Hasen und Kaninchen – so leben sie in Freiheit

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2015. Einige Informationen könnten veraltet sein.

Gestern haben wir euch über die vielfältigen Formen der Ausbeutung von Kaninchen informiert. Heute möchten wir euch näherbringen, wie Hasen und Kaninchen leben, wenn der Mensch sie nicht in enge Käfige sperrt. Worin unterscheiden sich Hasen und Kaninchen? Welche Besonderheiten haben sie? Welchen Lebensraum bevorzugen sie? Über diese Fragen wollen wir euch heute aufklären und zeigen, was für tolle Wesen hinter den zwei Löffeln stecken.

Feldhase (Foto: flic.kr/p/7t2NVT, CC BY-SA 2.0, Jean-Jacques Boujot)

In unserem Sprachgebrauch werden die Begriffe „Hase“ und „Kaninchen“ meist synonym verwendet. Tatsächlich bezeichnet „Hase“ die ganze Säugetierfamilie, zu der einerseits die Gattung der Echten Hasen und andererseits verschiedenste Gattungen von Kaninchen gehören. Heimisch sind in Österreich insbesondere Feldhase und Wildkaninchen. Auch wenn sich die beiden auf den ersten Blick recht ähnlich sehen – lange Ohren, große Augen und ein ähnlicher Körperbau – unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Lebensweise. Wegen ihrer unterschiedlichen Chromosomenzahl können sie sich übrigens nicht miteinander fortpflanzen.

Im Folgenden stellen wir euch die Eigenheiten und Unterschiede zwischen Feldhase und Wildkaninchen näher vor.

Feldhasen – scheue Einzelgänger

Hase von Dürer

Der wohl berühmteste Feldhase der Welt…

Feldhasen werden wohl meist über ihre langen Ohren (Löffel) charakterisiert, die bis zu 15 Zentimeter lang sein können. Ein ausgewachsener Feldhase wiegt zwischen drei und sechs Kilogramm. Mit seinen langen Hinterläufen kann er bis zu drei Meter weit und zwei Meter hoch springen und Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometer pro Stunde erreichen. Bekannt sind Feldhasen außerdem für ihr Fluchtverhalten: Zusätzlich zu ihrer hohen Geschwindigkeit schlagen sie Haken, um ihre Verfolger zu irritieren.

Als Lebensraum präferieren Feldhasen warme, trockene und offene Ackerflächen. Sie verstecken sich tagsüber in Boden-Mulden – den sogenannten Sassen – und gehen nachts auf Nahrungssuche. Wenn sie sich einmal ein Revier ausgesucht haben, bleiben sie diesem meist ihr ganzes Leben lang treu. Im Gegensatz zu Kaninchen leben sie, außer in der Paarungszeit, als Einzelgänger. Ihre Jungen kommen bereits mit offenen Augen und Fell auf die Welt – sind also sogenannte Nestflüchter. Die Jungen werden in der Sasse geboren und dort ein- bis zweimal am Tag von ihrer Mutter gesäugt. In dieser Phase stellen Mäh- und Erntemaschinen, aber natürlich auch Greifvögel, Marder und Füchse eine große Gefahr dar und so wird die Hälfte des Nachwuchses kein Jahr alt. Dies wird in der Vermehrungsstrategie bereits berücksichtigt, weshalb Hasen auch als Sinnbild der Fruchtbarkeit gelten (was wohl auch Hintergrund für den Job als Osterhase ist…). Hasenweibchen können übrigens von mehreren Männchen und in unterschiedlichen Stadien gleichzeitig trächtig sein.

Unter besten Bedingungen können Wildhasen bis zu 12 Jahre alt werden. Leider geht der Bestand in den letzten Jahren massiv zurück. Zu den natürlichen Feinden wie Füchsen oder Raubvögeln, kommen nun vermehrt anthropogen bedingte Gefahren, wie zunehmender Verkehr und intensive Landwirtschaft. Als Pflanzenfresser ernähren sich Feldhasen von verschiedensten Gräsern und Kräutern, die zusammen als „Hasenapotheke“ bezeichnet werden. Durch eine Verringerung der Pflanzenvielfalt finden Feldhasen weniger vielfältige Nahrung. Zudem verschwindet wertvoller Lebensraum in Form von Hecken und Feldrainen.

Wildkaninchen – gesellige Überlebenskünstler

Wildkaninchen sind etwas kleiner als Feldhasen, mit einem kompakteren Körper und kürzeren Beinen und Ohren. Kaninchen unterscheiden sich von den sogenannten Echten Hasen aber nicht nur im Aussehen, sondern vor allem durch ihr Verhalten. So leben Wildkaninchen in Kolonien mit Artgenossen. Sie bauen bis zu drei Meter tiefe, unterirdische Höhlen, die ihnen als Fluchtmöglichkeit vor möglichen Feinden dienen. Sie bevorzugen daher gut grabbare Böden in eher niederschlagsarmen Gegenden.

In den Höhlen werden auch die Jungen geboren, die nackt und blind auf die Welt kommen und damit sogenannte Nesthocker sind. Wildkaninchen vermehren sich stark und haben hierzulande keinen Gefährdungsstatus.

Vom Wildkaninchen stammen übrigens auch Hauskaninchen ab, auch wenn diese oft „Stallhasen“ genannt werden. Echte Hasen dürfen nicht als Haustiere gehalten werden.

Kaninchenkolonie auf altem Flugplatz. (Foto: Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0, Uwe Endress)

Weitere Infos:

  • Der Feldhase wurde zum Wildtier des Jahres 2015 gewählt. Bei der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild oder beim Naturschutzbund finden sich noch viele weiterführende Informationen.
  • Interessantes Detail: Während wir menschlichen Veganer unser Vitamin B12 meist in Tablettenform zu uns nehmen, haben Hasen und Kaninchen ihre ganz eigene Methode, B-Vitamine aus pflanzlicher Nahrung aufzunehmen. Im Blinddarm wird mittels bakterieller Vergärung ein spezieller Kot hergestellt, der sogenannte Caecotrophe, der nach der Ausscheidung sofort wieder unzerkaut verschluckt wird und damit die Versorgung mit wichtigen Vitaminen gewährleistet.

Was haben wir gelernt?

Jedes Kaninchen ist ein Hase, aber nicht jeder Hase ist ein Kaninchen.

Und: Bei allen Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Feldhasen und Wildkaninchen – sie sind wunderbare Lebewesen, die ein Leben in Freiheit verdienen. Um sie in unserer Natur zu schützen, können wir folgendes tun:

  • Beim Spaziergang mit Hunden darauf achten, dass diese nicht wildern.
  • Auf Wegen und Pisten bleiben, um Wildtiere nicht unnötig zu stören oder gar Jungtiere zu zertreten.
  • Regionale, biologische und kleinräumige Landwirtschaft mit Brachflächen und hoher Artenvielfalt unterstützen!

Wenn ihr wissen möchtet, was ihr tun könnt, um die Ausbeutung von Kaninchen in Gefangenschaft nicht weiter zu unterstützen, legen wir euch den gestrigen Artikel Keine Schonzeit für Meister Lampe ans Herz.

 

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Ein Artikel von Sarah
veröffentlicht am 2.04.2015
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