Ein Käfig ist kein Lebensraum (Teil 1)
Papageien sind weder Spielzeug noch Maskottchen, sondern für die Freiheit geboren. In zwei Teilen präsentieren wir euch zwei Initiativen, die sich für ein besseres Papageienleben einsetzen – die ARGE Papageienschutz in Österreich und die Campaña SOS para la Guacamaya Roja in Mexiko. Heute geht es um die ARGE Papageienschutz, die sich um die artgerechte Unterbringung, Vergesellschaftung und Versorgung von Sittichen und Papageien in Österreich kümmert.
Des einen Freud des anderen Leid
Es liegt in der Natur der Papageien – und aller Vögel – zu fliegen. Das Leben eines Ziervogels ist aber leider alles andere als vogelfrei. Ziervögel rangieren unter den Top 10 der Haus- und Heimtiere. Grob geschätzt leben in Österreich 300.000 Ziervögel in Gefangenschaft, davon rund ein Drittel Papageien und größere Wildvögel (– obwohl in Österreich die Haltung von Papageien meldepflichtig ist, sind nur wenige registriert). In engen Käfigen sind die Vögel bewegungseingeschränkt, gelangweilt und neigen zu Verhaltensstörungen wie Bewegungsstereotypen, Dauerschreien, Aggressionen oder Federrupfen.
Etablierter Papageienschutz in Österreich
Vor fast 20 Jahren gründete die Biologin Mag. Nadja Ziegler mit einem engagiertem Team den Verein ARGE Papageienschutz. Seit 2008 unterhält der Verein ein Heim für vernachlässigte oder obdachlose Papageien in Vösendorf. Rund 30 Sittiche und 110 Großpapageien befinden sich zur Zeit im Vogelhaus des Wiener Tierschutzhauses. Ihnen stehen dort geräumigen Innen- und Außenvolieren zur Verfügung. Verwahrloste Vögel werden veterinärmedizinisch behandelt, vergesellschaftet und gepflegt. Der Verein vermittelt auch PartnerInnen für Einzeltiere und unterstützt und berät die HalterInnen beim Bau adäquater Unterbringungen, die der Tierhaltungsverordnung (Haltung, Rechtliches) entsprechen. Langfristig plant die ARGE Papageienschutz einen Neubau in dem ganzjährig tropischen Bedingungen herrschen sollen und mit großen Außenvolieren ausgestattet sein soll. Das Projekt wird in Kooperation mit den Erlebniswelten Wittenberger (Niederösterreich) durchgeführt. Die ARGE Papageienschutz bietet über die Landesgrenzen hinaus Seminare und Fortbildungen an und ist international vernetzt, z.B. mit der Tierschutzakademie München und dem ungarischen Papageienschutz.
Äußerst soziale Lebewesen
Die Papageien, die in Österreich gehalten werden, stammen zum Großteil aus Nachzuchten. Dennoch – ein artgerechtes Leben der gefiederten Tropentiere in Gefangenschaft ist eine Herausforderung. Einerseits erkranken die Tiere klimabedingt sehr leicht an Infektionen oder Atemwegserkrankungen, andererseits können die Tiere ein stolzes Alter von 50 bis 100 Jahren erreichen und somit durchaus länger leben als ihre BesitzerInnen. Aras sind äußerst soziale Lebewesen und leben in monogamen Beziehungen. „Oft sitzen die Papageien stundenlang neben ihrem verstorbenen Partner, kraulen ihn und zeigen manchmal ein Verhalten, als wollten sie ihn zum Leben erwecken. Eine echte Anteilnahme ist in diesen Momenten spürbar. Nach ein paar Stunden gehen sie weg, und man sieht, dass sie das Geschehene nun verstanden haben. Dann folgt in der Regel eine Trauerphase.“, so Mag. Nadja Ziegler in einem Interview.
Erleben statt besitzen
Obwohl es für Papageien wie den Ara, der bis zu 90 Zentimeter groß werden kann und eine Flügelspannweite von 1,40 Meter hat, besonders tragisch ist, eingesperrt zu sein: Ein Käfigleben widerspricht jeder Vogelnatur! Erleben statt besitzen, heißt daher die Devise. Wunderbare Möglichkeiten dazu gibt es beispielsweise in den March-Thaya-Auen, in denen man die Ankunft der Störche beobachten kann oder im Nationalpark Donauauen und im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel, wo man sich auf die abenteuerliche Pirsch nach Kaiser- und Seeadler, Blauracken oder Eisvögeln begeben kann.
Zum Weiterlesen…
- ARGE Papageienschutz
- Störche besichtigen in den March-Thaya-Auen
- Vogelartenliste des Neusiedlersee-Gebiets
- Vögel der Donauauen