Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Online-Meetings, Streaming-Parties, eScooter. Trotzdem bleiben viele dahinterliegende Prozesse – und deren Schattenseiten – verborgen. Was konkret hinter der Digitalisierung steckt und welche ethischen Konsequenzen sie mit sich zieht, beleuchten wir in diesem Beitrag.

Die Nutzung von verschiedensten Geräten und digitalen Tools sollen unser Leben erleichtern. Doch wie sieht die Ökobilanz dieser Modernisierung aus? (Foto: Pixabay, TheDigitalArtist)

Die Digitalisierung der Welt ist in vollem Gange, seit der Covid-19 Pandemie geht es im Turbogang weiter. In vielen Bereichen war und ist der Zugang zu und die Verwendung von digitalen Medien nicht mehr wegzudenken, zum Beispiel in der Bildung, Kommunikation und Mobilität. Diese Entwicklungen können, bei korrekter und gut überlegter Anwendung, einen wichtigen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft und mehr Klimagerechtigkeit leisten. Aber wie bei anderen Themen auch, zum Beispiel Papier- vs. Plastiksackerl, ist die Realität komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint. Wenn Trends wie eMobilität oder KI (Künstliche Intelligenz) einseitig positiv angepriesen werden, ist es umso wichtiger, zu fragen: Wo liegt der Haken?

Was genau steckt hinter dem Begriff der Digitalisierung?

Grundsätzlich ist damit die Umwandlung von analogen Daten und Technik auf digitale Versionen gemeint. Im Zentrum dieser Prozesse stehen entsprechend digitale Geräte (Smartphones, Bildschirme, Spielkonsolen), Netzwerke (Modems, Router, WLAN-Zugangspunkte) und Datenzentren (Server und andere IT-Geräte). Dinge, die tatsächlich im Büro oder bei uns zu Hause stehen, gehören dazu. Sie stellen jedoch nur die Spitze des Eisbergs dar.

Toxische Produktion, toxische Entsorgung

Für die Herstellung elektronischer Geräte werden zahlreiche Ressourcen verbraucht. Nicht nur deren Extraktion, sondern auch die Produktion findet häufig unter menschenrechtswidrigen Arbeitsbedingungen statt. Für wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien in Smartphones oder Elektro-Autos ist zum Beispiel Kobalt ein integraler Bestandteil. 70 Prozent des Elements werden in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut – auch von zahllosen Kindern. Kobalt ist toxisch und gesundheitsgefährdend, trotzdem stellen Minengesellschaften oft keine sichere Arbeitskleidung zur Verfügung, sodass viele Menschen mit ihren Händen arbeiten. Der Abbau für den globalen „Fortschritt“ zerstört unterdessen die Umwelt, vergiftet Wasser und hinterlässt geplünderte Landschaften und Menschen.

Digitale Geräte und Prozesse sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. (Foto: Pixabay, DariuszSankowski)

Mit der zunehmenden Geschwindigkeit von neuen digitalen Entwicklungen nimmt auch die Häufigkeit neuer Produkte in analogen und digitalen Regalen zu. In der Smartphone-Branche ist ein fast jährliches Upgrade auf das neueste Handy-Modell ein wichtiger Anreiz für Kund*innen durch entsprechende Verträge und Tarife. Die „alten“ Geräte funktionieren noch, trotzdem sind sie scheinbar schon wieder obsolet. Die Folge: immer mehr Elektromüll. Die „Lösung“: aus den Augen, aus dem Sinn und in andere Länder exportieren.

Das steht in den Wolken

Auch der schwammige Begriff der „Cloud“, in der Informationen für uns unsichtbar gespeichert werden, verdeckt die Wahrheit eines ressourcen- und energieintensiven Aspekts unseres Lebens. Um Unmengen an Daten in der Cloud zu speichern, bedarf es riesiger Daten- und Rechenzentren. In diesen Zentren „liegen“ Fotos, E-Mails, Musik und ähnliches an einem konkreten Ort und verbrauchen während des Aufenthaltes dort fleißig Ressourcen. Einerseits müssen die Gebäude gebaut und technischen Geräte produziert werden, um die unfassbar großen Datenmengen aus der ganzen Welt zu speichern. Andererseits müssen diese Orte gekühlt werden, da durch den ununterbrochenen Betrieb viel Wärme entsteht. Kühlung erfordert große Mengen an Wasser und viel Energie, um das Wasser abzukühlen und durch die Leitungen zu pumpen.

Zahlen Datenzentren 2022

  • 1-1,5 % des weltweiten Energieverbrauchs
  • 1 % der weltweiten Treibhausgasemission

(Quelle: International Energy Agency)

Enormer Ressourcen- und Energieverbrauch, Ausbeutung von Menschen und Landschaften – all das bleibt im Digitalisierungshype im Nebel verborgen (Foto: Pixabay, analogicus)

Weltweit gibt es über 8.000 Datenzentren (Stand 2022); in Europa führt Irland mit über 70 solcher Anlagen, die über 20 % der Energie im Land verbrauchen, Tendenz steigend. Im Durchschnitt verbraucht ein Zentrum so viel Energie wie 25.000 Häuser – eine Stadt in der Größe von Bregenz.

Nicht mehr wegzudenken

Wieder auf der eigenen Couch angelangt, müssen elektronische Geräte wieder aufgeladen werden – dank Lithium-Ionen Batterien. Am Abend beim Entspannen einen neuen Film oder eine geliebte Serie streamen gehört auch dazu. Und zwischendurch immer einen Blick in die Sozialen Medien. All diese Aktivitäten verbrauchen global gesehen sehr hohe Mengen an Energie, vor allem das Streamen von Videos schlägt hier heftig auf die negative Ökobilanz. Das Beziehen von Öko-Strom alleine reicht nicht aus; viele unsichtbare Prozesse (zum Beispiel in Datenzentren) passieren in Ländern, in denen Kohlekraft, Kinderarbeit und Umweltzerstörung an der Tagesordnung stehen.

Wichtige Schritte für eine niedrigere digitale Ökobilanz:

  • Über das Thema informieren und darüber reden
  • Geräte länger nutzen und reparieren (refurbed, Fairphone)
  • Bewusster, reduzierter Konsum von digitalen Medien und treeapp – Bäume pflanzen als Kompensation
  • Politik zum Handeln auffordern
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Ein Artikel von Yvonne
veröffentlicht am 10.10.2023
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