Faire Hardware? Teil 3: Der globale Schrottplatz
In vielen Staaten und sogar teilweise in vielen wohlhabenden Ländern in Europa, Asien oder Nordamerika existiert kein passendes Recyclingsystem für Elektrogeräte. Die Anforderungen an Geräte werden immer höher und unabhängig davon, ob es die geplante Obsoleszenz tatsächlich gibt oder nicht, werden Computer und Handys in immer kürzeren Abständen ausgetauscht. Teilweise sogar, weil nur eine bestimmte Komponente des Geräts nicht mehr funktioniert – wie die Kamera oder der Akku – die man beide oft nicht austauschen kann. Weil das Wiederverwerten bzw. das Aussortieren von Rohstoffen aus den Altgeräten extrem aufwendig und technisch anspruchsvoll ist oder manchmal auch gar nicht möglich, werden die Geräte verschrottet. Trotz der Basler Konvention für den Umgang mit Elektroschrott, der es Firmen und Staaten verbietet, Elektroschrott außer Landes zu bringen, landen jährlich Unmengen davon in Ländern wie Ghana, Indien oder China, wo es unter absurden Bedingungen Menschen und Umwelt zerstört.
Elend und Umweltverschmutzung auf den Schrottplätzen in Afrika
Man kann sich das auf dem wohl bekanntesten Elektro-Schrottplatz der Welt in Agbogbloshie in Ghana so vorstellen: Meist Jungs im Alter von 14 bis 30, aber auch Frauen mit Kindern knallen mit einer Art Baseballschläger auf die Computer und Handys ein, damit die Gehäuse kaputt gehen. Am offenen Feuer schmelzen sie das Plastik von den Drähten herunter, um an das Kupfer der Kabel zu kommen, das sie anschließend weiterverkaufen können. Das gleiche geschieht auch mit anderen Metallen. Bei vielen Metallen lohnt es sich aber für die ArbeiterInnen finanziell nicht, diese aus den Altgeräten heraus zu lösen und zur Weiterverarbeitung zurückzugewinnen. Darum landen in der ehemaligen Lagune unzählige Geräte, die das einstige Fischereigebiet inzwischen zu einem der verschmutztesten Gebiete der Welt gemacht haben.
Elektroschrott-Recycling in Österreich?
Das Gewicht der in Österreich entsorgten Elektrokleingeräte beträgt 82.400 Tonnen pro Jahr: Das entspricht 190 mal dem Gewicht des Wiener Riesenrads! Die gute Nachricht: In Österreich ist unseren Informationen nach die Entsorgung von Elektroschrott durchaus gut geregelt. Wenn ihr bei eurem lokalen Müllsammelplatz Elektroaltgeräte abgebt, dann könnt ihr davon ausgehen, dass diese nicht in den Ländern des Südens landen, sondern so gut wie es der derzeitige Wissensstand erlaubt, recycelt werden. Dahinter steckt auch ein finanzielles Kalkül, da die Rohstoffe in den Geräten wertvoll sind und „urban mining“, also das Nutzen von Rohstoffen aus Elektroaltgeräten, viele Vorteile bietet.
Problematisch ist es bei Altgeräten, die Österreich verlassen. Hier ist es von Land zu Land verschieden – in vielen Staaten fehlen oft die wirtschaftlichen und technologischen Voraussetzungen, um eine passende Verarbeitung von Altgeräten zu gewährleisten.
Im vierten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit Lösungsideen auf den verschiedenen Stufen der Produktionskette. Eine davon wäre, die Produktionskette zu ändern und die Rohstoffe möglichst nicht aus der Natur zu gewinnen, sondern bereits abgebaute Rohstoffe aus Altgeräten einzusetzen. Das erfordert aber ein passendes Design der Geräte – und den entsprechenden Willen der Firmen und KonsumentInnen…
Zum Weiterlesen:
- Die Stadt als Mine für Rohstoffe: urbanmining.at
Weitere Infos, Grafiken und Links unter www.suedwind.at/rohstoffe
Folgt uns auf Twitter: SuedwindAustria