Ein sauberer Haushalt und ein reines Gewissen

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2020. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Moderne Putz- und Waschmittel sind vordergründig ein Segen für jeden Haushalt. Wenn man bedenkt, dass die Maßstäbe für Hygiene vor einigen Jahrzehnten noch ganz anders gesetzt wurden: Körperpflege und das Baden war oft nur wöchentlich angesagt, Kleidung und Wäsche wurden erst nach Tagen gewechselt. Das Waschen von Wäsche ging früher mit einfachen, naturnahen und verfügbaren und Substanzen wie Holzasche (verseift mit Öl oder Fett), heißem Wasser oder Bleichen in der Sonne. In der Antike griff man sogar auf mit Ammoniak vergorenen Urin zurück. Heute mündet der Waschvorgang jedoch in einer Art chemischem Versuchslabor mit oft dutzenden, gesundheitlich bedenklichen Inhaltsstoffen.

(Foto: Pixabay, Steve Buissine)

An Tieren testen?

Nicht selten finden sich kanzerogene Inhaltsstoffe in der sogenannten INCI-Liste. Tausende dieser Stoffe wurden und werden noch immer anhand grausamer Tierversuche ausgetestet: 2006 verabschiedete die EU ein neues Gesetz, das unter dem Namen REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) bekannt wurde. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nahm 2007 die Umsetzung des REACH-Programms auf. Laut Auskunft der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) waren bei der Europäischen Agentur bis zum 11. Januar 2017 rund 58.000 Registrierungen für Chemikalien eingegangen. Es ist anzunehmen, dass im Rahmen dieses Programms in den folgenden Jahren Millionen Tiere leiden und sterben werden. Trotz bzw. auch wegen der unzureichenden Vergleichbarkeit treten Erkrankungen aufgrund dieser toxischen Zusatz- und Inhaltsstoffe in Wasch-, Putzmitteln, Hygiene- und Pflegeprodukten auf. Alternativen zu Tierversuchen gäbe es längst.

Erdöl zum Pflegen, zum Kauen, zum Putzen…

Erdöl kommt als Ausgangs- oder Rohstoff in Wasch- und Putzmitteln schon seit Jahrzehnten zum Einsatz. Ich wunderte mich, als ich erfuhr, dass mein Kaugummi aus Erdöl-Rohmasse hergestellt wurde und noch immer wird. Nicht minder wunderte ich mich, als ich erfuhr, dass man sog. Melkfett, nicht nur bei Kühen, sondern auch als Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten, im engl. auch Petroleum – Jelly, sog. Erdöl-Gelee – zum Verschönern und Pflegen der Haut und sogar in der Wundversorgung zum Einsatz kommt.

(Foto: Pixabay, StockSnap)

Mikroplastik ist in aller Munde

Längst sind nicht nur die vielen Varianten an Kunststoffen in der Verpackung zum Problem für die Umwelt geworden, sondern die Kunststoffe kommen auch in Reinigungsmittel direkt, u.a. in Zahnpasten, Peelings, etc. vor, um z.B. eine Art Scheuereffekt zu erzielen. In Waschmitteln greifen Hersteller auf Mikroplastik in Form synthetischer Polymere zurück. In flüssiger, gelartiger oder gelöster Form zugesetzt, verleihen sie Waschmitteln eine bestimmte Konsistenz und können Grauschleier oder Verfärbungen verhindern. Eine Untersuchung des Konsumentenschutzes OÖ gemeinsam mit Global 2000 ergab, dass bei 300 untersuchten Waschmitteln 119 mal industriell hergestelltes und zugesetztes Plastik gefunden wurde. Die synthetischen Polymere sind nicht abbaubar und landen über Düngung mit Klärschlamm auf Feldern und letztendlich wieder in Gewässern und damit in der Nahrungskette. Gemeinsam mit der AK OÖ fordert Global 2000, „umgehend eine gesetzliche Regelung für eine transparente Darstellung aller Inhaltsstoffe direkt auf der Verpackung auch bei Waschmitteln. Zudem ein umfassendes Verbot von allen biologisch nicht abbaubaren synthetischen Polymeren.“

(Foto: Pixabay, Willi Heidelbach)

Schmierseife, Weichspüler und Co. – Rohstoffe aus den Schlachtfabriken?

Als ich mich vor rund 20 Jahren mit Reinigungsmitteln auseinandersetze, stieß ich u.a. auf die sogenannte Schmierseife. Vordergründig war sie als alternatives, unbedenkliches Putzmittel beworben. Die darin enthaltenen Öle und Fette wurden alkalisch verseift. Die Ausgangsstoffe schienen vordergründig “biologisch“ zu sein. Bei genauerer Recherche stieß ich darauf, dass auch Tierfette aus der Schlachtindustrie zum Einsatz kamen und kommen. Irritiert stellte ich dann auch Produktanfragen an Hersteller, die sich aber dahingehend nicht in die Karten blicken ließen. Nach geraumer Zeit war auf dem besagtem 1 Liter Plastikbecher dieses Produktes dann mit großer Aufschrift „Pflanzenschmierseife“ zu lesen. Zwar weiß ich nicht, ob die genaue Deklaration dem Hersteller dann selbst wichtig erschien oder, ob der dann die tierischen Inhaltsstoffe mit jenen aus der Pflanzenproduktion abänderte und tauschte, aber immerhin: Produktanfragen bewegen was. Nicht selten werden sie am runden Tisch der UnternehmensführerInnen bearbeitet und besprochen.

