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Veganer Feminismus: Vom Kampf um Frauen- und Tierrechte

Am 8. März wird der Weltfrauentag oder internationaler feministischer Kampftag begangen. Im Rahmen dieses Tages beschäftigen wir uns mit einer besonderen Strömung innerhalb des Feminismus. Nämlich dem veganen Feminismus. Die Strömung entwickelte sich durch die erste Frauenbewegung im 19. Jahrhundert und dem Ökofeminismus Ende des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von Frauenrechten und der Einsatz für Tierrechte.

Patriarchat und Speziesismus

Kritisiert werden von der Frauen- und Tierrechtsbewegung die gesellschaftlichen Prozesse von Objektivierung. Das bedeutet, die Frau und das Tier werden als Gegenstände betrachtet und behandelt. Der Status eines Subjektes bzw. einer Persönlichkeit wird ihnen abgesprochen. Ein Alltagsbeispiel ist die Sexualisierung von Frauen und nicht-menschlichen Lebewesen in der Werbung.

Die US-amerikanische Ökofeministin Carol J. Adams listet auf ihrer Homepage unzählige Beispiele von sexistisch-speziesistischer Werbung auf. Damit drückt sie den Machtkomplex von Hypersexualisierung der Frau und Tieren aus. Speziell die Unterdrückungsformen des Patriacharts und Speziesismus macht die feministische Tierrechtlerin sichtbar:

Unter Patriarchat ist ein männlich-dominiertes System zu verstehen, in welchem Frauen weniger Privilegien besitzen. Der Mann stellt die Norm in der Gesellschaft dar. Ein Beispiel ist das Phänomen der Hausfrauisierung: Frauen werden automatisch als Hausfrauen definiert. Generell wird die geleistete Hausarbeit nicht als Arbeit anerkannt oder bezahlt.

Demgegenüber beschreibt Speziesismus die Weltanschauung, dass der Mensch dem Tier überlegen ist. Eine Rechtfertigung vom Essen tierischer Körper als Nahrungsmittel erfolgt, das zwischen Mensch und Tier klar abgegrenzt. Innerhalb des Speziesismus gibt es weitere Abgrenzungen. Diese zeigen, dass verschiedene Tiere unterschiedliche Rechte genießen. Zum Beispiel: Einen Hund oder eine Katze darf man nicht einfach töten, Schweine oder Kühe hingegen schon.

Veganer Feminismus?!

Die Strömung des veganen Feminismus beschäftigt sich viel mit moralischen und ethischen Fragen. Es ist ein gesellschaftliches Bestreben mit Forderungen nach Gerechtigkeit. Im Mittelpunkt steht das Thema Diskriminierung – welches Lebewesen erfährt in diesem Augenblick Diskriminierung? Was kann dagegen getan werden? Das Ziel des veganen Feminismus ist Würde, Respekt und Freiheit von Leiden für alle Lebewesen zu schaffen und zu erhalten. Dabei spielt das Mitgefühl mit anderen Lebewesen die treibende Kraft.

Ein historischer Kampf für Rechte von Frauen und Tieren

Die gemeinsamen Wurzeln der Tier- und Frauenrechtsbewegung lassen sich im 19. Jahrhundert finden. Die Bestrebungen waren politisch motiviert. Damals stellten Suffragetten und vegetarisch/ vegane Feministinnen gemeinsam ihre Forderungen gegen ein System von Unterdrückung und Ausbeutung.

Suffragetten setzten sich nicht nur für das Frauenwahlrecht, sondern auch für Tierrechte ein. (Foto: picryl, Meeting of Women’s Social & Political Union (WSPU) leaders)

Einige Beispiele von wichtigen Frauen in der Geschichte:

  • Caroline Earl White (1833-1916) gründete das erste US-amerikanische Tierheim, die erste Gesellschaft gegen Tierversuche und die Women’s Humane Society in Pennsylvania. Damit legte sie nicht nur einen Grundstein für Tierschutz, sondern ermöglichte auch die Teilnahme von Frauen am öffentlichen Leben.
  • Charlotte Despard (1844-1939) war eine irische Suffragette, die sich für Frieden, Frauen-, Arbeits- und Tierrechte einsetzte. Unter anderem gründete sie den Women’s Peace Crusade gegen den Krieg, die Women’s Freedom League und sie war im Vorstand der London Vegetarian Society.
  • Anna Kingsford (1846-1888) gilt als eine der ersten englischen Frauen, welche sich in der Tierrechtsbewegung für den Vegetarismus einsetzte und ein Medizinstudium absolvierte. Dabei war sie die Einzige, welche ihren Abschluss bekam, ohne Experimente mit Tieren gemacht zu haben. Zusätzlich gründete sie die Food Reform Society.
  • Coretta Scott King (1927-2006) war aktiv in Bewegungen für Frauen- und Schwulenrechte sowie Frieden. Mit ihrem Ehemann Martin Luther King, Jr. spielte sie eine wichtige Figur in der US-amerikanischen Civil-Rights-Bewegung und überlebte mehrere Anschläge. In den letzten 10 Jahren ihres Lebens war sie vegan.
  • Angela Davis (*1944) gilt als eine einflussreiche Aktivistin der Black-Power-Bewegung. Sie setzt sich gegen Unterdrückung aller Art ein, vor allem gegen den industriellen Gefängniskomplex, Rassismus und Kapitalismus. Sie lebt vegan und thematisiert Speziesismus.

Die Verbindung von feministischen und tierrechtlichen Forderungen gründeten nicht nur eine Gemeinschaft, sondern wirkten sich auch auf gesellschaftliche Entwicklungen aus.

linkes Bild: Corretta Scott King (Foto: flickr, U.S. Embassy New Delhi); rechtes Bild: Angela Davis (Foto: flickr, Washington Area Spark)

„Die Allianz von Frauen und Vegetarismus in der Geschichte und in der Literatur wurde verzerrt und das aufschlussreiche Netzwerk von Feministinnen und VegetarierInnen daher überhaupt nie dargestellt. Teile der Theorien von vegetarischen Feministinnen wurden verschwiegen. Wir haben es also mit einer doppelt verschwiegenen Geschichte zu tun: der verschwiegenen Geschichte von Frauen und der verfälschten Geschichte des Tierrechtsaktivismus.“ – Carol J. Adams, The Sexual Politics of Meat: A Feminist-Vegetarian Critical Theory)

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Ein Artikel von Sara Kristin Zigner
veröffentlicht am 7.03.2023

Ein Kommentar

  • Susanne Karr sagt:

    Sehr schön dargestellt wie die Machtstrukturen ineinandergreifen. Super Artikel, danke dafür!

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