Urbaner Dschungel: Klarheit für dein grünes Heim
Im ersten Teil dieser Reihe haben wir dir gezeigt, welche Vorteile begrünte Dächer und Fassaden vor allem für das städtische Klima bringen können. Für Tiere bedeutet das Stadtgrün Lebensraum. Für Menschen kann das Mehr an Pflanzen neben positiven gesundheitlichen Auswirkungen auch finanzielle Vorteile bei Kosten für Heizung und Klimaanlage bringen. Dieser zweite, etwas technischere Teil ist für alle, die nun wissen wollen, auf was man bei der Umsetzung achten sollte. Dein Weg zur Green City.
Begrünung von Gebäuden: Wie und wo?
Besonders Industrie-, Verwaltungsgebäude, Großhallen und Schulen können von Gebäudebegrünung profitieren, aber auch private Häuser und Wohnanlagen. Es lohnt sich durch den Dämmeffekt in jedem Fall auch finanziell. Dabei kann die Begrünung von Gebäuden verschiedenste Formen annehmen. Das hängt von den Gegebenheiten und den eigenen Vorstellungen ab. Zum größten Teil kommen Begrünungsmaßnahmen ohne aufwendige und teure Unterkonstruktionen aus. Trotzdem sollte im Vorfeld beispielsweise Statik, Windsog und Brandschutzbestimmungen fachlich abgeklärt sowie die Pflanzen passend zum Standort ausgewählt werden, um auch langfristig Freude damit zu haben. Auf das musst du achten:
Grünes Dach
Der NABU rät auf der Themenseite Grüne Dächer, dass “vor allem bei Flachdächern […] die Frage der Belastbarkeit zu klären [ist]. Je nach Bewuchs lastet ein Gewicht von 25 bis 165 Kilogramm auf jedem Quadratmeter.” Das sollte am besten von einem fachkundigen Architekten oder einem Dachdecker vorab geprüft werden, wie auch die Stadt Wien empfiehlt.
Da es am Dach keinen Anschluss an den Nährstoffkreislauf gibt, müssen, so der NABU, verschiedene Funktionsschichten künstlich aufgetragen werden. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Varianten – die intensive und extensive Schichtung.
Der Schichtaufbau erfolgt in mehreren Schritten (vgl. Grün statt Grau, NABU)
- Wurzelfeste Schutzlage (Dichtungsbahnen) mit verrottungsfesten Synthesefasern, um Beschädigungen am Dach zu verhindern
- Bei starker Neigung des Daches können zusätzlich Rutschschwellen angebracht werden, die das Abrutschen der Substrate verhindert
- Drainage- und Speicherschicht aus mineralischem Schüttstoff wie Tonziegel oder Dränmatten, um überschüssiges Wasser und Pfützenbildung zu vermeiden (kontrollierte Ableitung und Speicherung)
- Im Zweischichtaufbau werden zur Nährstoffspeicherung dünne Mulchlagen auf die Mineralien gegeben
- Nährstoffreiche Substrat- und Vegetationsschicht für den Wurzelraum der Pflanzen, die durch Dicke und Zusammensetzung die Vegetationstypen vorgibt (siehe Tabelle oben)
Nach dem ersten Jahr wird ein gründlicher Check durch kundigen Dachdecker empfohlen, bei dem kahle Stellen ausgebessert werden sollen.
Grüne Wände
Auch bei vertikalem Grün sollten stets vorab Architekten, Die Umweltberatung, Grün statt Grau oder ähnliche fachkundige Institutionen zurate gezogen werden, denn nicht jede Pflanze ist für jeden Ort geeignet. Zudem können begrünte Fassaden unterschiedlich umgesetzt werden. In der folgenden Tabelle sind Information von der NABU sowie Grün statt Grau zusammengeführt worden.
Der ideale Zeitpunkt für die Anpflanzung einer grünen Wand ist im Frühling und im Herbst. Bei der bodengebundenen Variante sollte die Erde tiefgründig gelockert werden und reifer Kompost eingearbeitet werden, empfehlen die ExpertInnen. Stauden oder eine Mulchschicht spenden dem Wurzelbereich Schatten. Eine Drainageschicht aus Kies schützt hier sowie bei troggebundenen Pflanzen vor Staunässe. Die Erdschichtung in den Trögen ist ähnlich wie die Schichtung der Dachbegrünung aufzubauen.
Der Pflegeaufwand ist von Kletterpflanze zu Kletterpflanze unterschiedlich, meist sind es aber nur ein bis zwei Pflegedurchgänge pro Jahr. Bei selbstklimmenden Pflanzen wie Efeu muss gegebenenfalls bei Fenstern, Regenrinnen oder Ähnlichem zurückgeschnitten werden. Gerüstkletterpflanzen benötigen hingegen zumeist weniger Rückschnitt, weil sie geführt werden. Bei nicht-immergrünen Kletterpflanzen muss einmal im Jahr das Laub entfernt werden.
Ob attraktive Blüten von Kletterrosen, Clematis und Blauregen, ob bunte Laubfärbung von Rosa Strahlengriffel und Wildem Wein, ob wohlschmeckende Früchte von Echtem Wein, Kiwi, Brombeere und Spalierobst (Indirekte Fassadenbegrünung) oder ob klassisches Immergrün von Efeu, Kriechspindel und Geißblatt – die Möglichkeiten sind vielfältig. Eine umfangreiche Übersicht über geeignete Kletterpflanzen, ihrer Kletterform und ihr Standortanspruch findest du im online verfügbaren PDF Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung von Die Umweltberatung.
Beratungsstellen und Förderungen für dein Naturschutzprojekt
In Österreich werden Investitionen in Gebäudebegrünung als Teil der Wohnbauförderung oder direkt vonseiten der Städte für unterschiedliche Zielgruppen gefördert. Dabei bestehen Unterschiede bei Richtlinien, Voraussetzungen und Fördersummen. In der Stadt Wien beispielsweise gibt es eine maximale Obergrenze der Förderung für begrünte Innenhöfe, straßenseitige Fassadenbegrünung oder Dachbegrünung. Die erste Beratungsstunde bei Die Umweltberatung ist gratis, alle weiteren werden bei tatsächlicher Umsetzung zurückerstattet. In Kärnten richtet sich die Staffelung der Fördersumme nach Quadratmeter (siehe Wohnbauförderung 2021 Journal). Und in Graz werden bis 2022 für eine umfassende urbane Begrünung neben Dach- und Fassadenbegrünungen auch Gemeinschaftsgärten und Stadtbäume gefördert. Eine Zusammenfassung zu den Förderungen und den jeweiligen zeitlichen Begrenzungen von Bund, Ländern und Städten mit laufend aktuellen Infos über die jeweiligen Vorgaben kannst du bei Grün statt Grau oder auch hier bei Die Umweltberatung nachlesen.
Die vielen Fördermöglichkeiten von urbanen Grünflächen sind eine wunderbare Entwicklung. Sie zeigen, dass Bund, Länder und Städte an das Potenzial der Stadtbegrünung glauben und dass sie dem Klimawandel nicht tatenlos zusehen wollen. Durch die Unterstützung von fachlichen Beratungsstellen und der finanziellen Stütze steht dem eigenen Naturschutzprojekt auf der Hauswand oder auf dem Dach so gut wie nichts mehr im Wege. Mit der heute zur Verfügung stehenden, ausgereiften Technik und die dazugehörige Expertise ist es einfach, Farbe ins Grau zu pflanzen und mit Immergrün und Blütenmeer nicht genutzte Flächen der Stadt wieder zum Erblühen zu bringen. Bist du dabei?