,

Invasive Arten: Einfach aufessen?

Invasive Arten können Ökosysteme destabilisieren, die Biodiversität bedrohen und wirtschaftliche Schäden verursachen. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Definition von invasiven Arten befassen, ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft untersuchen und potenzielle Lösungsansätze diskutieren, um ihre Verbreitung einzudämmen. Invasive Pflanzen könnten wir doch einfach aufessen oder?

Ein namhaftes Beispiel invasiver Arten ist der Waschbär, welcher sich vor allem in Kassel, Deutschland ausgebreitet hat (Foto: Unsplash, Erwan Hesry)

Neu hier

Neobiota bezeichnen gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten, welche sich seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 in von ihnen bisher unerschlossenen Gebieten etabliert haben. Die zwei Arten von Neobiota sind zum einen Neophyten (Pflanzen) und zum anderen Neozoen (Tiere). Menschliches Handeln hat zu einer Verschleppung und Ausbreitung von Neobiotia geführt. Etwa 63 Prozent aller in Europa eingeführten Neophyten erfolgte bewusst als Kultur- oder Zierpflanzen, während das verbleibende Drittel unbeabsichtigt (Flug-, Schiffverkehrt, bei Transporten) eingeschleppt wurde.

Invasive Arten

Nur ein kleiner Anteil der neu eingeführten Arten hat tatsächlich bedeutende nachteilige Auswirkungen auf andere Arten und Lebensgemeinschaften. Die als „invasiv“ bezeichneten Arten konkurrieren beispielsweise mit einheimischen Arten um Lebensraum und Ressourcen und können diese oft dauerhaft verdrängen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, die Struktur und Funktion von Ökosystemen zu verändern. Einige von ihnen, wie der Riesenbärenklau oder Ragweed, können auch wirtschaftliche und sogar gesundheitliche Probleme in Form von schwerwiegenden Allergien verursachen.

Die kanadische Goldrute

Die Kanadische Goldrute erfreut sich durchaus an Beliebtheit bei Gärtner*innen, stellt für die heimische Flora jedoch eine Bedrohung dar (Foto:Pixabay, Elstef)

Von den 88 aktuell auf der Unionsliste verzeichneten invasiven Tier- und Pflanzenarten sind 32 in Österreich angekommen, wovon 16 Pflanzenarten sind. Hier ein paar Beispiele:

Tiere

  • Amerikanischer Signalkrebs
  • Asiatischer Marienkäfer
  • Buchsbaumzünsler
  • Maiswurzelbohrer
  • Rotwangen-Schmuckschildkröte
  • Waschbär

Pflanzen

  • Beifußblättrige Traubenkraut
  • Drüsen-Springkraut
  • Japanischer Staudenknöterich
  • Kanadische Goldrute
  • Riesen-Bärenklau
  • Robinie

Was tun gegen invasive Arten?

Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Eine wichtige Strategie liegt in der Vorsorge. Es gilt, eine Einfuhr invasiver und potenziell invasiver Neophyten zu vermeiden oder gar rechtlich zu verbieten. Eine Bewusstseinsbildung in Berufsbereichen wie beispielsweise der Forst- oder Landwirtschaft ist unabdingbar. Des Weiteren ist erforderlich, die invasiven Arten zu erfassen und ein Monitoring-System zu entwickeln. Erhebungen können dabei unterstützen, aktive Maßnahmen einzuleiten. Ganz nach dem Motto „im Keim ersticken“ ist es in der Anfangsphase am wahrscheinlichsten, eine Ausbreitung einer invasiven Art verhindern zu können. Außerdem kann eine Meldestelle bei der Entdeckung invasiver Arten ebenso hilfreich sein.

Neben diesen eher technischen Ansätzen ist auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Bitte pflanze weder in deinem Garten noch auf einem Balkon invasive Arten wie die kanadische Goldrute an. Wenn du aktiv werden willst, so bieten Naturverbände und -organisationen wie der Naturschutzbund NÖ Termine an, bei welchen Freiwillige bei Pflegeeinsätzen zusammen mit Expert*innen Biodiversitätspflege betreiben und invasive Arten eindämmen.

Letztlich ist eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Parteien wie Wissenschaft, Landwirtschaft, NGOs, Bevölkerung, Ländern und Staaten wesentlich, um die einheimische Vielfalt zu schützen.

