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Kann Schmuck nachhaltig sein?

In vielen Bereichen unseres Lebens machen wir uns Gedanken darüber, wo die Produkte herkommen und wie sie angebaut werden. Obst und Gemüse, Kaffee oder Baumwolle für T-Shirts sind nur einige Beispiele, bei denen wir auf Fairness und Ökologie achten. Nur bei Schmuck denkt man oft nicht darüber nach. Die Herkunft von Edelmetallen und des eigenen Schmucks werden selten hinterfragt. Gold und Silber wird oft über unübersichtliche Lieferketten gehandelt. Oftmals stammen sie aus Kleinbergbau Ghana, Südafrika oder aus Tansania. Wo genau die Missstände liegen und was dagegen gemacht wird, erfährst du in diesem Artikel.

Oft wird Schmuck unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Dessen Regulierung und nachhaltige Alternativen stehen noch am Anfang. (Foto: Unsplash, Saeed Anahid)

Woher kommt das Gold?

Bodenschätze wie Gold, Silber oder Edelsteine finden sich vor allem in den Ländern der sogenannten Dritten Welt. Die damit zusammenhängende Industrie bietet Arbeitsplätze und ist eine wichtige Einkommensquelle der lokalen Bevölkerung. Internationale Bergbaukonzerne erkaufen sich jedoch oft die Rechte an den Gold- oder Silbervorkommen. In der Folge werden die dort lebenden Menschen umgesiedelt, vertrieben oder ausgebeutet. In manchen Fällen holzen Firmen auch den Urwald ab, um an Gold zu gelangen und nehmen Pflanzen, Tieren und Menschen so die Lebensgrundlage.

Im konventionellen Goldabbau und gerade bei den kleinen Bergbauminen mangelt es oft an fairen Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel fehlende Schutzmaßnahmen für die Minenarbeiter*innen, eine ungerechte Bezahlung und im schlimmsten Fall sogar Kinderarbeit. Zudem befeuert der unkontrollierte und informale Abbau von Gold häufig gewaltsame Konflikte im Land, denn die Gewinne kommen nicht selten bewaffneten Gruppierungen zugute.

Was passiert bei der Gold-Gewinnung?

Kommt Gold in Flüssen vor, kann man es beim Goldwaschen herausfiltern. Allerdings ist das Goldwaschen meist weniger wirtschaftlich als die Gewinnung aus Gestein und wird daher seltener angewendet.

Gold liegt meistens in sehr kleinen, feinen Partikeln verteilt in Gestein vor und muss im Tagbau gewonnen werden. Dabei wird die Erde großflächig abgetragen (Bodenverlust), es entstehen tiefe Schluchten im Gestein und ganze Hügel verschwinden aus der Landschaft. Oft füllen sich die so entstandenen Gruben mit Grundwasser, welches dann abgepumpt werden muss. Im schlimmsten Fall kann der Grundwasserspiegel dadurch sinken und die Versorgung mit Trinkwasser gefährden.

Um das Gold aus dem Gestein zu gewinnen, muss es mithilfe von gefährlichen Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid herausgelöst werden. Die Verwendung von Quecksilber ohne entsprechende Schutzmaßnahmen ist nicht nur schädlich für die Arbeiter*innen im Edelmetallabbau, sondern auch eine enorme Belastung für die Umwelt. Das verwendete Quecksilber gelangt in den Boden und verunreinigt das darunter liegende Grundwasser. Die Umstände in Silberminen sind ähnlich. Bei ökologisch geschürftem Gold werden diese giftigen Substanzen nicht verwendet oder nur in geschlossenen Kreisläufen genutzt.

Hand mit Goldringen und -armbändern

Recyceltes Gold spart nicht nur Ressourcen sondern vermeidet alle Probleme, die mit der Gewinnung des Rohstoffs in Verbindung stehen (Foto: Canva)

Gibt es ökologisches oder faires Gold?

Gold hat keinen Stempel und ist schwer zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen, aufgrund schwer durchschaubarer Lieferketten. Die Kontrolle von fairen Arbeitsbedingungen und bewussten Umgang mit Rohstoffen steht bei Gold und Silber noch am Anfang. Man unterscheidet zwischen Recycling Gold, Green Gold und Fairtrade Gold.

Bei Recycling Gold wird durch das Wiederverwerten von Gold, das bereits im Umlauf ist, kein Quecksilber und kein Zyanid im Abbau benötigt, es belastet also weder die Gesundheit von Arbeiter*innen noch das Grundwasser. Für Recycling-Gold wird das Edelmetall, oft alter Schmuck in zertifizierten Scheideanstalten wieder zu einem neuen Schmuckstück verschmolzen.

Green Gold wird nicht in Minen abgebaut, sondern an der Oberfläche gewaschen. Es wird nach traditioneller Art weder mit Quecksilber noch mit Zyaniden gewaschen. Die nutzbaren Mengen sind aber marginal und für Schmuckmacher daher leider keine Option.

