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Bommelt da echter Pelz an deiner Mütze?

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2014. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Auch wenn sich Gucci, Armani, Michael Kors, Versace und andere Modelabel für pelzfrei erklärt haben: Hunderte Haute Couture DesignerInnen greifen leider nach wie vor für ihre Kollektionen zu echtem Pelz. Anstatt Pelz als ethischen Fehltritt zu betrachten, ist er wieder salonfähig geworden. Dabei ist Pelz wohl jenes Mode-„Textil“, das mit den schlimmsten Qualen und Misshandlungen von Tieren verbunden ist. Die Wahrheit darf den Menschen zugemutet werden: Sehr viele der Tiere werden bei lebendigem Leib gehäutet. Bitte bedenkt: JEDER Pelzbommel tut weh! Aber animal.fair zeigt Euch, dass es genügend kuschelige und warme Modeteile gibt, die keine blutige Vorgeschichte haben.

(Foto: Pixabay, Capri23auto)

Echt „Finn Raccoon“

Der Echtpelz hat auch die Kaufhäuser erreicht. Nach den Einbußen der Pelzindustrie durch Protestaktionen in den 1980er und 1990er Jahren, erlebt der Pelz nun ein Revival – in Form von bommelbesetzten Mützen, pelzbestückten Kapuzen und Schuhen oder sogar Schlüsselanhängern und Ringen mit Pelz. Während der Pelzhandel Milliarden umsetzt, ist vielen Konsumentinnen und Konsumenten gar nicht klar, dass der Pelz auf ihren Jacken und Mänteln von Tieren stammt. Europa ist inzwischen zum größten Pelzexporteur der Welt avanciert. Ausgerechnet in China, das auf Platz zwei rangiert und als einer der wenigen Staaten der Welt kein Tierschutzgesetz hat, werden die Tiere besonders gequält. Das Häuten bei vollem Bewusstsein hat dort Tradition (s. u.). Die Tatsache, das China den Weltmarkt mit Pelz überschwemmt, hat auch dazu geführt, dass Echtpelz heutzutage teilweise sogar billiger ist als Webpelz. Eine absurde Situation – die Leidtragenden sind die Tiere.

Wer der Pelzbesätze und -bommel noch nicht müde ist, sollte beim Kauf unbedingt genau darauf achten, dass es sich tatsächlich um Kunstpelz handelt. Meist ist es nicht ganz leicht, Echt- von Kunstpelz zu unterscheiden, da echter Pelz oft geschoren, gefärbt oder als Material-Mix angeboten und häufig nicht deklariert wird. Oft geben weder Etikett noch Verkäufer gesicherte Informationen. Es gibt aber ein paar Methoden, um herauszufinden, wie man Echtpelz von Webpelz unterscheiden kann. Seht euch dazu die Tipps der Tierschutzorganisation Vier Pfoten an. Und schon mal vorweg: Das manchmal auf Etiketten zu lesende „Finn Racoon“ ist nicht die Bezeichnung für ein Synthetikmaterial, sondern der Name für den Marderhund, dessen Haut und Fell besonders oft für die billigen Pelzverbrämungen verwendet wird.

Leidvolles, kurzes Leben

Die Spur, die PelzträgerInnen nach sich ziehen ist unsichtbar, aber blutig. Der Pelz trägt etwa Namen wie „Finn Raccoon“ (Marderhund) oder „Feh“ (Eichhörnchen). Die Mehrzahl der Pelze stammt von Nerzen und Füchsen, Marderhunden und Chinchillas. Unter den 85 Millionen (!) Tieren aus Farmzüchtungen plus 15 Millionen Tiere aus Wildfang, die jährlich zu Pelzmode und Accessoires verarbeitet werden, sind auch russische Zobel, Kaninchen, Hermeline, Waschbären, Hunde, Katzen u. a. Pelztiere.

Ein Filmteam der SOKO Tierschutz machte sich auf, um Pelzfarmen zu besuchen. Eine Reportage, die über grausame Haltungsmethoden und die noch grausamere Pelz-„Gewinnung“ berichtet: Die FilmemacherInnen gaben sich als PelzhändlerInnen aus und erlebten live, wie Marderhunde lebendig gehäutet wurden. Der NDR lieferte erst kürzlich eine kritische Dokumentation („45 Min“) zum Thema.

Katastrophale Haltungsbedingungen (Foto: Wikimedia commons, Oikeutta_eläimille, CC BY 2.0)

Käfighaltung – bei Hühnern zumindest teilweise verpönt, bei Pelztieren Standard

Die Käfige – einer an den anderen gereiht – sind winzig. Oft ist auch der Boden aus Gitter, damit der Kot durchfällt und keine Arbeit mit Ausmisten anfällt. Die Tiere haben deshalb entzündete Füße, viele haben schmerzende und verkrüppelte Gelenke. Die Enge des Käfigs treibt viele Tiere in den Wahnsinn, sie fangen an, sich selbst zu verstümmeln. In ihrem kurzen Leben haben sie keinen Auslauf, keinen Körperkontakt zu Artgenossen – keinen einzigen freudvollen Moment. Hinzu kommt: Die Anlagen sind so gebaut sind, dass es möglichst zugig ist. Denn je kälter es den Tieren ist, desto dichter wird ihr Pelz.

In einem der größten Pelzproduktionsländer, in China, werden Tiere oft nicht als fühlende Geschöpfe, sondern außschließlich als Waren betrachtet. Und so werden sie auch behandelt. Mit dem Argument, dass sich die Haut vom noch lebenden Tier besser abziehen lasse, werden viele Tiere bei vollem Bewusstsein gehäutet. Oder sie werden zu Tode geprügelt, damit ihr Pelz in einem Stück bleibt.

Auch wenn die Lebensbedingungen nicht in allen Pelzfarmen so unvorstellbar grausam sind, wie es die obigen Filmausschnitte zeigen, die Tiere werden zu Tausenden gezüchtet, in viel zu kleinen Gitterkäfigen gehalten und nach einer etwa sechsmonatigen Lebenszeit durch Vergiften, Vergasen oder per Stromschlag getötet. Meist werden sie mit einer Metallzange aus dem Käfig gezogen, eine Stromsonde wird in ihren Anus gesteckt und dann erfolgt der – hoffentlich ausreichend starke – Stromschlag.

Für einen Mantel der Konfektionsgröße 38 sterben:

  • 27 bis 30 Marderhunde
  • 140 bis 200 Chinchillas
  • 60 Nerze
  • 12 Füchse oder
  • 110 Eichhörnchen

(Foto: pxhere, CC0)

Tierschutzbemühungen der Pelzzüchter?

Die Pelzindustrie hat die Kennzeichnung „Origin Assured“ (OA™) entwickelt. Diese sagt aus, dass der Pelz aus einem Land kommt, in dem es gesetzliche Regelungen und Standards zur Pelzproduktion gibt, nicht aber wie hoch diese sind, oder ob diese auch eingehalten werden. Die Kennzeichnung sagt also nichts darüber aus, wie es den Tieren tatsächlich geht. Die OA™ Initiative wurde von der International Fur Trade Federation (IFTF) in Zusammenarbeit mit vier führenden Auktionshäusern entwickelt. Die Mehrheit der Pelze wird über internationale Auktionshäuser vertrieben.

Auch in Europa hat sich eine Dachorganisation und Interessenvertretung der 21 nationalen Pelzzucht-Verbände gegründet, die European Fur Breeders’s Association (EFBA). Diese Interessenvertretung sollte Tierschutz-Standards untersuchen, bisher liegen allerdings noch keine konkreten Ergebnisse vor. Übrigens: Nach Angaben der EFBA gibt es in Europa rund 7.200 Pelztierfarmen.

Fur Free Retailer – Mode ohne Pelz

http-::www.furfreeretailer.comErfreulicherweise bekennen sich viele Geschäfte und Handelsketten dazu, ganz bewusst keinen Pelz zu verkaufen. Viele von ihnen nehmen an der Initiative „Fur Free Retailer Program“ teil. Auf der Homepage der Initiative findet sich auch eine Liste der in Österreich vertretenen Läden und Webshops, die an dem Programm teilnehmen und keinen Echtpelz im Sortiment haben. Dazu gehört auch der animal.fair-Rabattpartner brainshirt, der daneben auch auf umweltfreundliche und sozial verträgliche Herstellung achten.

