Pelzindustrie in Europa: Wo ist was verboten?

Obwohl seit Jahrzehnten über die Pelzindustrie berichtet wird und das Grauen hinter dem Nerzmantel, dem Kaninchenbommel an der Haube, dem Katzenfell am Stiefel und dem Waschbären am Kragen wohl allen bekannt ist, können wir besonders in der kalten Jahreszeit kaum einen Meter gehen, ohne einer dieser tödlichen Modesünden zu begegnen. Abhilfe können da nur Produktions- und Handelsverbote bringen. Allein in Europa gibt es einen Flickenteppich an Gesetzen.
Pelzverbote

Für einen Mantel in Größe 38 sterben 60 Nerze (Foto: Pixabay, skeeze)

Im Ethik.Guide, dem Einkaufsführer für fairen und nachhaltigen Konsum, findest du in der Kategorie Mode jede Menge Geschäfte und Labels, die auf Kleidung ohne Tierleid setzen.

Manch ein Land hat schon ein Verbot der Pelzproduktion und die ein oder andere Stadt hat ein Handelsverbot für Pelze erlassen. Ein Verbot, Pelz zu tragen, gibt es nur in privaten Haushalten oder Unternehmen wie dem Hiltl-Club in Zürich. Wir möchten einen Überblick geben.

Pelz ist (nicht) gleich Pelz

Obwohl für tierfreundlich eingestellte Menschen wohl kein Unterschied zu erkennen ist, wird bei Pelzen unterschieden in Heimtierfell, Nutztierfell und Wildtierfell. Während in der ganzen Europäischen Union (EU) der Handel mit Hunde- und Katzenfell seit 2008 verboten ist, werden die Felle sogenannter Nutztiere als „Abfall“ bewertet und gern genutzt. Bei Wildtieren wird unterschieden in geschützte Arten, deren Häute und Felle nicht ohne Weiteres gehandelt werden dürfen, so genannte jagdbare Arten, deren Körper auch als „Abfälle“ verwertet werden und Wildtiere, wie Nerze oder Dachse, die in Farmen zur Pelzproduktion gezüchtet und getötet oder wegen ihrer Haare gejagt werden.

Global betrachtet sind nur wenige Tierprodukte von generellen Beschränkungen in Bezug auf Produktion, Jagd oder Handel betroffen. Diese umfassen vor allem nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen betroffene Arten. Denn selbst wenn sie in einem Land womöglich legal gejagt werden dürfen, dürfen sie womöglich nicht in ein anderes Land verbracht werden oder benötigen zumindest CITES-Papiere.

Neben dem EU-weiten Verbot, die Häute typischer Heimtiere (Hunde und Katzen) zu erzeugen und zu handeln (selbst Dachbodenfunde wie Urgroßmutters alter Hundefellmantel dürfen nicht einfach zum Verkauf angeboten werden), eint die Länder seit 2010 auch das Verbot der Einfuhr von und des Handels mit Robbenfellen, von dem es nur wenige Ausnahmen gibt.

Füchse gehören zu den sogenannten jagbaren Arten (Foto: Unsplash, Ray Hennessy)

Verbote von Pelzfarmen

Komplettes Verbot oder extrem strenge Haltungsbedingungen

Bezüglich Pelzfarmen haben die Länder Europas unterschiedliche Regelungen. In der Schweiz ist die Haltung von Tieren zur „Gewinnung von Pelzen“ an die Haltung von Tieren in Zoos angepasst. Daher lohnen sich Pelzfarmen dort nicht. Farm-Pelze, die in die Schweiz importiert werden, müssen bezüglich Herkunft, Tierart und Gewinnungsart deklariert werden.

Mit einem Pelzfarm-Verbot bereits im Jahr 2000 legten England und Wales für andere europäische Länder vor. Gefolgt von Schottland und Nordirland im Jahre 2002. Österreich verbot Pelzfarmen im Jahr 2005. Erst viel später und teilweise mit langen Übergangsfristen entschlossen sich auch andere europäische Länder die Zucht von reinen Pelztieren zu verbieten. Diese sind zum Beispiel Slowenien (2016), Mazedonien (2017), Luxemburg (2018), Kroatien (2018), Tschechien (2019), Serbien (2019), Deutschland (2019 mangelnde Wirtschaftlichkeit durch verstärkte Haltungsvorschriften), Estland (2021), Frankreich (2021) und Italien (2022).

