Das große Sterben – wo sind die Insekten hin?
Ehrenamtliche Mitarbeiter des Entomologischen Vereins Krefeld hatten über einen Zeitraum von mehreren Jahren an rund 90 Standorten im Bundesland Nordrhein-Westfalen in Deutschland fliegende Insekten gesammelt, bestimmt und gewogen. Der Rückgang in manchen Gebieten beläuft sich auf bis zu 80 % und sorgt für eine fehlende Nahrungsgrundlage für insektenfressende Vögel wie Schwalben oder Mauersegler. Auch Maulwürfe, Spitzmäuse, Igel und Fledermäuse leiden unter Nahrungsknappheit. Das Fehlen wichtiger Pflanzen bestäubender Insekten gefährdet somit die Nahrungskette – irgendwann auch bis zu uns Menschen.
Keine Insekten – keine Nahrung?
Dies bestätigt der Weltbiodiversitätsrat IPBES (International Science-Policy Platform on Biodiversity), ein wissenschaftliches zwischenstaatliches Gremium verwaltet vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP):
„Bestäuber leisten einen wichtigen Beitrag zur Weltnahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherheit. Ihre Gesundheit ist direkt verbunden mit unserem eigenen Wohlergehen”, so Vera Lucia Imperatriz-Fonseca, Ph.D., Senior Professor an der Universität von São Paulo und mitverantwortlich für den IPBES-Bericht über Bestäuber, Bestäubung und Nahrungsmittelproduktion von 2016.
In Asien zeigt sich bereits was passiert, wenn Bienen in einem ganzen Landstrich aussterben. In einem Teil von China werden Apfelbäume mühevoll von Arbeitern mithilfe eines Pinsels von Hand bestäubt – gezeigt z.B. in der Dokumentation „More than honey“. „Pflanzenbestäuber“ – ein Job der Zukunft?
Ursachen und Auswege
Der Bericht beschreibt vielfältige Ursachen für das Insektensterben: Intensive konventionelle Landwirtschaft mit hauptsächlich Monokulturen, großflächiger Einsatz von Pestiziden, Umweltverschmutzung, invasive Arten und auch der Klimawandel.
Doch auch Lösungsansätze kommen in der Studie nicht zu kurz. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung nachhaltiger Landwirtschaft für den Erhalt der Insektenpopulation: Fruchtfolgeprinzip und Streuobstwiesen statt Monokulturen, Reduktion von Pestiziden und Einsatz alternativer Möglichkeiten zum Schutz der Pflanzen sowie Schaffung eigener Lebensräume für Insekten, wie z.B. Blühstreifen zwischen Feldern und an Feldrändern.
Wildblumen in diesen Streifen bieten Schmetterlingen und Bienen Nahrung. Im Winter bilden die Pflanzen zwischen Schnee und Erde eine zusätzliche Isolierschicht, die im Boden überwinternde Lebewesen vor Kälte und Frost schützt. Raupen und Puppen vieler Insekten können die Hohlräume in trockenen Stängeln zum Überwintern nützen.
Nicht zuletzt tragen die im Blühstreifen lebenden Nützlinge zur biologischen Lästlingsreduzierung in den angrenzenden Feldern bei. Win-Win für Insekten und Feldbesitzer!
Jede/r kann helfen!
Auch jeder Gartenbesitzer kann zum Erhalt der Insektenpopulation beitragen. Sogenannte Nützlings- oder Insektenhotels bieten Käfern, Schmetterlingen und Wildbienen geschützten Unterschlupf und ein Winterquartier. Heimische Pflanzen sollten gegenüber exotischen Zierpflanzen bevorzugt werden, um Schmetterlingen, Faltern und Bienen als Nahrung zu dienen.
Und tier- und umweltfreundliche Dünger und Pflanzenschutzmittel – zu finden in unserem Ethik.Guide – verstehen sich von selbst! ;-)