Alles für den Hund – tierschutzgerechte Ausrüstung und Equipment
Die Basisausrüstung…
Soll der Hund ein Halsband tragen, so ist es wichtig, dass es die Breite von etwa 2 Halswirbeln aufweist, das reduziert die Verletzungsgefahr, sollte der Hund plötzlich in die Leine springen. Welches Material verwendet wird, hängt eher vom Geschmack des Menschen ab, vorzuziehen sind jedoch auf alle Fälle gepolsterte bzw. weiche Modelle.
Auf keinen Fall sollten Kettenwürger oder Halsbänder ohne Stopp verwendet werden, weil diese sich „endlos“ zuziehen und so dem Hund die Luft zum Atmen nehmen, wenn er an der Leine zieht. Das Training von Leinenführigkeit soll und darf nicht auf Angst und Schmerz basieren! Halsbänder, die Stacheln aufweisen oder mit Elektroschocks arbeiten, sind per Gesetz verboten. Auch Sprühhalsbänder sind abzulehnen, da sie den Hund stark erschrecken können und daher alles andere als sanft oder gewaltfrei sind.
Empfehlenswerter als ein Halsband ist jedoch die Verwendung eines Brustgeschirrs. Dies verteilt den Zug/Druck auf Brustbereich und Körper und stellt somit die schonendste Art dar, mit dem angeleinten Hund spazieren zu gehen. Wir Menschen schnallen uns schließlich im Auto auch quer über den Oberkörper an und nicht um den empfindlichen Hals. Die Verwendung eines Brustgeschirrs führt im Übrigen nicht dazu, dass ein Hund vermehrt zieht – ein Trainer oder eine Trainerin können hier in kurzer Zeit helfen.
Wichtig ist die Passform des Brustgeschirrs. Dieses sollte:
- keine Druckstellen verursachen: eine Handbreit frei zwischen Gurt und Ellenbogen, Polsterung empfehlenswert
- Bewegungsfreiheit bieten: Schulter darf nicht eingeschränkt oder belastet werden
- nicht zu weit sein, um ein Hängenbleiben oder Rauswinden zu verhindern
- möglichst einfach anzuziehen sein
Es gibt viele verschiedene Brustgeschirr-Typen: Standardgeschirr, Sicherheitsgeschirr, K9-Geschirr, Norwegergeschirr, Maßanfertigungen, etc. Wichtig ist, dass der Hund sich darin wohl fühlt und sicher geführt werden kann.
Auf keinen Fall zu empfehlen sind sogenannte „Erziehungs-Geschirre“ (oder andere Handelsnamen): Diese ziehen sich hinter dem Ellbogen im empfindlichen Achselbereich zusammen, wenn der Hund an der Leine zieht. Das bedeutet, dem Hund werden in dem Moment Schmerzen zugefügt, was dem Österreichischen Tierschutzgesetz widerspricht.
In vielen Situationen müssen Hunde an der Leine geführt werden. Im Handel gibt es ein unglaublich großes Angebot. Empfehlenswert ist folgende Grundausstattung:
- 1-3m lange Leine für Stadtspaziergänge
- Schleppleine (5-15m) für mehr Bewegungsfreiheit
- Materialdicke, Karabiner angepasst an Größe/Gewicht des Hundes
Es gibt die verschiedenste Materialien und es ist Geschmackssache, was man hier wählt: Biothane, gummierte Leine, Stoff, … Sogenannte Flexileinen (ausziehbar) sind nur eingeschränkt empfehlenswert:
- Hund lernt zu ziehen durch Auszieh-Stopp-Mechanismus
- Verletzungsgefahr: Gurt schneidet ein bzw. Griff kann zum Geschoß werden
Unterwegs in der Stadt
Die meisten Hunde (vor allem im städtischen Bereich) müssen mit einem Maulkorb vertraut gemacht werden. Es gibt Maulkörbe aus Leder, Plastik oder Metall (sicherster Beißschutz).
Wichtig ist jedoch weniger das Material, als die Passform des Maulkorbes. Dieser sollte:
- ausreichend breit sein und weich auf Nase aufliegen
- ausreichend lang sein, nicht auf dem Nasenschwamm aufliegen
- ausreichend tief sein, der Hund muss hecheln, trinken und Leckerlis nehmen können
- keine Druckstellen ausüben
Da viele Hunde gerade im Gesicht sehr empfindlich sind, ist es empfehlenswert, das Anziehen und Tragen des Maulkorbs langsam zu üben. Dann fühlt sich der Hund nicht bestraft, wenn man den Maulkorb anlegt. Die „Aktion gut sitzender Maulkorb“ auf Facebook gibt viele weitere Tipps zu Passform und Training.
