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Umweltfreundlich – auch nach dem Tod

Sterben und Tod ist in unserer Gesellschaft stark tabuisiert. Solange man nicht selbst von Trauer betroffen ist, gehen die meisten von uns dem Thema aus dem Weg. Das muss aber nicht sein. Was mit unserem Körper nach dem Tod passiert, hat wie alles, was wir machen, einen Einfluss auf den Planeten. Wenn du dein Leben möglichst nachhaltig gestaltest, warum nicht auch den Tod? Welche Möglichkeiten für naturnahe Bestattung gibt es bereits und was hält die Zukunft bereit?

Immer mehr Menschen möchten ihre Liebsten auf natürlichere Weise begraben oder wünschen sich eine naturnahe Bestattung für sich selbst (Foto: Pexels, Mali Maeder)

Eine Bestattung ist ein Zusammenspiel aus vielen Bestandteilen, bei denen die Möglichkeit besteht, sie ökologisch verträglicher zu gestalten. Vom Bestattungsort bis hin zur Dekoration kann viel angepasst werden. So erleichtert man seinen Angehörigen die Entscheidung im Trauerfall, wenn man schon vor dem Tod mit ihnen über Wünsche zum eigenen Begräbnis spricht. Auch Meinungsverschiedenheiten unter den Angehörigen können so schon frühzeitig unterbunden werden und machen die Zeit der Trauer ein kleines Stückchen leichter. Wir haben zusammengesammelt, was möglich ist.

Baumbestattung

Auf sogenannten Waldfriedhöfen werden Urnen bei einem Baum begraben. Es gibt keinen Grabstein, kein ausbetoniertes Grab und keine Kieswege. Diese Art von Friedhof kommt also ganz ohne Bodenversiegelung aus. Die Asche der/des Verstorbenen wird direkt zum Nährstoff für den Baum. Besonders rasch gehen die Überreste in den Naturkreislauf ein, wenn die Urne aus einem schnell biologisch abbaubaren Material besteht. Die BesucherInnen der Gedenkstätte können sich im Wandel der Jahreszeiten einmal mehr vergegenwärtigen, dass die Vergänglichkeit ein Teil des natürlichen Kreislaufs des Lebens ist.

Friedhöfe sind zwar wertvolle Grünoasen in der Stadt, die Beerdigung mit einem klassischen Sarg ist allerdings nicht sehr naturverträglich (Foto: Pexels, Brett Sayles)

Alternative Särge

Ob nun eine Kremation oder eine Beerdigung mit Sarg umweltfreundlicher ist, ist eine Streitfrage. Fakt ist, dass Verstorbene für die Beerdigung einbalsamiert werden und in einen oft massiven, lackierten Sarg gelegt werden, der mit Metallteilen verziert ist. Sowohl die Lackierung des Sargs als auch die Einbalsamierung des Körpers verzögert die Verrottung signifikant. Dabei werden giftige Stoffe frei, wie etwa Formaldehyd, das dazu beiträgt, den Körper vor der Verwesung zu bewahren. Diese Gifte können auch ins Grundwasser gelangen. Außerdem werden für Holzsärge logischerweise Bäume gefällt. Oft auch seltenere Arten, um Exklusivität zu zeigen.

Wenn du dich für einen Sarg entscheidest, ist es in erster Linie nachhaltiger, einen ohne Lackierung oder Imprägnierung zu wählen. Mittlerweile gibt es aber auch beim Material des Sargs Optionen. So sind etwa geflochtene Korbsärge naturverträglicher, da dafür kein Baum gefällt werden muss und weniger Material benötigt wird.

Die neueste Innovation im Bereich nachhaltiger Särge ist eine Erfindung des Niederländers Bob Hendrikxs: Ein lebender Sarg aus Pilz-Myzel. Der Pilz wächst innerhalb von sieben Tagen auf Holzschnitzeln in einer Form. Durch Trocknung wird das Material stabil, leicht und wasserfest. Nach längerem Kontakt mit Wasser im Boden beginnt der Pilz wieder zu wachsen. In etwa 40 Tagen löst sich der Sarg auf und verhilft dem Körper dazu schneller wieder zu Pflanzennahrung zu werden. Dieser ökologische Vorreiter des Start-ups Loop ist nun auch in Wien erhältlich.

Bestattung mit Korbsarg

Wo und wie möchtest du am liebsten bestattet werden? (Foto: Unsplash, The Good Funeral Guide)

Die Zukunft der ökologischen Bestattung

Die Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak hat eine ökologische Bestattungsmethode namens Promession entwickelt. Dabei soll der Körper schneller kompostiert werden. Dazu wird der Leichnam zunächst gefriergetrocknet und in einer Vibrationskammer zerfallen die übrig gebliebenen Bestandteile zu einem groben, nährstoffreichen Pulver, das in einem kompostierbaren Sarg beerdigt werden kann.

Bei der alkalischen Hydrolyse oder Aquamation wir der Körper in ein Becken in eine Flüssigkeit aus 95 Prozent Wasser und fünf Prozent einer Lauge wie Kaliumhydroxid gelegt, erhitzt und einer leichten Strömung ausgesetzt. Innerhalb von 20 Stunden haben sich alle organischen Bestandteile des Körpers zersetzt und übrig bleiben nur noch die Knochen, die zermahlen und in einer Urne beigesetzt werden können. Im Gegensatz zur Kremation setzt das Verfahren keine Treibhausgase frei und benötigt 90 Prozent weniger Energie.

Fazit

Ziel ist es, den Körper so schnell wie möglich in den natürlichen Kreislauf einzuführen und dabei ressourcenschonend vorzugehen. Baumbestattung im Wald, kompostierbare Urne, ressourcenschonender Sarg – Möglichkeiten gibt es einige. Auch bei der Ausstattung der Trauerfeier kann man auf Nachhaltigkeit achten. Etwa auf übermäßigen Blumenschmuck verzichten, keine Luftballons steigen lassen und im Sinne vom Tierwohl auch keine Tauben. Vielleicht werden wir schon bald die Option haben, uns gefriertrocken oder in Lauge auflösen zu lassen.

Im Ethik.Guide, dem Einkaufsführer für fairen und nachhaltigen Konsum, findest du in der Kategorie Dienstleister & Sonstiges ökologische Druckereien für den nachhaltigen Druck von Partezetteln.
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Ein Artikel von Barbara
veröffentlicht am 25.10.2022
Leidenschaftliche Naturliebhaberin und Erträumerin eines nachhaltigen gesellschaftlichen Wandels. Beim Ethik.Guide als Obfrau, Blogkoordinatorin, -autorin und Autorin des Newsletters aktiv.
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