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Wespen: Die bösen Stiefschwestern der Bienen?

Wespe Blüte
Wespen kämpfen mit zahlreichen Vorurteilen und befinden sich auf der Beliebtheitsskala bei uns Menschen weit unten. Viele empfinden sie als lästig, wenn sie von unseren Speisen angezogen werden und fürchten sich, von ihnen gestochen zu werden. Doch es ist an der Zeit, ein besseres Verständnis für sie zu entwickeln. Denn Wespen sind faszinierende Geschöpfe, die ebenso unsere Wertschätzung verdienen wie ihre beliebten Verwandten, die Bienen und Hummeln. Lass uns gemeinsam einen Blick auf diese beeindruckenden Insekten werfen und entdecken, warum sie in vielerlei Hinsicht unterschätzt werden.
Hornisse in ihrem Bau

Wespen sind eher unbeliebt. Aufklärung kann helfen, den Ruf der kleinen Hautflügler aufzupolieren. (Foto: Pexels, David Hablützel)

Das Leben der Wespen

In Österreich existieren etwa 300 Wespenarten. Nur wenige Wespenarten leben sozial zusammen in Wespenstaaten. Die Mehrheit der Wespenarten lebt solitär. Dies bedeutet, dass es keine Arbeiterinnen gibt, sondern einzelne Weibchen sich um Nestbau und Brut kümmern. Staatenbildende Wespen verlassen im Herbst ihr kunstvolles Nest, welches sie aus Speichel und gekautem Holz gebaut haben und versterben. Ein Wespenleben dauert nur einen Sommer lang. Lediglich die jungen Königinnen suchen Unterschlupf, um im darauffolgenden Jahr einen neuen Wespenstaat gründen zu können.

Hornissen zählen ebenso zu den Wespen. Menschliche Speisen interessieren sie dabei nicht, stattdessen landen bei ihnen andere Insektenarten sowie Obst- und Baumsäfte auf dem Speiseplan. Leider assoziieren viele Menschen ihr Aussehen und ihre Größe mit Gefahr. Sie verhalten sich jedoch Menschen gegenüber sehr friedlich.

Wespen haben ein Gedächtnis!

Wusstest du, dass Wespen dich wiedererkennen können? Sie haben ein Gedächtnis und sind darüber hinaus ziemlich neugierig. Aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit fliegen sie nahe an dich heran, um ihre Umgebung zu erkunden. Dies ist nicht als aggressives Verhalten zu interpretieren!

Wespennest am Dachboden

Ein beeindruckendes Wespennest. Freue dich darüber, aber nur aus sicherer Distanz! (Foto: Pixabay, ariesa66)

Wespen als Bestäuber

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von Wespen ist ihre Rolle als effektive Bestäuber. Sie besuchen Blumen auf der Suche nach Nektar und Pollen. Dabei tragen sie Pollen von einer Blüte zur nächsten, was zur Befruchtung von Pflanzen und zur Förderung der Biodiversität beiträgt. Ohne ihre Bestäubungsdienste würden viele Pflanzenarten und landwirtschaftliche Kulturen erheblich darunter leiden.

Wespe auf einer gelben Blüte

Auch Wespen leisten wichtige Bestäubungsarbeit. (Foto: Pexels, Ralph)

Wespen als Lästlingsbekämpfer

Darüber hinaus sind Wespen ausgezeichnete Lästlingsbekämpfer, da sie ihre Larven mit anderen Insekten füttern. Dabei kann ein kleiner Wespenstaat täglich bis zu 3000 Fliegen, Mücken, Raupen oder Lästlingen verzehren, welche an Pflanzen Schaden anrichten können. Auf diese Weise helfen sie, das Gleichgewicht in der Natur zu erhalten und unterstützen die Landwirtschaft auf natürliche Art und Weise.

Wespen sind geschützt

Wespen stehen unter Naturschutz. Sie mutwillig zu stören, zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten steht unter Strafe. Oftmals bauen Wespen ihr Nest auf Dachböden, in Rolladenkästen oder in der Erde. Findest du bei dir eine Nist- oder Brutstätte, dann lasse das Nest in Ruhe. Achte darauf, mindestens 5 Meter Abstand zu wahren. Das Nest wird nicht lange bewohnt sein, da die Wespen nur einen Sommer lang leben.

Wespen als friedliche Fluginsekten

Die im Spätsommer vermehrt auftretenden beiden Wespenarten Deutsche Wespe und Gemeine Wespe nehmen wir als besonders forsch und fordernd wahr. Sie sind jedoch grundsätzlich friedlich und stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr Nest verteidigen müssen. In der Regel bleiben sie Menschen gegenüber ruhig, solange sie respektiert und nicht belästigt werden. Keine Panik also, wenn sich eine Wespe zu dir in die Wohnung verirrt hat. Stülpe ein Glas über sie, schiebe ein Blatt Papier darunter und setze sie vorsichtig nach draußen.

Hornisse Trauben

Die wenigsten Wespenarten interessieren sich für deine Speisen. Lediglich die Deutsche und die Gemeine Wespe werden durch bestimmte Nahrungsmittel angelockt. (Foto: Pexels, bigworldinalens)

Umgang mit Wespen

Es ist wichtig, Wespen nicht zu provozieren und ihre Nester nicht zu stören. Wenn sie in deiner Nähe leben, solltest du ihre Anwesenheit respektieren und ihnen ihren Raum lassen. Du solltest die Wespen auf keinen Fall wegpusten, da das ausgeatmete CO2 Wespen tatsächlich aggressiv macht. Schlage die Wespe nicht weg, sondern halte dich an die folgenden Tipps.

  • Decke Speisen und Getränke im Freien ab
  • Behalte die Wespen im Blick, wenn du isst
  • Wische dir deinen Mund nach dem Essen sauber
  • Trinke aus wiederverwendbaren Strohhalmen
  • Bleibe ruhig und entspannt (Wespen riechen Angstschweiß und wechseln in Alarmbereitschaft)
  • Locke die Tiere weg vom Tisch, indem du z. B. einen Teller mit Obst/Süßspeisen fernab für sie zubereitest
  • Verschließe Müllbehälter ordnungsgemäß
  • Vorsicht beim Spaziergang über die Wiese! Nicht, dass du versehentlich auf Bienen, Wespen oder Hornissen trittst
  • Erfreue dich und staune, wenn du beobachtest, wie die Wespen gekonnt Stücke aus den Speisen herausschneidet und eindrucksvoll davonfliegen
Hornisse auf Obst

Über einen reichlich bedeckten Tisch freut sich die Hornisse (Foto: Pexels, PeterKraayvanger)

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Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 25.06.2024
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.
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