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Zum Wohle Aller: Gemeinwohl-Ökonomie bei Lebensmitteln

Wie kann eine alternative, nicht ausbeutende Wirtschaftsform aussehen? Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine Alternative, in der Mensch und Planet im Mittelpunkt stehen. In diesem Beitrag stellen wir euch das Modell vor und zeigen, wie im Bereich der Lebensmittel nachhaltige und innovative Ansätze gelebt werden.

Das Gemeinwohl steht in der gängigen wirtschaftlichen Ordnung selten im Zentrum. Deswegen haben sich über die Jahrzehnte neue Ideen und Bewegungen entwickelt, die diesen Zustand aktiv verändern (wollen). (Foto: Unsplash, Elaine Casap)

Warum brauchen wir eine Gemeinwohl-Ökonomie?

Egal ob durch Lieferschwierigkeiten, Lieferengpässe, Umweltzerstörung oder Ausbeutung von Mensch und Tier, das Wirtschaftssystem des Kapitalismus stößt regelmäßig an seine Grenzen, obwohl uns gerade „Grenzen des (Wirtschafts-)Wachstums“ als inexistent verkauft werden. Von Nachhaltigkeit, Ethik und Würde kann hier keine Rede sein. Im vielversprechenden Gegenmodell der Gemeinwohl-Ökonomie stehen diese Werte im Zentrum.

Was ist die Gemeinwohl-Ökonomie?

Die sogenannte Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), in der, wie der Name bereits verrät, das Gemeinwohl aller immer mitgedacht wird. Ursprünglich vom österreichischen Autor und Aktivisten Christian Felber entwickelt, hat sich dieser Ansatz seit 2010 in 35 Ländern verbreitet. Circa 1.000 Unternehmen und 44 Kommunen handeln nach ethischen und ökologischen Prinzipien.

Die Grundidee ist, dass die Wirtschaft und der Markt – inklusive Geld – dem Menschen dienen. Dabei setzen sich Gemeinwohl-Unternehmen aktiv für Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitbestimmung ein. Die gelebte Praxis führt zum Beispiel auch zu einer verstärkten Wertschöpfung in der jeweiligen Region, nachhaltigen Arbeitsplätzen und Produkten und Ansätzen für eine weiterführende Naturschutz- und/oder Klimapolitik.

Die 20 Themen der Gemeinwohl-Matrix anhand derer Unternehmen ihre Gemeinwohl-Bilanz erstellen können (Grafik: Gemeinwohl-Ökonomie Österreich)

Der Beitrag zum Gemeinwohl, nicht der erwirtschaftete Profit, zeigt den Erfolg eines Unternehmens. Anhand der Gemeinwohl-Matrix, welche 20 Themen inkludiert, kann ein Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, diese auditieren lassen und so die eigene Leistung für alle sichtbar machen.

Auch der Ethik.Guide ist schon seit vielen Jahren Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie! Und es lässt sich in jeder Kategorie nach Gemeinwohl-Ökonomie filtern.

Gelebte Praxis

Um die praktische Umsetzung des Modells zu veranschaulichen, stellen wir ausgewählte Projekte vor, bei denen wertebasiertes Handeln und Wirtschaften an der Tagesordnung stehen. Kein Unternehmen ist perfekt und es gibt immer Potenzial für Verbesserungen. Die Informationen stammen aus den Berichten, welche transparent auf der Website der Gemeinwohlökonomie zur Verfügung stehen.

Sonnentor

Ein Good-Practice Unternehmen der ersten Stunde ist Sonnentor (Kräuterhandel). Hier stehen seit Beginn Wertschöpfung mit Wertschätzung auf dem Programm. Die Menschenwürde und das Wohl aller sind zentral. Egal ob es um Zutaten aus Österreich oder aus Tansania, Peru oder Nicaragua geht, in der Zulieferkette soll für alle ein sicheres Arbeiten in Würde möglich sein – angepasst an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten. Etwa 80 Prozent der Rohwaren bezieht Sonnentor aus direktem Handel, 100 Prozent sind aus kontrolliert biologischem Anbau.

