E-Autos: Grüne Fahrt in Richtung Zukunft?

E-Mobilität nimmt seit Jahren stetig zu. Dass Verbrennermotoren schlecht für Mensch und Umwelt sind, ist nichts Neues, aber sind E-Autos automatisch besser? In diesem Beitrag teilen wir die wichtigsten Fakten zu diesem Thema und setzen uns kritisch mit diesem Trend auseinander.
E-Auto wird aufgeladen

Ist der Trend zu Elektroautos die Verkehrswende, die wir brauchen? (Foto: Unsplash, Chuttersnap)

Der Ausstieg aus Erdöl und -gas ist essenziell im Umgang mit der Klimakrise. Ein Bereich, in dem die Abhängigkeit dieser nicht-erneuerbaren Ressourcen besonders groß ist, ist im Verkehr. In Wien macht zum Beispiel der Verkehr 40 % der Treibhausgasemissionen aus und die Stadt hat sich deswegen bis 2040 das Ziel gesetzt, den Ausstoß von CO2 in diesem Bereich auf Null zu verringern. Elektroautos und Elektromobilität sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung und werden deswegen gerne als „grüne“ und „nachhaltige“ Lösung verkauft. Doch hält die Verkehrswende ihre ökologischen Versprechen?

Autofahrt mit grünem Gewissen?

Diese Frage kann, wie so viele andere, nur mit „es kommt darauf an“ beantwortet werden. Der wichtigste Fortschritt ist natürlich der Umstieg von Verbrennermotoren auf Motoren, die durch Strom angetrieben werden. Das heißt, diese Autos sind zumindest in der Anwendung nicht mehr auf Benzin und Co. angewiesen und stoßen folglich kein Kohlendioxid aus. Weniger Treibhausgase durch Verkehr ist nicht nur gut fürs Klima, sondern sorgt auch für bessere Luftqualität. Außerdem sind diese Verkehrsmittel leiser im Betrieb, was den Lärmpegel senkt.

Allerdings ist die Produktion von Elektroautos sehr ressourcenintensiv. Um Strom als Energiequelle zu verwenden, benötigen die Autos Lithium-Ionen-Batterien, die diesen speichern. In diesen Batterien kommen zahlreiche seltene, nicht-erneuerbare Rohstoffe zum Einsatz, zum Beispiel Kobalt, Lithium, Nickel, Mangan und Aluminium. Die Gewinnung dieser Materialien ist mit erheblicher Umweltverschmutzung und Menschenrechtsproblemen verbunden. Die plötzlich stark angestiegene Nachfrage führt(e) zu einem unkontrollierten und massiven Ausbau des Bergbausektors – ohne Regulierungen.

Trotzdem verursacht ein E-Auto, laut einer Studie des Umweltbundesamtes, um „bis zu 79 % weniger CO2 als konventionelle Pkws“. Für einen entsprechend niedrigeren Verbrauch ist Ökostrom und eine Wiederverwendung der Ressourcen nach Lebensende zentral. Zusätzlich können die Autos überschüssigen Strom aus Wind- oder Solarkraft speichern, was zu einer besseren Nutzung der Produktionsanlagen für erneuerbaren Strom führt.

vierspuriger Stau im Sonnenuntergang

Nur Verbrenner durch E-Autos auszutauschen reicht nicht: Wir müssen das Konzept des (Individual-)Verkehrs völlig neu überdenken (Foto: wal_172619, Pixabay)

Elektroautos für alle

Elektroautos sind in der Anschaffung teuer, was einen gerechten Zugang zu E-Mobilität verhindert – auch wenn die Gesamtkosten, auf den ganzen Lebenszyklus gerechnet, viel niedriger ausfallen. Im Jahr 2023 gab es 47.621 Elektro-Pkw-Neuzulassungen in Österreich, die meisten davon in Wien, Nieder- und Oberösterreich (bis Juni 2024 gab es 22.178). Das entspricht etwa 20 % aller Neuzulassungen 2023 und einem deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt liegt der Anteil der elektronisch betriebenen Pkws bei etwa 3,3 %. Wien ist eine der führenden Städte in Europa im Bereich der E-Mobilität.