Einschränkungen durch Krisen

Erstaunlicherweise hat die Covid-19-Pandemie für einige Pelzfarmverbote in Europa gesorgt. So hatten Covid-19-Virusvarianten, die bei dänischen Farm-Nerzen gefunden wurden dafür gesorgt, dass Nerzfarmen bis 2023 zunächst einmal leer bleiben sollen. Bisher haben noch nicht alle Farmen den Weiterbetrieb beantragt. Da Dänemark noch vor Polen und China als größtes Pelz produzierendes Land galt, planen andere Länder wie Griechenland und Polen, aber auch Nordamerika, ihre Produktion zu steigern beziehungsweise andere Absatzmärkte zu bedienen. Schweden hatte die Pelzfarmen nur im Jahr 2021 wegen der Covid-19-Gefahr leer gelassen und Ende 2021 bereits den Neustart bekannt gegeben.

Ungarn hat im Jahr 2020 die Zucht der meisten Pelztierarten im Zuge der Covid-Pandemie verboten. So soll verhindert werden, dass Farmen aus anderen Ländern ab- und in Ungarn einwandern. Ähnlich hat Malta die Situation im Jahr 2022 geregelt. Obwohl Malta keine eigenen Pelzfarmen hat, soll mit dem Verbot verhindert werden, dass sich Farmen aus dem Ausland ansiedeln.

Neben der Pandemie verändert auch der russische Krieg gegen die Ukraine die Handelsbeziehungen bezüglich grausamer Pelzprodukte. Griechenlands Pelzindustrie beispielsweise leidet ebenso wie die finnische unter den Sanktionen gegen Russland, die russische Pelzankäufe ausfallen lassen.

Die Mehrzahl der Pelze stammt von Chinchillas, Marderhunden, Nerzen und Füchsen (Foto: Pixabay, ligiera)

Übergangsfristen, Gesetzesentwürfe und Teilverbote

Belgien wollte seine Pelzfarmen bis 2023 schließen. Da es Entschädigungsregelungen für Ausstiege aus der Pelztierzucht gab, wurden die Farmen jedoch bereits früher geschlossen. Ähnlich erging es den Farmen in den Niederlanden, die zunächst eine Übergangsfrist bis 2024 erhielten, dann jedoch wegen der Gefahr von Covid-19-Mutationen bei Pelztieren bereits 2020 geschlossen wurden.

Für 2025 haben Frankreich, Slowakei und Norwegen den Ausstieg aus der Pelztierindustrie beschlossen. Bis 2028 soll die Übergangsfrist noch in Bosnien und Herzegowina dauern. Dann sollen auch dort alle Pelz-Farmen geschlossen sein.

Einige europäische Länder, wie zum Beispiel Andorra, haben keine Pelztierfarmen, in anderen gehen Zucht, Leid und Tötung weiter. Dazu gehören Bulgarien, Spanien, Litauen, Montenegro, Ukraine und Polen. In einigen Ländern gibt es Teilverbote, wie zum Beispiel für die Nerzzucht in Bulgarien oder in Spanien das Verbot, nach 2016 noch neue Nerzfarmen zu eröffnen. In Litauen gab es 2018 einen Gesetzesentwurf zum Verbot von Pelzfarmen, der es jedoch nicht geschafft hat. Ähnlich sieht es im Pelzgiganten Polen aus. Der Gesetzeswurf von 2022 sah einen Ausstieg bis 2027 vor.

Verbote von Pelzhandel

Einzelne Städte und Gemeinden nutzen ihre Tierschutzmöglichkeiten und verbieten den Handel. So untersagte die brasilianische Stadt São Paulo schon 2015 den Verkauf von Pelzen. Wien hat zumindest bereits ein Verbot, Pelzprodukte auf seinen Märkten zu verkaufen. Leider müssen TierschützerInnen noch immer Verstöße gegen das Verbot melden. Hier verkaufte Farm-Pelze und Produkte mit Pelzbesatz stammen zumeist aus China, Russland, Polen oder Dänemark.

Leider ist es so gut wie unmöglich, alle importierten Waren zu prüfen, sodass auch vermeintlicher Kunstpelz sich als Echtpelz entpuppen kann und auch verbotene Produkte ins Land gelangen. Darum findet sich auch die ein oder andere Person, die den Hund nicht nur an der Leine spazieren führt, sondern auch einen am Kragen trägt.

Daher ist es notwendig, auch vermeintlichen Kunstpelz genau zu prüfen und im Zweifelsfall im Laden liegen zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass die Prognosen stimmen und der Pelzhandel in Österreich an Bedeutung verliert und der Umsatz weiter sinkt.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 13.09.2022

Ein Kommentar

  • Kolbet Simone sagt:

    Ich kann nicht verstehen dass die Menschen trotzdem dass sie wissen welche Gräueltaten dahinter stecken noch immer Pelz tragen. Hätten wir Politiker mit Herz die solche Tierfarmen verbieten würden dann ginge es den Tieren besser. Leider geht es immer nur ums Geld und die Tierrechte werden vergessen

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