Death by Design – Die schmutzige Seite unserer digitalen Sucht
Den Preis für unsere Elektronik bezahlen Menschen mit ihrer Gesundheit
Aus den USA berichten Familien von gehäuften Krebserkrankungen und Geburtsfehlern. Ted Smith, ein Stanford-Anwalt und Umweltaktivist, der die Silicon Valley Toxics Coalition gründete, berichtet über die in Silicon Valley gespeicherten toxischen Chemikalien, die durch Lagerung in Tanks und Lecks in den Boden gelangten. Die Beseitigung wird nicht Jahrzehnte dauern, sondern Jahrhunderte. Die Anwältin Amanda Hawes vertrat ArbeiterInnen mit gesundheitlichen Problemen in einem Prozess gegen IBM in den 1990er Jahren. Die Verwendung von giftigen Chemikalien in der Produktion führte bei ihnen zu Krebserkrankungen. Schwere Entwicklungsstörungen von Kindern und Geburtsfehler waren ebenfalls die Folge, da schwangere Mitarbeiterinnen unwissentlich über längere Zeiträume diesen Chemikalien ausgesetzt waren.
E-Waste ist ein Verbrechen an der Umwelt
Nicht nur die ArbeiterInnen entwickeln Krankheiten, auch Kinder und Menschen, die nahe den Fabriken leben, sind davon betroffen. Der Elektroschrott landet wieder in China, in der Nähe ihrer Produktionsstätten. Recycling ist auch sehr gefährlich für die ArbeitnehmerInnen. Menschen sind Schwermetallen ohne ausreichenden Schutz ausgesetzt, z.B. in der Recycling-Anlage in Guiyu. Und nicht nur Menschen leiden: WissenschaftlerInnen schätzen, dass 20 % des chinesischen Ackerlandes mit giftigen Schwermetallen kontaminiert ist.
„Where is ‘away?’ Away is here for someone.“
Darrin Magee
Associate Professor of Environmental Studies, Hobart+William Smith Colleges
Die Zahlen sind nicht neu, aber immer wieder erschreckend: In China produziert ein Elektronikanbieter in einem Jahr mehr als 100.000 Tonnen gefährliche Abfälle. Hochgiftige Chemikalien aus der Elektronikherstellung wie Quecksilber, Blei und Cadmium werden ohne Filterung in die Flüsse gekippt. Mehr als 60 % des Grundwassers in China ist verseucht und nicht trinkbar, berichtet Ma Jun (Institute of Public Environmental Affairs, China). Für viele Fabriken in China sind die Strafen für Verstöße gegen die Umweltauflagen so niedrig, dass es billiger ist, die Geldstrafen zu zahlen, anstatt ordnungsgemäße Kläranlagen zu installieren.
Die Lohnkosten der ArbeiterInnen machen 1 % des Preises eines iPhones aus!
Die Filmemacherin arbeitete u.a. mit der Organisation SACOM (Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour) aus Hong Kong zusammen, die die Arbeitsbedingungen in Chinas Fabriken untersucht. Die Arbeitsbedingungen in Fabriken wie Foxconn, die Produkte für Apple, HP, Samsung, Toshiba und Co. herstellen, sind katastrophal und gesundheitsgefährdend. Im Film werden v.a. Apple und Foxconn, landesweit größter privater Arbeitgeber und Elektronikhersteller mit über einer Million ArbeiterInnen, als Fallbeispiele herausgegriffen: Unmenschliche Arbeitsbedingungen, 12-stündige Arbeitstage, geringe Löhne, Suizidfälle (meist durch Sprünge vom Dach der Gebäude des Unternehmens), 30 Tage durchgehende Arbeit ohne einen freien Tag. Angespornt durch die hohe Nachfrage werden in den Elektronikfabriken grundlegende Arbeitssicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten. Dies hat bereits zu zahlreichen Unfällen und Explosionen in den Foxconn-Fabriken geführt, hunderte ArbeiterInnen getötet und viele weitere verletzt.
Gegen die „geplante Obsoleszenz“
Apple-Produkte werden für eine kurze Verwendungsdauer designt und hergestellt. So sind in iPhones und Laptops Akkus eingebaut, die man selbst nicht austauschen kann, da der Zugang zum Innenleben der Produkte durch einen speziellen Schraubenzieher verwehrt bleibt bzw. die Batterien eingeklebt sind. So muss das gesamte Produkt in ein oder zwei Jahren ersetzt werden.
Initiativen wie iFixit helfen Menschen, Produkte zu reparieren anstatt sie wegzuwerfen und durch neue zu ersetzen. iFixit ist ein privates Unternehmen in San Luis Obispo, Kalifornien, das Reparaturteile verkauft und kostenlose Online-Reparaturanleitungen für Unterhaltungselektronik veröffentlicht. Auch auf der deutschsprachigen Seite gibt es kostenlose Reparaturanleitung für verschiedene Geräte, vom Tablet bis zur Kamera.
Lösungsvorschläge wie Repair-Services und innovative Projekte werden ebenfalls im Film vorgestellt. So der Reparaturservice MicroPro oder das irische Unternehmen iameco (“I-am-eco”), das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den weltweit ersten ökologisch nachhaltigen Computer zu entwickeln. Während die durchschnittliche Lebensdauer eines Laptops bei 2-3 Jahren liegt, will iameco einen Computer konzipieren, dessen Nutzungsdauer 3 mal höher ist, nämlich bis zu 10 Jahre. Schädliche Stoffe wie Flammschutzmittel, PVC, Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber werden nicht verwendet. Das Gehäuse der Computer besteht aus Naturholz wie Esche, Ahorn und Buche, die alle in nachhaltigen Wäldern angebaut werden.
Es geht uns alle an: Das kannst du tun
In Österreich lag im Jahr 2015 der Elektroschrott pro Kopf bei 22,1 kg. Auf der Webpage zum Film werden Tipps gegeben, was man selbst tun kann (unter den Adressen für z.B. Recycling von E-Waste sind leider keine europäischen dabei):
- Maximiere die Lebensdauer deiner Elektrogeräte. Nutze die Geräte bis sie nicht mehr funktionieren und tausche sie nicht aus, nur weil es ein neues Modell am Markt gibt. Repariere sofern das möglich ist, tausche den Akku.
- Spende oder verkaufe funktionstüchtige Geräte, die du nicht mehr nutzt.
- Recycle defekte Elektrogeräte korrekt und wirf sie nicht einfach in den Hausmüll.
„A metal is a metal is a metal…“
Kimberley Prather
Professor of Atmospheric Chemistry, UC San Diego
Man kann Metall umwandeln, aus dem Boden lösen, ins Wasser leiten oder verbrennen – es bleibt immer noch ein Metall. Chinas Umweltverschmutzung kommt zu uns zurück. Die Luft inklusive toxischer Metalle bewegt sich um die Erde und erreicht auch uns.
Death by Design – The Dirty Secret of our Digital Addiction
Regie & Produktion: Sue Williams
Laufzeit: 73 Minuten
Land: USA
Jahr: 2016
http://deathbydesignfilm.com