Vier Kochbücher und ein Krimi
Ein Hinweis vorweg: In vielen Büchern wird leider wenig bis gar nicht auf die unverzichtbare Suppelementierung von Vitamin B12 verwiesen. Stattdessen werden unterschiedliche Nahrungsergänzungsmittel und Superfoods angepriesen. Deshalb hier einmal mehr Infos über die Wichtigkeit von B12 für VeganerInnen: www.vebu.de und www.vegan.at
Vegan in Topform
Der Kanadier Brendan Brazier: Erfolgreich und sportlich, hat auch er eine eigene, vegane Ernährungsweise kreiert, die selbst Extremsportlern ausreichend Kraft liefert. Sein Credo: Wer leicht verdauliche, rein pflanzliche und vor allem vollwertige Lebensmittel zu sich nimmt, hat weniger Stress und mehr Energie – egal ob bei körperlichen Herausforderungen oder im Alltag.
So befasst sich der Enddreißiger in seinem Buch in erster Linie mit der Beschreibung seiner „Thrive-Diät“ („thrive“ = aufblühen, Erfolg haben), streift dabei auch Umwelt-Aspekte, erläutert einzelne Nahrungsmittel und die Tücken der körperlichen Übersäuerung, die zu Müdigkeit, Krankheiten, Schlafproblemen und Übergewicht führen kann.
So setzt er etwa auf Hülsenfrüchte und gekeimte Samen, und statt mit Zucker werden die Desserts (oh ja, die gibt es!) mit Agavensirup und Trockenfrüchten gesüßt. Auch die obligaten Trend- und Superfoods (Chia, Mate, Maca, Kokosnuss), Smoothies und Rohkost kommen vor. Mit Vorsicht zu genießen, da von seriösen Studien nicht gedeckt, sind allerdings die Hinweise auf den angeblichen B12-Gehalt von Chlorella, Miso und Nährhefe.
Vom Layout her wirkt das textreiche Buch mit seinen vielen bunten, halbseitigen oder kleineren Fotos und viel schwarz ein wenig billig, verwirrend und unstrukturiert. Umso appetitanregend sind die Rezepte, die unaufwändig und oft ungewöhnlich sind (Brazier schlägt etwa Sesammehl – zerriebene Sesamkörner – zum Backen oder Aufpeppen der Nahrung vor) und sofort Lust auf eine Ernährung frei von den hierzulande allzu populären Vleisch- und Käseersatzprodukten machen.
Fazit: Nicht unbedingt das Buch für Weihnachten, eher etwas für Neujahr – unterstützt es doch die guten Vorsätze, sich vom bewegungsarmen Couchpotato-Dasein und von Junkfood nachhaltig zu trennen. Übrigens erscheint im kommenden Jahr ein eigenes Kochbuch zur Thrive-Diät.
Vegan in Topform
Der vegane Ernährungsratgeber für Höchstleistungen in Sport und Alltag – Die Thrive-Diät des berühmten kanadischen Triathleten
Mit einem Vorwort der österreichischen, veganen Sportwissenschafterin Katharina Wirnitzer
Brendan Brazier
Unimedica im Narayana Verlag 2013
€ 26,80
ISBN 3-944125-16-9
Vegane Pausensnacks
Der Titel ist die reinste Untertreibung. Zwar sind die Kleinigkeit, die der gelernte Koch, langjährige Veganer, Bestseller- und animal.fair-PeaceKitchen-Autor Roland Rauter hier beschreibt, für Zwischendurch und zum Mitnehmen gedacht. Doch ebenso handelt es sich um köstliches Fingerfood, das auf jeder Party (Sylvester kommt!) geschmacklich und optisch so einiges hermacht: Gazpacho mit Wasabisprossen, Brötchen mit Linsen-Mandelcreme, Zucchinispaghetti mit Brennnesselpesto, Tramezziniröllchen, Pizzaschnecken, …
Ähnlich wie sein früherer Band „Von Christstollen bis Zimtstern“ ist „Vegane Pausensnacks“ ein kleines, handliches Büchlein zum mehr als fairen Preis. Geeignet ist es für alle, die spielerisch-raffiniertes lieben, vegane Küchenbasics bereits beherrschen, Freude am gestalterischen Umgang mit Lebensmitteln haben und immer wieder nach neuen Ideen suchen.
