Klimawandelfittes Obst und Gemüse

Der Klimawandel sorgt laufend für Schlagzeilen: Wetterkapriolen werden zur Norm, Regenfälle und Temperaturentwicklungen werden immer weniger vorhersagbar und die Landwirtschaft hat zusehends mit Wassermangel zu kämpfen. Besonders im Süden und Osten Österreichs ist künftig zunehmender Bewässerungsbedarf zu rechnen. Wie klimafitte Gemüse- und Obstsorten Abhilfe schaffen können, erfährst du in diesem Artikel.

Der Pflanzenbau in Österreich ist bedingt durch den Klimawandel zunehmend von Schäden insbesondere infolge von Trockenheit und Niederschlagsdefiziten betroffen (Foto: Unsplash, Artem Kniaz)

Wasser als knapper werdende Ressource

Ein Drittel der Wassernutzung in Europa entfällt auf die Landwirtschaft.

Gerade für den Gemüseanbau stellt Wassermangel ein großes Problem dar, denn besonders wassersparende Bewässerungssysteme rentieren sich für Gemüseanbauflächen wesentlich weniger als für große Acker-Kulturen wie etwa Getreide oder Mais. Hinzu kommen durch die zunehmende Trockenheit verursachte Bodenerosion bei Sturm und Ertragsausfälle, da Pflanzen bei extremer Hitze ihr Wachstum einstellen. Geringere Bestäubungsleistungen durch Insekten und Extremwetterereignisse wie Hagel oder Starkregen gefährden Ernten zusätzlich. Durch die Klimaveränderungen tauchen auch neue Schädlinge, Unkräuter und Pflanzenkrankheiten auf oder finden zumindest bessere Bedingungen vor.

„Bewässerung wird in Zukunft auch bei vielen Kulturen vonnöten sein, die bis jetzt ohne sie ausgekommen sind. Das ist dann auch immer mit größeren Kosten und einem Mehr an Arbeitsaufwand für Landwirt*innen verbunden – ganz zu schweigen von dem ganzen Plastik, welches man damit unweigerlich auf die Felder bringt. Auch der Einsatz von Beschattungs- und  Hagelschutzmaßnahmen wird wohl noch weiter zunehmen, denn nicht nur die Trockenheit in unseren Breiten nimmt zu, sondern auch andere Wetterextreme. Daher wäre es sinnvoll, daran zu arbeiten, die generelle Standfestigkeit und Robustheit der Pflanzen zu erhöhen, damit sie besser für alle Eventualitäten gewappnet sind.“ Verein Arche Noah.

In südeuropäischen Ländern entfallen derzeit fast 80 % des in der Landwirtschaft eingesetzten Wassers auf die Bewässerung (Foto von pixabay )

So gut wie kein Gemüse ist besonders trockenheitsresistent – abgesehen von einigen Hülsenfrucht-Arten wie Linsen und Kichererbsen oder anderen bei uns weniger bekannten Bohnenarten (z.B. Mondbohnen Phaseolus lunatus oder Kuhbohnen Vigna unguiculata) ist bei einem Großteil unserer Gemüse- und auch Obstarten ein gewisses Maß an Wasserverfügbarkeit leider nicht verhandelbar.

Bewässerung muss aber nicht unbedingt so wasserintensiv sein: Neben effizienteren Bewässerungssystemen birgt auch die Auswahl der angebauten Pflanzen ein enormes Einsparungspotenzial!

Obst- und Gemüsesorten mit verbesserter Ökostabilität

Klimafitte Sorten sind hitzetolerant und wassersparend und können die starken Schwankungen im jährlichen Witterungsverlauf tolerieren. Auch die Optimierung der Standortwahl für klimaangepasste Sorten im Hinblick auf Ihre Umweltverträglichkeit in Österreich ermöglicht eine nachhaltigere Nutzung.

