Zukunft Bauen

In einer Zeit von Lieferengpässen, Rohstoffknappheit und unausweichlich heraneilender Klimaveränderung rückt das Schlagwort Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Man wirbt damit in fast allen Lebensbereichen. Doch gerade in der Bauindustrie scheint dieser Trend noch nicht ganz angekommen zu sein. Was dagegen unternommen werden kann, liest du im folgenden Artikel.

Endstation Klimakatastrophe – der Baustoff Zement ist verantwortlich für etwa acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes (Foto: Pixabay, Peter H)

Bei den Überlegungen zur Nachhaltigkeit handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen. Bereits 1713 bewies Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714) seinen generationenübergreifenden Blick, indem er betreffend der damaligen Holzkrise formulierte: Es sollte nur so viel Wald geschlagen werden, wie wieder nachwächst.

Schnell geriet dieser Rat wieder in Vergessenheit. Rasantes Konsumverhalten und die daraus resultierende Ausbeutung der Umwelt drängten gebräuchliche, solide und nachwachsende Baustoffe ins Abseits. Langjähriges Wissen und Fertigkeiten wurden als überholt abgestempelt und nicht mehr gepflegt. Daraus resultierend verschlingt die Bauwirtschaft heute ca. 40 Prozent der globalen Ressourcen. Zement, der überall zur Herstellung von Beton verwendet wird, gehört dabei zu den besonders großen Klimasündern. Auf sein Konto gehen etwa acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Auch wichtige Rohstoffe wie Kupfer und Sand werden allmählich knapp.

Dabei gibt es durchaus praktikable Alternativen!

Klimafreundliches Bauen, Recycling von Baustoffen, alternative Baustoffe – die Auswahl ist groß und oft noch unübersichtlich und viele Baumythen halten sich in der Branche hartnäckig.

 „Dafür brauchen wir PlanerInnen mit dem erforderlichen Wissen um die Prinzipien solaren und ökologischen Bauens und Ausführende mit dem Verständnis und den handwerklichen Fähigkeiten, dies auch umzusetzen.“

Constance Weiser, Architektin und Leiterin des GreenSkills Lehrganges für zukunftsweisendes Leben und nachhaltiges Bauen.

Mehr Wissen für PraktikerInnen führt zu ganzheitlicher Planung und mehr Nachhaltigkeit (Foto: green skills – Austria)

Wissen muss verbreitet werden: Greenskills Lehrgang Nachhaltiges Bauen

Beim greenskills Lehrgang für zukunftsweisendes Leben und nachhaltiges Bauen werden den TeilnehmerInnen die Grundprinzipien nachhaltiger Architektur nähergebracht und sie lernen, welche Vorteile das kreislauffähige Bauen und Sanieren mit natürlichen Rohstoffen und erneuerbaren Energien hat. Der Kurs richtet sich an PraktikerInnen somit auch ProfessionistInnen aus dem Baugewerbe: Ausführende, ProjektleiterInnen, BaumeisterInnen, Personen der örtlichen Bauaufsicht sowie ArchitektInnen, aber auch an interessierten Laien.

Die TeilnehmerInnen sollen die komplexen Zusammenhänge besser erfassen lernen, um dann die richtigen Entscheidungen in Bezug auf Materialien, Aufbauten und Haustechnik treffen zu können. Das fördert Sicherheit in der Planung bzw. bei der Beratung von KundInnen und erleichtert es, die Vor- und Nachteile gegenüber herkömmlichen Baustoffen /-weisen besser zu argumentieren.

Als großen Erfolg lässt sich vermelden, dass der Lehrgang 2022 erstmals in Kooperation mit der BAUAkademie, einem führenden Bildungsanbieter der Bauwirtschaft in Österreich, stattfindet. Denn gerade die beratenden / planenden und auch ausführenden ProfessionistInnen sorgen für das Zustandekommen von mehr nachhaltigen Projekten!

Das Team von greenskills bietet auch noch weitere Exkursionen und Veranstaltungen vom nachhaltigen Bauen über gemeinschaftliches Leben bis zur Permakultur an. Mehr Informationen dazu findet ihr auf ihrer Veranstaltungsseite.

Mehr Nachhaltigkeit durch innovative Planung für den klimagerechten Städtebau (Foto: Photo by Jurriaan on Unsplash)

Wissen ist Macht: Green.Building.Solutions, BOKU Wien

Macht etwas zu verändern! Auch auf universitärem Niveau ist das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen angekommen: mit Green.Building.Solutions.

Der Universitätslehrgang der Universität für Bodenkultur (BOKU) wird in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien (TU), der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), der Universität Wien (UW), der Donau-Universität Krems (DUK), des Austrian Institute of Technology (AIT) und der IG Passivhaus (IGPH) durchgeführt. Vermittelt werden die zentralen ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekte nachhaltigen Bauens und Planens und soll die Kompetenzen und das Verständnis der AbsolventInnen schaffen und vertiefen.

Welche Alternativen gibt es?

Nehmen wir das Beispiel Zement genauer unter die Lupe:

Zement muss bei 1450 Grad gebrannt werden, was einen enorm hohen Energieaufwand bedeutet und damit gleichzeitig einen hohen CO2-Ausstoß. Womit kann man dieses Material, welches als Bindemittel im Beton dient, also ersetzen?

  • Ziegelsteine – werden auch gebrannt, benötigen aber weniger Energie
  • Holz – ein nachwachsender Rohstoff, kurze Bauzeiten
  • Stroh – gute Dämmeigenschaften, nachwachsend, noch nicht überall zugelassen
  • Lehm – feuchtigkeitsregulierend, vor allem für den Innenbereich geeignet,  bzw. muss vor Witterung geschützt werden
  • Bambus – wächst extrem rasch, schlechte Ökobilanz wegen Transportwegen
  • Hanfbeton – enthält keinen Beton, ist aber ähnlich stabil
  • Naturstein – frei von Schadstoffen, Emissionen durch Abbau
  • Ökobeton oder Calciumsulfoaluminat-Zement – Reduktion der Treibhausgasemissionen durch andere Materialzusammensetzung

Die Auswahl ist groß, wie man sieht und je mehr Menschen davon wissen und diese Alternativen auch einfordern, desto eher findet Nachhaltigkeit auch im Bausektor statt. Denn wie der Deutsche Rat für nachhaltige Entwicklung treffend formuliert:

 „Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“

 

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Ein Artikel von Johanna
veröffentlicht am 30.08.2022
Berufliche Tausendsassa mit Outdoorfieber. Bei Regen gerne mal am Sofa anzutreffen, solange Buch und Hunde mit dabei sind.
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