Eine Maulschlaufe, die leider häufig als „Maulkorb“ verwendet wird, ist vor allem im Sommer tierschutzrelevant und absolut kein Beißschutz. Hunde können nicht schwitzen wie wir Menschen und müssen ihre Temperatur über Hecheln regulieren. Ist das durch eine enge Maulschlaufe nicht möglich, so droht ein Hitzeschock.
Haltis oder „Gentle Leader“, wie sie oft im Handel bezeichnet werden, sind alles andere als sanft. Das Halti wird am Kopf des Hundes ähnlich eines Pferdehalfters angebracht und wird vor allem bei kräftigen Hunden oder stark ziehenden Hunden empfohlen. Ohne die Anleitung eines/r (gewaltfrei und positiv!!!) arbeitenden Trainers oder Trainerin ist das Halti jedoch ein Tierschutzproblem aufgrund:
- des starken Rucks im Nacken, wenn Hund in die Leine springt – Verletzungsgefahr
- des ständigen Zugs und Drucks auf Nase und Nacken, wenn der Hund zieht – Verletzungsgefahr
Ein Halti soll nur eine vorübergehende Hilfe im Training sein, jedoch nicht dazu dienen, den Hund am Kopf herumzuziehen. Zudem sind immer zwei Leinen zu verwenden, eine an Halsband/Brustgeschirr, die andere am Halti durchhängend. Klingt kompliziert? Am Besten einen Trainer / eine Trainerin befragen, wenn das Kräfteverhältnis Mensch-Hund sehr unausgewogen ist.
Der Gesundheit zuliebe
Man sieht immer mehr Hunde mit Mänteln im Winter. Dies ist zu begrüßen, wenn es sich um einen bereits älteren, kranken oder dünnfelligen Hund handelt. Wichtig ist auch hier die Passform des Mantels:
- keine Druckstellen
- keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit
- möglichst einfaches Anziehen
Kleidungsstücke oder Modeaccessoires für den Hund, die keine Funktion für ihn, sondern für den Menschen darstellen, sind im Allgemeinen nicht hundegerecht.
Egal, was man sich und seinem Hund gönnt, am Besten, man versetzt sich in die Lage des Hundes um herauszufinden, wie sich eine spezielle Ausrüstung anfühlt, bzw. wie sie funktioniert.
Last but not least: Regelmäßiges Überprüfen der Ausrüstung und des Equipments auf „Sollbruchstellen“ und Stabilität (Knoten, Risse, …) verhindert böse Überraschungen.
Interessiert an der gesetzlichen Grundlage?
Österreichisches Tierschutzgesetz, Verbot der Tierquälerei
§ 5. (1) Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.
(2) Gegen Abs. 1 verstößt insbesondere, wer
2. die Aggressivität und Kampfbereitschaft von Tieren durch einseitige Zuchtauswahl oder durch andere Maßnahmen erhöht;
3. a) Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder oder elektrisierende oder chemische Dressurgeräte verwendet oder
b) technische Geräte, Hilfsmittel oder Vorrichtungen verwendet, die darauf abzielen, das Verhalten eines Tieres durch Härte oder durch Strafreize zu beeinflussen;
10. ein Tier Temperaturen, Witterungseinflüssen, Sauerstoffmangel oder einer Bewegungseinschränkung aussetzt und ihm dadurch Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwere Angst zufügt;
2. Tierhaltungsverordnung, 1.1 Allgemeine Anforderungen an das Halten von Hunden
(6) Maulkörbe müssen der Größe und Kopfform des Hundes angepasst und luftdurchlässig sein; sie müssen dem Hund das Hecheln und die Wasseraufnahme ermöglichen.
Ursula Aigner ist Zoologin, allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Hunde und Katzen, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, Ausbildung und Prüfung Hundeführschein Wien, Ausbildung und Prüfung NÖ-Sachkundenachweis.
Ursula Aigner ist als selbstständige Hundetrainerin vor allem mit unerwünschtem Verhalten von Hunden konfrontiert, sei es Aggressionsverhalten oder auch Jagdverhalten. In ihrer Arbeit ist ihr ein gewaltfreier und respektvoller Umgang mit Mensch und Hund wichtig, um langfristig positive Veränderungen zu erreichen – und vor allem zum gegenseitigen Verständnis zwischen Mensch und Hund beizutragen. Vor allem Umgang und Training von Langzeitsitzern oder gefährlichen Hunden (in Tierheimen) sind ihr ein Anliegen. Ursula Aigner ist aktives Mitglied verschiedener Netzwerke im Bereich Hundetraining und Tierschutz und ist immer offen für neue Herangehensweisen oder Lösungsmöglichkeiten. Daher sind Fortbildungen für sie selbstverständlich, um das Beste erreichen zu können – für Mensch und Tier.