Die Steigerung der Hitze- und Trockentoleranz der heimischen Kulturarten bilden das Hauptziel der beiden Kooperationsprojekte KLIMAFIT 1 und Nachfolger KLIMAFIT 2 des österreichischen Landwirtschaftsministeriums, der Bundesländer, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und Saatgut Austria. Das ist eine wesentliche Grundlage zur künftigen Versorgung mit heimischen Produkten aus österreichischen Kulturpflanzen wie Weizen, Sojabohnen, Erdäpfel oder Ölkürbis.

Auch die Expert*innen des Vereins Arche Noah – welcher sich zum Ziel gesetzt hat, gefährdete traditionelle und seltene Gemüse-, Obst- und Getreidesorten zu pflegen und zu bewahren und wieder in die Gärten und auf den Markt zu bringen – sind sich sicher, dass es sinnvoll ist, die in Österreich bestehenden Kulturarten an die neuen Gegebenheiten anzupassen, jedoch benötigt diese Anpassung leider vor allem eins, nämlich Zeit:

„Viele der alten Kulturpflanzensorten tragen nützliche Eigenschaften in sich, die den modernen Sorten vielleicht im Laufe der Zeit abhandengekommen sind. Diese alten Sorten sind aber oft ertragsschwach oder anderweitig nicht für den kommerziellen Anbau geeignet und es braucht viel Know-how und Ressourcen, um diese Sorten derartig weiterzuentwickeln, dass sie dann auch tatsächlich gerne von Landwirt*innen angebaut werden und sich durchsetzen.“

Mit Initiativen wie der AG-Bauernparadeiser versucht der Verein Arche Noah genau das bereits mit ersten Erfolgen.

Die Klimafit-Projekte beschäftigen sich mit der Züchtung klimafitter Sorten, welche an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst sind (Foto: Unsplash, Egor Myznik)

Erdnüsse statt Kartoffeln, Marillen statt Äpfen

Obwohl sich klimafittes und regionales Saatgut besonders für den Anbau eignet, da es an die regionalen Verhältnisse bestmöglich angepasst ist, kann auch der Anbau „neuer“ Kulturen förderlich sein. Gerade in puncto Schädlings- und Krankheitsdruck kann es oft von Vorteil sein, wenn eine Kulturart noch nicht oft am selben Feld oder in derselben Region angebaut wurde, da Schädlinge und Krankheiten meist auch eine Zeit brauchen, um sich zu etablieren oder auszubreiten.

In Deutschland beispielsweise werden auf Versuchsflächen und Feldern bereits immer mehr exotische Früchte angebaut. Auch in Österreich werden wir in Zukunft sicher andere Gemüsearten anbauen können, welche wir jetzt vielleicht noch nicht zum klassischen Repertoire zählen würden. Einige davon – Erdnüsse, Ingwer, Reis, Wassermelonen und  Süßkartoffeln  etwa – gibt es bereits aus heimischem Anbau und sie finden auch jetzt schon vermehrt ihren Weg in den Einzelhandel.

Allerdings ist es schwer zu beurteilen, ob das mit einer erhöhten Nachfrage/einem gesteigerten Bewusstsein der Konsument*innen zu tun hat oder tatsächlich erst durch die veränderten klimatischen Bedingungen möglich wurde.

Viele der Arche Noah Vielfaltsbetriebe experimentieren schon lange mit dem Anbau von ungewöhnlichen Kulturen. Oft scheitert es jedoch an der Akzeptanz der Kund*innen, ob sich eine neue Kulturart durchsetzt, auch wenn sie im Anbau unkompliziert wäre. Wenn die Leute unsicher sind, wie sie zum Beispiel Okra oder Tomatillos zubereiten sollen, dann probieren sie es oft gar nicht.

Natürlich bringt jede neue Kulturart auch ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich, aber vor allem in Zeiten des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes müssen wir bereit sein, uns und unsere Geschmäcker neu zu besinnen.

Quellen

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Ein Artikel von Johanna
veröffentlicht am 16.05.2023
Berufliche Tausendsassa mit Outdoorfieber. Bei Regen gerne mal am Sofa anzutreffen, solange Buch und Hunde mit dabei sind.
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