Faire Hardware? Teil 4: Was können wir tun?

Notebook, Smartphones, Kamera
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2018. Einige Informationen könnten veraltet sein.
In bisher 3 Artikeln beschäftigte sich unser Gastautor Matthias Haberl, Mitarbeiter von Südwind, mit den komplexen Fragen und Aspekten rund um die Produktionskette von Elektrogeräten: Vom Rohstoffabbau über die Bedingungen in der Fertigungsindustrie bis zu den tragischen Verhältnissen auf Schrottplätzen für Elektroteile. Heute soll es darum gehen, welche Handlungsmöglichkeiten wir haben, um die Situation für die betroffenen Menschen zu verbessern.
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Auch wer sich nicht als technik-affin bezeichnet, hat oft eine beeindruckende Sammlung technischer Gadgets. Gibt es fair produzierte Geräte? (Foto: Ewan Robertson via Unsplash)

In einer Podiumsdiskussion haben Studierende der Uni Wien angemerkt, dass wir uns diese Detaildiskussion um Elektrogeräte sparen könnten, wenn wir einfach das kapitalistische Wirtschaftssystem überdenken und ändern würden. Dieser Einwand ist berechtigt, der folgende Beitrag geht allerdings vom Status quo aus und versucht hier aktuell naheliegende Schritte zu erläutern.

Lebensdauer verlängern

Smartphones in Österreich werden durchschnittlich nur 18 bis 24 Monate genutzt [Quelle]. Versuchen wir doch, die Lebensdauer unserer Geräte besser auszureizen! Beschäftigen wir uns damit, wie wir unser Gerät pflegen können: Geschicktes Laden (nie völlig Ent- und Aufladen) und das Ausschalten nicht verwendeter Services kann z.B. die Lebensdauer des Akkus verlängern. Manche Schäden lassen sich (entgegen der Herstellerangaben) mit Hilfe von Tutorials auch durchaus selbst reparieren. iFixit und der Besuch in einem Repaircafé können weiterhelfen! Reparaturprofis findet ihr über das Reparaturnetzwerk.

Neue Geräte geschickt auswählen

Geräte sollten im Optimalfall modular gestaltet sein, so dass einzelne Komponenten (wie der Akku) austauschbar sind und im Falle eines Defekts nicht das komplette Gerät neu gekauft werden muss – FairPhone und ShiftPhone gehen beispielsweise in diese Richtung. Informiere dich auch bei anderen Geräten vor dem Kauf, was mögliche Sollbruchstellen sind und welche Geräte im Sinne der Reparierbarkeit bevorzugt werden sollten. Öffentliche Nachfragen bei den Herstellern (z.B. Anfragen auf der Facebook-Seite, ob ein Akku tauschbar ist) machen die Nachfrage sichtbar.

Wer kein neues, dafür aber ein solides Qualitätsgerät möchte, kann sich bei Compuritas umsehen: Dort erhält man hochwertige Computerhardware, die von großen Firmen ausgemustert und von Compuritas generalüberholt wurde.

Richtig entsorgen

Elektrogeräte enthalten nicht nur wertvolle Rohstoffen, sondern teilweise auch Schadstoffe und sollten daher unbedingt fachgerecht entsorgt werden. Dies kann entweder über die lokale Problemstoffsammelstelle oder z.B. über Sammelaktionen – wie beispielsweise die Ö3-Wundertüte oder die Sammelaktion des Jane-Goodall-Instituts – erfolgen.

Lebensdauer verlängern, reparieren, recyceln, Bewusstsein schaffen! Infografik: Südwind

Lebensdauer verlängern, reparieren, recyceln, Bewusstsein schaffen! (Infografik: Südwind)

Forderungen an Konzerne stellen

Frag nach und fordere von Elektronikfirmen eine transparente Produktionskette. Eine vorgefertigte Email und eine Liste an Kontaktadressen der größten Konzerne ist hier zu finden: suedwind.at/…/rohstoff-cache-e-mail-an-elektronikfirmen/

Der öffentliche Sektor hat ein gewaltiges Hardware-Budget und sollte seine Rolle als Kunde nutzen, um Produkte nach fairen Standards zu kaufen. Fordere von deinen politischen RepräsentantInnen verantwortungsvolle öffentliche Beschaffung ein! Südwind berät und informiert hierbei gern und ist auch international mit Monitoring-Organisationen wie z.B. Electronics Watch gut vernetzt.

Politische Rahmenbedingungen einfordern

In den Vereinten Nationen wird seit 2014 auf Initiative von Ecuador ein verbindliches Abkommen (Binding Treaty) für Wirtschaft und Menschenrechte verhandelt. Es sieht vor, dass Konzerne sich nicht länger ihrer menschenrechtlichen Verantwortung entziehen können und sich für Verstöße verantworten müssen. Und zwar auch dann, wenn sie im Ausland tätig sind oder es sich um Tochterunternehmen oder abhängige Zulieferfirmen handelt. Informiere deine politischen RepräsentantInnen auf nationaler und europäischer Ebene darüber und fordere ihre Unterstützung dafür ein.

Wissen verbreiten

Toll, dass du diesen Beitrag liest! Von deinen Bekannten haben sicher nur wenige so ein Bewusstsein für dieses Thema wie du. Daher: Teile deine Wissen, schaffe Bewusstsein – z.B., indem du den Artikel an Freunde und Freundinnen weiterleitest.

 

Das sind nur ein paar Ideen. Bestimmt habt ihr selbst noch weitere… Ansätze gibt es auf allen Ebenen: vom individuellen Ansatz über soziale, gesellschaftliche und globale Ideen. Wir von Südwind freuen uns über eure Vorschläge und Anregungen. Bleibt mit uns in Kontakt – wir informieren dich gerne über Veränderungen in dem Bereich!

 

Zum Weiterlesen:

Südwind ist eine entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, die sich neben vielen anderen Themen seit vielen Jahren mit Fragen und Aspekten rund um elektronische Geräte beschäftigt. Südwind ist Mitglied der österreichischen AG Rohstoffe und international mit vielen Organisationen in dem Bereich vernetzt.

Weitere Infos, Grafiken und Links unter www.suedwind.at/rohstoffe

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Ein Artikel von Matthias Haberl
veröffentlicht am 29.08.2018
Matthias ist Mitarbeiter von Südwind
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