Weitere (ausgewählte) werteorientierte Aktivitäten von Sonnentor:

  • Mitglied des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft
  • Unterstützung von kleinen regionalen Betrieben durch Kooperationen
  • Förderung neuer Projekt von Anbaupartner*innen
  • Kein Palmöl verwendet
  • Aktive Teilnahme an Kampagnen, Plattformen, etc. zu Klimaschutz, Bio-Landwirtschaft und Gemeinwohl-Ökonomie

Hier gibt es den gesamten Gemeinwohl-Bericht von Sonnentor und das Audit-Testat zum Nachlesen.

Auch der Zugang zu biologischen, gesunden Lebensmitteln ist wichtig für das Gemeinwohl (Foto: Pexels, Alesiakozik)

Voelkel

Voelkel, Deutschlands größter Biosaft- und Pflanzenmilch-Hersteller, ist ebenfalls ein Gemeinwohl-Unternehmen. Es wird nur „Rohware aus zukunftsfähiger Landwirtschaft und fairen Beziehungen“ verarbeitet. Alle Getränke entsprechen Bio- oder Demeter-Vorgaben. Die Förderung des ökologischen Verhaltens der Mitarbeitenden ist bei Voelkel ganz wesentlich. Einerseits werden Nachhaltigkeit und eine ökologische Lebensweise im Unternehmen so gut wie möglich gelebt, und andererseits bieten die Rahmenbedingungen dort zusätzlich Raum für weitere Innovationen.

Weitere (ausgewählte) werteorientierte Aktivitäten von Voelkel:

  • Förderung von sozialen Projekten
  • Unterstützung der unabhängigen Saatgutforschung
  • Ausbau des Mehrwegsystems
  • Lösungsorientierte Fehlerkultur im Unternehmen

Hier gibt es den gesamten Gemeinwohl-Bericht von Voelkel und das Audit-Testat zum Nachlesen.

Wirtschaftlichen Erfolg neu zu denken bedeutet, dass er zum Gemeinwohl – für Mensch, Tier und Natur – beiträgt (Foto: Unsplash, Jakob Cotton)

Gemeinwohlladen Dein’s & Mein’s

Der Gemeinwohlladen Dein’s & Mein’s in Kärnten (mit Filialen in Velden und Villach) bietet regionale, möglichst biologische und vegane Lebensmittel. Zentral für das Angebot ist, dass es auch saisonal, plastikfrei und Low Waste ist. Das bedeutet, dass je nach Ernteerträgen bestimmte und jährlich abweichende Gemüse- oder Obstsorten für Marmelade, Chilisaucen, etc. verwendet werden. Die „social-impact“ Produkte (d.h. bieten einen Nutzen für die Gesellschaft) der Eigenmarke „Dein’s & Mein’s“ entstehen aus geretteten Rohstoffen. Außerdem finden sich im Laden Naturkosmetik, Deko- und Geschenkartikel.

Weitere (ausgewählte) werteorientierte Aktivitäten des Gemeinwohlladens:

  • Detaillierte und transparente Herstellungsinformationen
  • Kreislaufwirtschaft
  • Müllvermeidung

Nachhaltigkeitssiegel

Seit 2024 gibt es das neue ECOnGOOD-Label, das für Konsument*innen wertvolle Informationen über Produkte und Dienstleistungen liefert. Für dieses Nachhaltigkeitssiegel für Gemeinwohl-Unternehmen werden soziale, ethische und ökologische Aspekte berücksichtigt, inklusive Lieferketten und Geschäftspraktiken. Es soll zeigen, wie wichtig Werte in der Wirtschaft sind und vor allem, dass es möglich ist, diese zu leben. Voelkel ist zum Beispiel eine Marke, die das Logo bereits verwendet.

Das Nachhaltigkeitssiegel der Gemeinwohl-Ökonomie bezeugt ethisches und ökologisches Wirtschaften (Grafik: Gemeinwohl-Ökonomie)

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Ein Artikel von Yvonne
veröffentlicht am 7.05.2024
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