Das wunderschöne und wohlriechende drüsige Springkraut wächst flächendeckend an Bachrändern und anderen feuchten Lebensräumen, welche ohnehin schon selten sind und verdrängt dort die indigene Artenvielfalt (Foto: Pexels, Ganajp)

Japanischer Staudenknöterich

Ein prominentes Beispiel für eine invasive Pflanzenart in Österreich ist der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica). Ursprünglich aus Ostasien stammend, hat diese robuste Pflanze ihren Weg in die österreichische Flora gefunden. Ihr rasches Wachstum und ihre schnelle Ausbreitungsfähigkeit machen sie zu einer ernsthaften Bedrohung für einheimische Pflanzen, da sie diese in ihrer Entwicklung hemmt und oft in der Lage ist, natürliche Lebensräume zu dominieren. Durch die dichten Bestände werden andere Pflanzenarten verdrängt und somit die biologische Vielfalt drastisch verringert. Außerdem verhindert das dichte Blattwerk des Japanischen Staudenknöterichs den natürlichen Erosionsschutz bei Hochwässern, da er heimische Arten wie Ufersträucher und Frühlingspflanzen verdrängt.

Der Japanische Staudenknöterich hat kräftige, knotig gegliederte und hohle Stängel (Foto: Unsplash, Ries Bosch)

Rezept Japanischer Staudenknöterich mit Kartoffeln und Dip

Eine weitere interessante Möglichkeit, mit invasiven Pflanzen umzugehen, ist ihre kulinarische Nutzung. Der Japanische Staudenknöterich ist beispielsweise essbar und kann in verschiedenen veganen Gerichten verarbeitet werden. Ernten kannst du die Pflanze von April bis Oktober. Du findest den Staudenknöterich überwiegend an Bächen und Flüssen. Somit halte deine Augen an feuchten Ufern und Böschungen sowie Erlen- und Weidengebüschen offen. Der Knöterich ist sowohl roh als auch gekocht zum Verzehr geeignet, sollte jedoch aufgrund seines erhöhten Oxalsäuregehalts nicht in rauhen Mengen verzehrt werden. Hier ein einfaches Rezept.

Zutaten für 2 Portionen

  • Ca. 6 mittelgroße bis große Biokartoffeln
  • Ca. 10 Triebe Japanischer Staudenknöterich
  • 2 rote Zwiebeln
  • 1/2 gelbe und 1/2 rote Paprika
  • 1 Karotte
  • 1/2 Block (Räucher-)Tofu
  • Schuss Sojasoße
  • Saft einer halben Zitrone
  • frische Kräuter wie Schnittlauch oder Petersilie
  • Etwas Rapsöl

Zubereitung

  1. Kartoffeln geschält oder ungeschält halbieren, gar kochen und im Anschluss abgießen
  2. Größere Blätter der Staudenknöterich-Triebe entfernen
  3. Zarte Blätter bleiben an den Stielen
  4. Anderes Gemüse und Tofu in kleine Würfel schneiden
  5. Öl in der Pfanne erhitzen
  6. Gemüse hinzugeben
  7. Tofu hinzugeben
  8. Japanischen Staudenknöterich hinzugeben
  9. Alles zusammen anbraten
  10. Hitze herunterdrehen
  11. mit Sojasoße und Zitronensaft ablöschen
  12. Kräuter feinschneiden und hinzugeben

Zutaten Knoblauch-Sesam-Dip

  • 200 ml vegane Mayonnaise ( z. B. zuckerfreie Majonaise von Emils) oder 300 g ungesüßter Sojajogurt
  • 2 Zehen Knoblauch, zerdrückt
  • 3 EL schwarzer Sesam
  • 1 TL mittelscharfer Senf
  • 1/2 TL Salz
  • 1 EL Zitronensaft

Alle Zutaten für den Dip in eine Schüssel geben und pürieren, danach kalt stellen.

Weitere Rezeptideen

Süß oder deftig: Der japanische Staudenknöterich in der Küche, Wilder Wegesrand

Deftig: Japanischer Staudenknöterich als Spargelgemüse, DailyVegan

Quellen

 

Zum Weiterlesen

Gefüllte Blüte, ungefüllter Magen

Gratis-Lebensmittel aus dem wilden Garten

Artikel teilen:
Hat dir der Artikel gefallen? Dann unterstütze uns mit einer Spende ab 1€, damit wir uns weiterhin für eine gerechte, nachhaltige und tierfreundliche Welt einsetzen können. Danke!
Profilbild
Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 15.05.2024
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.
DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner