Das Gelbe Band – Wenn der Hund Abstand braucht
Abstand für mehr Respekt und Sicherheit
Es macht nämlich einen großen Unterschied, sich von geliebten Menschen anfassen zu lassen oder befreundete Hunde zu treffen, als dasselbe mit fremden Individuen zu erleben. Auch wir Menschen wollen nicht mit jedem/r PassantIn auf einen Kaffee gehen oder gar in der Sandkiste spielen – und schon gar nicht wollen wir von Fremden bedrängt werden. Nicht anders geht es unseren Hunden.
Um Konflikte zu vermeiden, muss man als HundebesitzerIn darauf achten, den eigenen Hund nicht in Situationen zu bringen, die ihn überfordern, ihm unangenehm sind oder die er nicht mag. Wenn nötig, ist es die Pflicht, seinen Hund aus einer derartigen Situation herauszuhelfen oder sie bestenfalls gar nicht entstehen zu lassen: Als umsichtiger Hundemensch macht es Sinn, vorausschauend die Straßenseite zu wechseln, um eine beengte Begegnung an der kurzen Leine am Gehsteig mit einem Fremdhund zu vermeiden oder Rücksicht darauf zu nehmen, dass der eigene Hund sich nicht von fremden Menschen anfassen lassen möchte und daher Menschen freundlich davon abhält den eigenen Hund zu bedrängen.
„Der will nur spielen!“
Oft ist dies aber im Alltag gar nicht so einfach umzusetzen. Schneller als man mit den Wimpern klimpern kann, ist der fremde Hund hergesprintet, man hört nur noch den/die BesitzerIn rufen „Der will nur spielen!“ oder „Der will nur Hallo sagen!“. Ob die Intention des Hundes nun der Realität entspricht oder nicht, es gibt zusätzlich zum bereits genannten (das für alle Hunde gilt) zusätzlich Gründe, weshalb Kontakt der eigene Hund keinen Kontakt (zu fremden Hunden oder Menschen) möchte:
- Der Hund kann krank sein, u. a. auch ansteckend.
- Der Hund kann in der Ausbildung sein, z.B. zum Therapiehund, oder einfach im täglichen Training.
- Der Hund kann sich in der Reha befinden, oder einfach alt sein.
- Der Hund kann ein Hund aus dem Tierschutz sein und hat vor seiner Umgebung noch Angst.
- Der Hund kann schlechte Erfahrungen gemacht haben und will fremde – egal wie freundliche – Hunde nicht einfach so begrüßen.
- Es kann sich um eine läufige Hündin handeln.
(Anmerkung: Die gelbe Markierung dient nicht zur Kennzeichnung gefährlicher Hunde! Hunde die mit Aggressionsverhalten auf Mensch oder Tier reagieren, müssen mit einem Maulkorb gesichert werden!)
Da die Zurufe „Bitte nicht herlassen!“, „Er mag nicht gestreichelt werden!“ leider oft ignoriert werden, wurde im Jahr 2012 die Idee geboren, ein optisches Signal für „Bitte mehr Abstand oder gib mir Zeit zum Ausweichen!“ einzuführen: Der Gelbe Hund war geboren.
Ein gelbes Band an der Leine oder am Brustgeschirr angebracht bedeutet, dass der Hund Abstand bzw. Zeit zum Ausweichen benötigt.
Vorteile dieser einfachen Maßnahme:
- Es ist auch gut sichtbar.
- Es ist einfach anwendbar.
- Es ist billig für alle. Jede und jeder kann sich ganz einfach selbst eine gelbe Schleife oder ein gelbes Band basteln.
- Es besteht eine internationale Kampagne.
- Es kann sowohl lang- als auch kurzfristig eingesetzt werden.
- Sowohl Schleife als auch Band sind einfach „an- und ausziehbar“.
- Die Bedeutung „Bitte Abstand von dem Hund halten!“ kann jede und jeder lernen, auch kleine Kinder.
- Niemand verdient an der Produktion, alle haben einfachen Zugang.
Diese Kampagne lebt davon, dass man mitmacht und die Schleife verwendet, wenn einer der Gründe für mehr Abstand für den eigenen Hund zutrifft. Das Wissen um die Bedeutung des gelben Bandes wird sich nur verbreiten, wenn es auch verwendet wird. Die Tierschutzombudsstelle Wien bietet die Möglichkeit, Postkarten mit den wichtigsten Informationen zu bestellen um diese dann an entsprechende Stellen zu verteilen. Wer Flyer ausdrucken möchte, um sie beispielsweise in einer Tierarztpraxis auszulegen, wird sowohl auf der internationalen als auch der österreichischen Website fündig.
Für mehr Respekt unseren Hunden gegenüber und für Sicherheit im Miteinander!
Ursula Aigner ist Zoologin, allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Hunde und Katzen, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, Ausbildung und Prüfung Hundeführschein Wien, Ausbildung und Prüfung NÖ-Sachkundenachweis.
Ursula Aigner ist als selbstständige Hundetrainerin vor allem mit unerwünschtem Verhalten von Hunden konfrontiert, sei es Aggressionsverhalten oder auch Jagdverhalten. In ihrer Arbeit ist ihr ein gewaltfreier und respektvoller Umgang mit Mensch und Hund wichtig, um langfristig positive Veränderungen zu erreichen – und vor allem zum gegenseitigen Verständnis zwischen Mensch und Hund beizutragen. Vor allem Umgang und Training von Langzeitsitzern oder gefährlichen Hunden (in Tierheimen) sind ihr ein Anliegen. Als Biologin ist sie zudem im Bereich Tierschutz für das Bundesministerium für Gesundheit tätig. Ursula Aigner ist aktives Mitglied verschiedener Netzwerke im Bereich Hundetraining und Tierschutz und ist immer offen für neue Herangehensweisen oder Lösungsmöglichkeiten. Daher sind Fortbildungen für sie selbstverständlich, um das Beste erreichen zu können – für Mensch und Tier.
Ein Kommentar
Gelbes Band ist sehr gut