Pelz – lebendig ist er am Schönsten

Wusstest du, dass die natürliche Umgebung der Nerze im und am Wasser ist und sie ein weitläufiges Gebiet bewohnen? Oder dass der Marderhund ein nachtaktiver und monogamer Waldbewohner ist, der gern gemächlich sammelnd durch sein Revier streift? Oder dass Füchse weitläufige Tunnelbauten graben und als Einzelgänger oder im Familienverband leben?

Vielleicht hast du Lust bekommen, die Tiere in ihrem Habitat zu besuchen. Für alle Outdoor-Aktionen gibt es warme und kuschelige Jacken, Anoraks oder Mäntel, ganz ohne Pelz. Nachfolgend ein paar Geschäfte mit Pelzalternativen.

Finn Raccoon, Marderhund (Foto: flickr.com, Sauerlaender/ CC BY-NC-SA 2.0)

animal.fair empfiehlt Pelzalternativen – kuschelig-warm ohne Tierleid

Hemp HoodLamb

Satifur-jacke_hoodlamb1 Kopie

Die Pelzalternative schlechthin heißt Satifur und wurde vom niederländischen Label Hemp HoodLamb entwickelt. Der kuschelweiche Stoff wird aus 80% recycelten PET-Flaschen und 20% Hanf hergestellt. Der Schwerpunkt liegt auf Outdoor-Mode, die jedem Wind und Wetter trotzt. Außen bestehen die Mäntel aus einem – bei manchen Modellen sogar wasserdichten – Hanf-Biobaumwoll-Gewebe; gefüttert sind sie bis hin zur Kapuze mit Satifur. Zu kaufen gibt es die Produkte bei unserem Rabattpartner Die Schwalbe (5 % Rabatt), sowie im Onlineshop von Hemp HoodLamb.

muso koroni

Die ausschließlich vegane Wiener Boutique führt, was Winterkleidung betrifft, unter anderem die stylishe Organic Fashion von bleed. Für die kalte Jahreszeit hat der deutsche Hersteller, der auf Sports- und Streetwear spezialisiert ist, Frauen- und Männer-Jacken sowie Softshell-Produkte im Programm. Auch im Online-Shop bestellbar.
www.muso-koroni.com

Pyua

Outdoor- und Skibekleidung, ökologisch und hightech mit wärmender PrimaLoft® Eco Fütterung. In ganz Österreich erhältlich, in Wien etwa bei Blue Tomato. Weitere Shops in Österreich: www.pyua.de

Quagga

zählt sicher zu den besten Anbietern von Outdoor- und Winterkleidung, die es zurzeit am Markt gibt: tierfreundlich, umweltfreundlich und in Italien produziert. Daunen, Wolle, Pelz oder Leder sind tabu, das Unternehmen ist Mitglied bei “Fur Free Retailer” (pelzfreier Handel). Transparenz wird großgeschrieben, die Informationen zum Herstellungsprozess auf der Homepage sind umfassend.
www.quagga.it

Save the Duck

Der Name ist Programm: Bei diesen stylishen Anoraks, Parkas und Mänteln aus Italien kommt keine Ente oder Gans zu Schaden, und selbstverständlich auch keine Pelztier. Verwendet werden Nylon und eine hochwertige synthetische Wattierung. Die Jacken sind atmungsaktiv, sehr wärmend und gleichzeitig wasserabweisend – die perfekten Begleiter für die kalte Jahreszeit. Darüber hinaus begeistert das italienische Design mit trendigen Schnitten, coolen Styles und Farben. Kollektionen für Frauen, Männer und Kinder.
www.savetheduck.it – erhältlich in den Filialen von Turek sowie in den Filialen von Kastner & Öhler.

Vaute Couture 

Unschlagbar cooles Design samt einem Hauch von Luxus: Die veganen Winterjacken und -mäntel von Vaute Couture bestehen aus hochwertigstem Recycling-Material und strahlen Glanz & Glamour aus. Gegründet wurde das Unternehmen vor fünf Jahren vom ehemaligen Model Leanne Mai-ly Hilgart, die sich seit längerem auch für Tierrechte engagiert. Flagship Store in New York City, der Versand aus den USA kostet leider rund € 35.
www.vautecouture.com. (Ein paar paar Teile gibt es auch bei muso koroni)

Fazit: Hab lieber selbst ein dickes Fell, als eines zu tragen, das nicht deines ist!

 

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Ein Artikel von Stefanie
veröffentlicht am 20.11.2014
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