Es gibt auch geografische Unterschiede, die die Auswahl eines Pkws mitbestimmen: In urbanen Gegenden ist mittlerweile die Versorgung mit Ladestationen garantiert, aber in ländlicheren Gebieten ist hierfür meist noch etwas mehr Planung notwendig. In Österreich gibt es bereits über 27.000 öffentliche E-Ladestationen (Stand Juli 2024) an fast 4.000 Standorten – und das Netz wächst schnell. Die meisten Stromanbieter stellen 100 % Ökostrom zur Verfügung, ein wichtiger Beitrag für einen nachhaltigeren Individualverkehr. Die meisten Ladestationen sind in Wien, Nieder- und Oberösterreich sowie Vorarlberg zu finden; die Versorgung in Tirol, Kärnten und der Steiermark ist noch nicht flächendeckend garantiert.

Die Anzahl der E-Autos in Österreich steigt rasant an, trotzdem sind nur etwa 3,3 Prozent aller Pkws elektronisch angetrieben (Statistik: Wien Energie)

Problemfeld Motorisierter Individualverkehr

Nachdem das Verkehrsaufkommen über Jahre stetig zugenommen hat, gab es 2019/2020 durch den Beginn der globalen COVID-19-Pandemie einen merklichen Einbruch. Der aktuellste Bericht (Stand 2021) des Bundesministeriums für Klimaschutz zeigt, dass das Niveau weiterhin unter jenem vor Pandemiebeginn liegt.

Paradoxerweise führen gerade „grüne“ Technologien und Alternativen zu erhöhtem Konsum, da das grüne Gewissen beruhigt ist. Im Bereich der E-Mobilität ist es dann verlockend, mehr Auto zu fahren, anstatt unnötige, kurze Wege im eigenen Pkw zu hinterfragen und sich stetig weg vom motorisierten Individualverkehr zu bewegen. E-Autos sind meist auch größer und schwerer als ihre Verbrenner-Gegenteile, was unter anderem zu mehr Abreibung der Reifen und höherer Beanspruchung von Straßen führt.

Für eine klimafreundliche Zukunft sind vor allem mehr Raum fürs Fahrradfahren, Fußgänger*innen und öffentliche Verkehrsmittel wichtig (Foto: Surprising_SnapShots, Pixabay)

Hier kann nur ein gleichzeitiger und sinnvoller Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes nachhaltig das Mobilitätsverhalten verändern. Zugängliche und verlässliche öffentliche Verkehrsmittel machen deren Nutzung attraktiver. Das muss in Zukunft auch in der Stadt- und Raumplanung stärker verankert sein, um Menschen, die mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, diese Wege so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten.

Die Zukunft fährt elektrisch?

Elektromobilität gewinnt global immer mehr an Fahrt und ist eine wichtige, umweltfreundlichere Alternative zu konventionellen Transportmitteln mit Verbrennermotoren. Ob sich diese Technologien tatsächlich positiv auf die Umwelt auswirken, hängt von einigen Faktoren ab.

Einerseits ist deren Lebensende genauso zentral wie der -beginn: Ressourcen müssen gut und effizient recycelt (bzw. entsorgt) werden, um nachhaltig Batterien und Verkehrsmittel  ressourcenschonender zu produzieren. Zusätzlich muss weiterhin an der technologischen Weiterentwicklung von, unter anderem Batterien, gearbeitet werden. Zum Beispiel gibt es vielversprechende Ergebnisse bei der Verwendung von Salz anstelle von Lithium und anderen Mineralien in Sodium-Ionen-Batterien. Ist jedoch Lithium auf dem Weltmarkt sehr günstig, gibt es wenige Anreize für Investitionen. Und wie bereits erwähnt birgt auch die Wahl des Stromes – je grüner, umso besser – Vorteile (oder Nachteile) für die Umwelt.

Sei Teil der Mobilitätswende mit:

In Österreich wird auch 2024 E-Mobilität gefördert:

  • E-Auto (bis zu € 5.000)
  • E-Motorrad (bis zu € 2.300)
  • Private Ladeinfrastruktur

 

 

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Ein Artikel von Yvonne
veröffentlicht am 16.07.2024
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