Fette aus Schlachtabfällen in Waschmitteln sind gängig. Vor einigen Monaten ging auch ein Facebook-Feed um die Welt, dass von “Schlachtabfällen in Weichspülern“ berichtete. Spätestens seit dieser Nachricht, erschien es vermutlich den meisten KonsumentInnen befremdlich, seine/ihre Wäsche mit Rohstoffen der Schlachtindustrie weich und duftend zu waschen und zu spülen.

Längst handelt es sich in der Tierindustrie nicht mehr um „Abfälle“, eher noch um „Nebenerzeugnisse“, auf jeden Fall wird von sogenannten Nutztieren nahezu alles industriell und lukrativ ausgeschlachtet, was nur möglich ist: Von Häuten, Nabelschnüren, Speiseröhren, Augen, Fellen von ungeborenen Tieren, Hufen, Krallen, Sehnen, Knochen, Blut, Hahnenkämmen, Darm, Drüsen aller Art bis hin zu Haaren und Borsten findet sich kaum ein Körperteil oder Organ, das nicht einem Verarbeitungszweck zugeführt wird. Diese „Rohstoffe“ kann man nach langer Recherche, teilweise auch hinter E-Nummern verdeckt, in Lebensmitteln finden. In Medikamenten, Hautpflegeprodukten, Waschmitteln, Düngemitteln sind Bestandteile von toten und getöteten Tieren unter anderen abstrakten Bezeichnungen zu finden. Derartige Recherchen anhand der Inhaltsangaben kann mühselige, detektivische Arbeit sein. Oft wissen nicht mal ApothekerInnen oder DrogistInnen selbst, was sich hinter einem bestimmten Inhaltsstoff verbirgt.

Anders als bei Lebensmitteln oder Kosmetika müssen bei z.B. Waschmitteln nicht alle Inhaltsstoffe am Produkt angegeben werden. Laut Gesetzgeber reicht es aus, wenn Hersteller die vollständige Angabe auf einer Website veröffentlichen und den Hinweis auf die Webadresse auf den Verpackungen drucken.

Waschen geht auch natürlich (Foto: Pixabay, Monfocus)

Why not? DIY

Von Kastanien, Waschnüssen, Soda, effektiven Mikroorganismen, Zitronensäure bis hin zu Essig und naturreinen Duftölen – einfach mal ausprobieren. Do it yourself – Putz- und Waschmittel selber machen ist günstig, macht Spaß, schont Umwelt und rettet Tiere.

Ein sauberer Haushalt und ein reines Gewissen gehen gerne Hand in Hand

Worauf kommt’s an – der Ethik.Guide berichtete bereits: Ein gutes Reinigungsmittel sollte mehrere Kriterien erfüllen:

  • gut reinigen
  • die Umwelt nicht belasten
  • die Gesundheit der Menschen, die mit den geputzten Flächen oder der gewaschenen Wäsche in Berührung kommen, nicht beeinträchtigen
  • ohne Tierversuche entwickelt und produziert sein
  • keine Rohstoffe enthalten, die wegen der Herstellung des Produkts am Tier getestet wurden (in der Praxis schwieriger umsetzbar: siehe hier.)
  • die Inhaltsstoffe vollständig am Etikett anführen.

Das V-Zertifikat hilft rasch und unkompliziert im Dschungel der Inhaltsstoffe ein tierleidfreies und ökologisch unbedenkliches Produkt zu finden. Ein sauberer Haushalt und ein reines Gewissen gehen gerne Hand in Hand.

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Ein Artikel von Kurt
veröffentlicht am 28.01.2020

2 Kommentare

  • Annette Bischoff sagt:

    Ich finde es schade, dass es im deutschsprachigen Raum so wenige Firmen gibt, die oekologische Wasch- und Reinigungsmittel herstellen, die ein verlässliches Tierschutzsiegel wie das Leaping bunny oder den Hasen mit schützender Hand des Deutschen Tierschutzbundes tragen und somit einen fixen Stichtag garantieren, was bedeutet, dass sie keinerlei Inhaltsstoffe verwenden, die nach diesem Stichtag mittels Tierversuchen entwickelt wurden oder werden. In Italien, England oder Frankreich ist das anders. Dort gibt es einige Produkte mit dem Leaping bunny oder dem Siegel der franzoesischen Tierschutzorganisation One Voice – auch im Einzelhandel.
    Kürzlich habe ich dann erfreulicherweise entdeckt, dass der Onlineshop für Wasch- und Reinigungsmittel Biolindo, der auch in Eurem Einkaufsfuehrer erwähnt ist, die Produkte von Bioermi, Ekos, Anthyllis und Allegro Natura fuehrt (aus Italien mit Biosiegel und Leaping bunny und vegan).
    Und man kann die Produkte mit Tierschutz Siegel leicht finden, dank der Filter so wie das auch im Partnershop Ecco verde der Fall ist. Dort sind uebrigens auch einige Produkte von Firmen mit Bio- und Tierschutz Siegel erhältlich, die sonst selten zu finden sind.
    Danke für Eure ausführlichen und fundierten Informationen!

  • Anna sagt:

    Super Artikel und ganz wichtiges Thema! Vielen Dank dafür! :)

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