Vögel faszinieren uns mit ihrem wunderschönen Gesang, ihrem eleganten Flug und ihrer Vielfalt an Farben. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme und spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Samen, der Bestäubung von Pflanzen und dezimieren Lästlinge, die der Ernte schaden. Leider sind Vögel einer mitunter tödlichen Gefahr durch Schutznetze ausgesetzt. Obgleich ebensolche Netze Obst- und Gemüseernten sichern sollen, gibt es tierfreundlichere Alternativen. Diese zeigen wir dir am Ende des Beitrags.
Star sitzt zwischen Blättern auf einem Ast.

Nicht alle Menschen freuen sich, einen Star zu sehen. Große Schwärme richten in der Landwirtschaft Schäden an. (Foto: Unsplash, Neal Smith)

Einsatz von Ernteschutznetzen

Schutznetze werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Landwirt*innen verwenden sie, um ihre Ernten vor Vögeln zu bewahren, Fischfarmen nutzen sie über Teichen, um Raubvögel fernzuhalten und Baufirmen setzen sie ein, um Gebäude vor Tauben oder anderen Vögeln zu schützen.

Vogel im Netz gefangen

So kann es aussehen, wenn sich ein Vogel in einem Netz verfängt und alleine nicht mehr herauskommt (Foto: Pixabay, Markéta (Machová) Klimešová)

Eine unsachgemäße Anbringung von Ernteschutz- und Rebnetzen kann dazu führen, dass sich Vögel und andere Kleintiere wie Igel, Kröten oder Eidechsen darin verfangen und verenden.

Folgende Situationen bedeuten für Vögel und andere Kleintiere eine Gefahr

  • Netze mit Löchern
  • Netze, welche bis zum Boden gespannt sind
  • Herumliegende Netze
  • Feine, dunkle oder grüne Netze mit einer großen Maschenweite, weil diese für Vögel kaum oder gar nicht sichtbar sind und deshalb zur Todesfalle werden können

Zugvögel, welche auf ihren jährlichen Wanderungen große Entfernungen zurücklegen, sind besonders gefährdet, da sie oft unerwartet auf diese Netze stoßen. Aber auch lokale Vögel in städtischen Gebieten sind bedroht, da immer mehr Menschen Schutznetze verwenden, um ihre Gärten oder Balkone vor Vögeln zu schützen. Wieder und wieder verheddern sich Vögel in solchen Netzen. Dabei ziehen sie sich starke Verletzungen zu, verhungern, verdursten oder strangulieren sich.

Erdkröte im Gras

Für am Boden lebende Kleintiere können Schutznetze ebenfalls eine Gefahr bedeuten, wenn sie bis auf den Boden reichen oder liegengelassen werden (Foto: Pixabay, NoName_13)

Einsatz von Teichschutznetzen

Teichschutznetze werden hauptsächlich eingesetzt, um Fraßschäden durch Kormorane und Graureiher zu verhindern. Allerdings stellen sie gleichzeitig eine große Gefahr für zahlreiche andere Vogelarten dar. Auch hier sind überwiegend grobmaschige und helle Netze für den Großteil der Verluste von Wildvögeln verantwortlich. Insbesondere sind fischfressende Vögel wie Fischadler, Reiher und Störche betroffen. Andere Vogelarten wie Habichte, Uhus oder Mäusebussarde verfangen und verletzen sich gleichermaßen tödlich in den Netzen. Die Vögel erspähen vermeintlich leichte Jagdbeute und verheddern sich unwissentlich mit ihren Flügeln und Beinen in nahezu unsichtbaren Nylonfäden. Die Situation vieler Vögel verschlechtert sich oftmals, wenn sie versuchen, sich selbst zu befreien. Dabei kommt es zu Einschnürungen der Gliedmaßen oder zur Strangulation.

