrielle Naturbeherrschung dauert teilweise leider bis heute an.

PapstMit der Wahl des neuen Papstes 2013, Papst Franziskus, scheint aber auch in der römisch-katholischen Kirche eine neue Ära der Religion und des Umweltbewusstseins bzw. Aktivismus zu beginnen. Mit seiner Umweltenzyklika Laudato si am 18. Juni 2015 rief Papst Franziskus zu einem Ende der Ausbeutung natürlicher Ressourcen auf und forderte eine notwendige Umkehr in Hinblick auf Klimawandel und globale Ökokatastrophen.

Er ist sich auch dem globalen Klimawandel mit seinen „schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen” (25) bewusst. Die Schöpfungsgeschichte sieht er auch nicht als Herrschaftsanspruch, sondern vielmehr als Schöfpungsverantwortung. Die Erde ist laut ihm eine Gabe, nicht Besitz, zum Hüten und nicht zum Zerstören.

Siebenten-Tags-Adventisten und Vegetarismus

Die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten empfiehlt zumindest eine vegetarische, wenn nicht sogar eine vegane Ernährungs- und Lebensweise. Die protestantische Freikirche wurde im 19. Jahrhundert in den USA gegründet. Da der menschliche Körper von dieser Religionsgemeinschaft als Haus Gottes gesehen wird, steht in dieser Religion eine gesunde Lebensweise im Mittelpunkt.

Salat

(Foto: maxpixel.freegreatpicture.com)

Sozial und ökologisch engagierter Buddhismus

Aber auch im Buddhismus ist Aktivismus seit einigen Jahrzehnten immer stärker verankert. So wurde im Rahmen der 10. Erdgespräche am 27. April 2017 Sulak Sivaraksa, ein buddhistischer Lehrer und Aktivist, eingeladen. Der politische Aktivist und soziale Reformer aus Thailand gründete 1989 zusammen mit dem Dalai Lama und Thich Nhat Hanh das International Network of Engaged Buddhists.

Für Sivaraksa ist der “engagierte Buddhismus” eine logische Umsetzung der buddhistischen Ideen in unserer modernen Zeit. Mithilfe von Mitgefühl und einem tiefen Versständnis für alle Lebewesen sollen wir eine Welt erstreben, in der keine Lebewesen getötet und alle achtsam behandelt werden. Diese Handlungsweise schließt auch die Umwelt und die ganze Erde mit ein, da wir alle verbunden sind.

Sulak Sivaraksa (Foto: © World Economic Forum, CC BY-NC-SA 2.0)

Der buddhistischen Philosophie zufolge sind Unwissen, Gier und Hass die drei Hauptursachen für menschliches Leiden. In unserer heutigen Zeit führt zum Beispiel Gier dazu, die Folgen des eigenen Konsums, ob nun Fleisch aus Massentierhaltung oder immer das neueste Handy, nicht zu hinterfragen. Durch dieses Leben, das vom Konsum und dem Kapitalismus geprägt ist, werden immer mehr nicht-nachwachsende Rohstoffe abgebaut. Dies führt wiederum zur Zerstörung von Ökosystemen, beschleunigt den Klimawandel und trägt zu vermehrter weltweiter Ungerechtigkeit bei.

Die Entwicklung von Liebe und Mitgefühl aus Achtsamkeit, wie es im Buddhismus praktiziert wird, ist aber nicht rein auf diese Religion oder Philosophie beschränkt, sondern allen Menschen zugänglich. Und auf die Fragen, ob man als EinzelneR weitreichende Veränderungen herbeiführen und Kriege und Kapitalismus verhindern kann, antwortet Sulak Sivaraksa optimistisch mit „ja“. Wir haben alle eine wichtige Verantwortung, derer wir uns bewusst sein müssen. Außerdem kann durch Meditation die eigene Achtsamkeit gefördert und gestärkt werden.

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Ein Artikel von Yvonne
veröffentlicht am 21.06.2017
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