Faires Gold kommt aus zertifiziertem Kleinbergbau. Organisationen wie Fairtrade oder Fairmined stellen sicher, dass die Arbeitsbedingungen in den kooperierenden Minen menschenwürdig sind: keine Kinderarbeit, faire Löhne sowie verpflichtende Schutzausrüstung und Schulungen im Umgang mit den nötigen Chemikalien. Die Organisation Fairtrade kontrolliert Arbeitsbedingungen und setzt sich für mehr Rechte ein. Zertifiziert werden nur kleine Gemeinschaften, die legal Bergbau betreiben.

In vielen Gebieten kann noch nicht sichergestellt werden, dass die gekauften und weiterveräußerten Waren tatsächlich unter menschenwürdigen Bedingungen abgebaut und verarbeitet werden. Die dafür notwendigen Entwicklungsmaßnahmen kann ein einzelnes Handelsunternehmen nur in Ausnahmefällen selbst erbringen, meist fehlt Zeit, Geld oder die Möglichkeit der politischen Durchsetzung. Daher ist es wichtig, dass unabhängige Instanzen, wie Fairtrade, diese Entwicklungsmaßnahmen erbringen. Die Wirkung auf den gesamten Mineralienmarkt ist noch gering.

Wie ist die Lage bei Diamanten und anderen Edelsteinen?

Bei Edelsteinen läuft es ähnlich, aber kontrollierter. Wenn Schleifer*innen Rohsteine importieren, ist die Herkunft der Steine nachvollziehbar. Sobald sie aber geschliffen in den internationalen Handel kommen, kann man nicht mehr zu hundert Prozent wissen, woher die Steine kommen. Mittlerweile halten sich die meisten Juwelier*innen daran, die Herkunft der Edelsteine transparent zu halten. Oft werden allerdings Zertifikate gefälscht.

Mit dem Erlös sogenannter Blutdiamanten oder Konfliktdiamanten werden gewalttätige Konflikte finanziert. Von den meist illegal geschliffenen Steinen profitieren Mafia Organisationen. Aus diesem Grund entstand aus dem Kimberly Prozess im Jahr 2000 ein etabliertes System mit staatlichen Herkunftszertifikaten für saubere Diamanten. Rohsteine werden in versiegelten Containern mit nummerierten staatlichen Zertifikaten transportiert. In der EU herrscht mittlerweile eine Verordnung, die alle Mitgliedsstaaten daran bindet.

Da auch nach offiziellem Friedensschluss in vielen Abbaugebieten noch Menschenrechte verletzt werden, plädieren einige Organisationen für eine Erweiterung der vorgenannten Definition. Als Blutdiamanten sollen nach ihnen alle Diamanten bezeichnet werden, die unter Verletzung von Menschenrechten abgebaut werden.

Aufgrund von Social Media und der Wellness Branche sind Mineralien zum Lifestyle Produkt geworden. Die Nachfrage steigt, doch der Abbau erfolgt unter katastrophalen Bedingungen. In der Wirtschaft gibt es allerdings kaum Anzeichen für eine Regulierung. Momentan erfreuen sich besonders Halbedelsteine wie Amethysten, Mondsteine und Karneole großer Beliebtheit.

Die drei größten Abbauländer sind Madagaskar, Brasilien und Südafrika. The Guardian schrieb 2019 einen Artikel über den Abbau von Halbedelsteinen. Der Großteil des Abbaus erfolgt in Madagaskar informell und per Hand. Das ist eigentlich illegal, die Regierung hat vor über zehn Jahren aufgehört, Lizenzen für den Abbau auszugeben. Da für viele Menschen in Madagaskar die Landwirtschaft und Minenarbeit die einzige Einkommensquelle ist, geht der illegale Abbau weiter. Neben dem niedrigen Lohn sind die Arbeitsbedingungen gefährlich. Erdrutsche kommen häufig vor, feiner Staub und Quarzpartikel dringen tief in die Lunge ein. Auch hier ist Kinderarbeit stark verbreitet. Edelsteine wie Rosenquarz und Labradorite machen den Großteil des Landesexportes aus. In China werden sie zu Produkten verarbeitet und später zu einem viel höheren Preis in die ganze Welt verkauft.

Was kannst du machen?

Es stellt sich die Frage stellt bei wem die Verantwortung für einen ethischen Abbau von Kristallen liegt. Wie so oft bedarf es politischer Maßnahmen, die einen gerechten Handel regulieren und kontrollieren.

Nicht jedes Schmuckstück aus Gold schadet den Menschen und der Umwelt. Mittlerweile gibt Initiativen, Projekte und Organisationen, die Edelmetalle auf ökologische Weise gewinnen, faire Löhne zahlen und die Rechte der einheimischen Bevölkerung achten. Denn inzwischen gibt es zahlreiche Labels, die nachhaltigen Schmuck fertigen. Sie legen Wert darauf, ihren Schmuck aus konfliktfreien Rohstoffen herzustellen. Außerdem achten sie darauf, dass die Materialien ohne Ausbeutung und Kinderarbeit gewonnen und verarbeitet werden, und dass dabei keine giftigen Chemikalien eingesetzt werden.

Im Ethik.Guide, dem Einkaufsführer für fairen und nachhaltigen Konsum, findest du in den Kategorien Mode, Geschäfte und Labels für fair und umweltfreundlich produzierten Schmuck.
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Ein Artikel von Viktoria Rybicki
veröffentlicht am 10.05.2023
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