Einsatz von Gebäude- und Balkonschutznetzen

Von Taubennetzen ist dringend abzuraten, da für die Vögel eine hohe Verletzungsgefahr besteht. Tauben können sich in den Netzen verfangen und durch Verletzungen, Verhungern, Verdursten oder Strangulieren qualvoll versterben. Auch andere Taubenabwehrmaßnahmen, welche den Tieren schaden, bedeuten Tierqual. So sollten Spikes, Vogelabwehrpaste oder chemische Mittel unter keinen Umständen eingesetzt werden, um Tauben von Gebäuden oder Balkonen fernzuhalten. Mehr dazu liest du in unserem Artikel über Stadttauben.

Taube auf Dach

Tauben sind auf Gebäuden nicht gern gesehen. Doch auch sie brauchen einen Rückzugsort. (Foto: Pixabay, Pexels)

Lösungsvorschläge zur Risikoreduzierung

Es ist dringend erforderlich, dass wir die tödliche Gefahr von Schutznetzen für Vögel und andere Kleintiere ernst nehmen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Bedrohung zu minimieren. Hier sind einige mögliche Lösungsansätze.

  • Alternativen nutzen
    Statt Schutznetzen kannst du alternative Methoden verwenden, um Pflanzen und Gebäude vor Schäden durch Vögel zu schützen. Fressfeindattrappen, bunte und reflektierende Bänder, CDs sowie akustische Abschreckungen können Vögel fernhalten, ohne sie in Gefahr zu bringen.
  • Tieren Nahrung bieten
    Vögel und andere Tiere haben Hunger und sind auf der Suche nach Nahrung. Gestalte deinen Garten tierfreundlich, indem du Sträucher, Obstbäume und Pflanzen anbaust, welche für Tiere nahrhaft sind (Vogelbeere, Schneeball, Pfaffenhütchen).
  • Trauben mit Papiertüten umwickeln
    In den letzten Wochen der Traubenernte kannst du die Früchte in (gebrauchte) Bäckereitüten hüllen. Selbst wenn die Papiertüten nass werden, reifen die Trauben voll aus.
  • Netze sparsam und für kurze Zeit einsetzen
    Wenn du Schutznetze verwenden musst, sollte der Einsatz dieser so kurz wie möglich erfolgen und so gestaltet sein, dass Vögel sich nicht darin verheddern können. Nach der Ernte müssen die Netze unverzüglich abgebaut und sicher verstaut werden.
  • Netze korrekt montieren
    Verwende keine grünen Netze! Diese werden von Vögeln nicht wahrgenommen. Stattdessen kannst du engmaschige (maximal 25 x 25 mm) und dickfädige Netze in leuchtend blauen Farben verwenden. Die Netze müssen fest über dem Boden (nicht bis zum Boden!) gespannt werden und dürfen über keine Löcher verfügen. Netzbahnen können sich dabei überlappen. Netzreste wegräumen und nicht liegenlassen.
  • Gewissenhaft kontrollieren
    Regelmäßige Kontrollen sind unabdingbar. Verhedderte und verletzte Tiere wie Igel, Eidechsen oder Vögel müssen sofort befreit und gegebenenfalls in eine fachkundige Tierarztpraxis transportiert werden.
  • Informieren und sensibilisieren
    Es ist wichtig, die Öffentlichkeit über die Gefahren von Schutznetzen für Vögel aufzuklären. Durch Informationskampagnen, Schulungen und das Teilen von fachspezifischen Materialien kann das Bewusstsein für dieses Problem geschärft werden.
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Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 8.08.2023
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.

2 Kommentare

  • Marie Busch sagt:

    Mein Nachbar möchte sich gerne demnächst Schutznetze kaufen. Ich wusste allerdings nicht, dass diese auch Todesfallen für Vögel darstellen können. Darüber werde ich mit ihm einmal reden müssen.

    • Barbara sagt:

      Danke für dein Kommentar und deinen Einsatz. Es ist schön zu lesen, dass unsere Arbeit wirklich ankommt und weitergetragen wird.

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