Vegane Pausensnacks für Groß und Klein
Roland Rauter
Schirner Verlag 2013
€ 7,20
ISBN 3-8434-5071-4
Peace Food – das vegane Kochbuch
In Ergänzung zu seinem vorangehenden Buch „Peace Food“, in dem der deutsche Arzt und Komplementärmediziner Rüdiger Dahlke überzeugend und breitenwirksam die Vorteile der veganene Ernährung schildert, hat er gemeinsam mit fünf KochkünstlerInnen diesen Zusatzband herausgebracht. Was die Rezepte und Fotos betrifft, ist das Buch nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Anleitung für kulinarische Highlights. (Dass ein Rezept Honig enthält, sieht er darin begründet, dass den Honigbienen seinem steirischen Anwesen TamanGa kein Leid erfahren und der dortige Honig tierleidfrei ist).
Im diesmal eher schmal gehaltenem Textteil hebt Dahlke wieder die Vorteile pflanzlicher Kost hervor – inklusive gesundheitlicher, tierrechtlicher, umweltschützerischer und spiritueller Aspekte, aber auch mit recht häufigen Verweisen auf von ihm mitentwickelte Nahrungsergänzungsmittel.
Dennoch: Alles sieht wunderbar aus, die Rezepte sind übersichtlich geschrieben, und wer während der Lektüre nicht sofort mit dem Nachkochen beginnt, ist selber schuld. Kurz: Das Buch ist geeignet für alle veganen Einsteiger und Umsteiger, und natürlich auch für Profis.
Übrigens: TamanGa, die bio-vegane Siedlung samt Seminarzentrum, Gastronomie und Gästezimmer, die Dahlke mit viel Engagement in der Steiermark erreichtet hat, wird im kommenden Jahr – möglicherweise nur vorübergehend – geschlossen. Dafür ist ein neues veganes Kochbuch von Rüdiger Dahlke schon in Vorbereitung.
Peace Food – das vegane Kochbuch
Rüdiger Dahlke
Gräfe und Unzer 2013
€ 20,50
ISBN 3-8338-3304-1
Vegan rockt!
Herausgeberin Bettina Steitz kennt das Bild in den Köpfen mancher Menschen: Veganer sind spielverderberische Asketen. Irrtum, sagt sie, gut gelaunt und salopp mit diesem Buch. Hier werden Zutaten fröhlich gerührt, mal zusammengeschmissen, die LeserInnen solidarisch geduzt. Die Illustrationen sind gelungen, manche von Tatoo-Vorlagen, Retro-Motiven oder Comics-Motiven inspiriert, die Fotos fördern die Lust am Backen. Und obwohl alles unprätentiös, wohngemeinschaftlich, partystimmungsmäßig und augenzwinkernd unbürgerlich klingt, sehen die Kuchen, Muffins, Cupcakes, Wraps, Brote und ähnliches beeindruckend aus. Einige Rezepte wurden übrigens von Bloggern zur Verfügung gestellt.
Vegan rockt! Das Backbuch
Die große Sammlung mit über 120 Rezepten
Bettina Steitz (Hrsg.)
Lempertz 2013
€ 15,50
ISBN 3-943883-29-9
Neumond
Regionalkrimis sind ein absoluter Renner, und sie gefallen vor allem jenen LeserInnen, die es lieber ein bisschen gemütlich als atemraubend thrillend haben. „Neumond“ von der Vorarlbergerin Daniela Larcher ist so ein Buch, das weniger für schlaflose Nächte als für angenehme Krimi-Stunden sorgt und auch aus anderen Gründen gefällt: Der in Tirol amtierende, gemütliche, übergewichtige und ein wenig biedere Chefinspektor hasst nämlich Gewalt gegen Mensch und Tier.
Deshalb ist er auch, was bei literarischen Krimi-Figuren selten ist, deklarierter Vegetarier (klar, Veganer wäre noch besser, aber das kann ja vielleicht noch werden ;-) ), findet PelzträgerInnen ekelhaft und empört sich gegen sie in aller Deutlichkeit.
Übrigens hält er auch Schifahren samt allen Begleiterscheinungen für schrecklich, deshalb verbringt er den familiären Winterurlaub lieber im Kommissariat mit Mordermittlungen. Ein Krimi also, der die Nerven schont, das Gemüt erfreut, Spannung und Lesefreude bietet – und all das mit einem wirklich sympathischen Ermittler im Mittelpunkt :-)
Neumond
Daniela Larcher
Fischer Verlag 2013
€ 10,30
ISBN 978-3596192229