Gewaltfreie Hundeerziehung: Teil 2

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2016. Einige Informationen könnten veraltet sein.

In Teil 1 unserer Reihe zu gewaltfreier Hundeerziehung ging es um die Frage, wieso und wann Hundetraining wichtig und sinnvoll ist. Heute stellt die erfahrene Hundetrainerin Ursula Aigner veraltete und moderne Methoden der Hundeerziehung vor. Der Umgang mit und das Training von Hunden hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Militärischer Drill wird glücklicherweise mehr und mehr abgelöst von einem respektvollen Umgang und gewaltfreiem, belohnungsorientiertem Training.

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Einst und jetzt – Methoden und Mythen im Hundetraining

Veraltete Methoden sind gekennzeichnet durch ängstigende und/oder schmerzhafte Strafen, Korrekturen und Maßregelungen aller Art: Unerwünschtes Verhalten wird gewaltsam unterdrückt, erwünschtes Verhalten damit erzwungen – mittels Erschrecken, Anschreien, Leinenruck, Side-Kick, Alpha-Wurf und Co.

Selbst wenn diese überholten Methoden funktionieren (was oft nicht der Fall ist), hundegerecht, natürlich, tierschutz- oder gesetzeskonform (siehe Auszug aus dem Tierschutzgesetz) sind sie keinesfalls!

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Zudem ist die Grundlage dieser Art der „Hundeerziehung“ wissenschaftlich längst als falsch entlarvt: Die Theorie der starren Rangordnung, bei der der „Dominante“ immer aufpassen muss, dass er nicht vom „Subdominanten“ überfallen und gestürzt wird, stützt sich auf Konfrontationen, die bei Wölfen in Gefangenschaft beobachtet wurden. Was sagt uns das über Hunde? Gar nichts, da Hunde längst keine Wölfe mehr sind. Und selbst die Schlussfolgerung Wölfen gegenüber ist inkorrekt, denn eine natürliche Wolfsfamilie hat mit einem willkürlich zusammengewürfelten Haufen an Wolfindividuen auf zu engem Raum nichts zu tun.

Hundegerechter Umgang und gewaltfreies, belohnungsorientiertes Training sind gekennzeichnet durch eine respektvolle Herangehensweise, individuell angepasst auf das jeweilige Mensch-Hund-Team und deren Situation. Belohnungen in Form von Leckerlis, positiver Zuwendung und Spiel sowie vertrauensfördernde gemeinsame Erfahrungen schweißen zusammen – und machen glücklich, den Hund wie auch den Menschen am anderen Ende der Leine. Der Fokus liegt darauf, erwünschtes Verhalten zu belohnen und Hunden Sicherheit und positive Führung bzw. Hilfe zu geben.

Bei der Auswahl einer Trainerin bzw. eines Trainers sollten Sie folgende Punkte beachten

— — — + + +
Arbeit mittels „Körpersprache ohne Leckerlis“ Freundlichkeit, Respekt und Belohnung durch Leckerlis, Spiel,…
Rangordnung/Dominanz/Rudelführung als Grundlage Wissenschaftliche Erkenntnisse von Lern- und Hundeverhalten als Grundlage
Korrektur/Bestrafen von Unerwünschtem Positive Verstärkung von Erwünschtem
Halsband oder Kette als Muss Brustgeschirr
Aversive Hilfsmittel (Kettenwürger, Sprühhalsband,…) Brustgeschirr, Futterbeutel, Spielzeug,… alles was der Hund mag
Bedürfnisse des Menschen im Mittelpunkt Bedürfnisse des Hundes im Mittelpunkt
Pauschallösungen – einfache Erklärungen Individuelle Lösungen – verständlich erklärt

Und last but not least: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Sowohl Hund als auch Mensch sollen sich mit dem Trainer bzw. der Trainerin und den empfohlenen Methoden wohl fühlen.

Weitere Informationen

Ursi logo5Ursula Aigner ist Zoologin, allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Hunde und Katzen, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, Ausbildung und Prüfung Hundeführschein Wien, Ausbildung und Prüfung NÖ-Sachkundenachweis.

Ursula Aigner ist als selbstständige Hundetrainerin vor allem mit unerwünschtem Verhalten von Hunden konfrontiert, sei es Aggressionsverhalten oder auch Jagdverhalten. In ihrer Arbeit ist ihr ein gewaltfreier und respektvoller Umgang mit Mensch und Hund wichtig, um langfristig positive Veränderungen zu erreichen – und vor allem zum gegenseitigen Verständnis zwischen Mensch und Hund beizutragen. Vor allem Umgang und Training von Langzeitsitzern oder gefährlichen Hunden (in Tierheimen) sind ihr ein Anliegen. Als Biologin ist sie zudem im Bereich Tierschutz für das Bundesministerium für Gesundheit tätig. Ursula Aigner ist aktives Mitglied verschiedener Netzwerke im Bereich Hundetraining und Tierschutz und ist immer offen für neue Herangehensweisen oder Lösungsmöglichkeiten. Daher sind Fortbildungen für sie selbstverständlich, um das Beste erreichen zu können – für Mensch und Tier.

www.canis-sapiens.at

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Ein Artikel von Ursula Aigner
veröffentlicht am 25.02.2016
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