Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2018. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Ende Jänner 2018 wurden Abgastests der „Europäischen Forschungs-vereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“ (EUGT), gegründet von diversen Auto-Konzernen, aus dem Jahre 2015 bekannt. Dabei sollen sowohl Menschen als auch andere Primaten zum Einatmen von Stickoxid, einem Bestandteil von Autoabgasen, gebracht/gezwungen worden sein. Die Autoindustrie steht derzeit in der Kritik, nicht intensiv genug nach saubereren Fahrzeugen zu forschen bzw. den Anschluss an Alternativen wie Elektroautos zu verlieren. Der Abgas-Skandal bei VW tat sein Übriges.
Affe

Makake, Javaner-Affe (Foto: Pixabay, whitesun)

Was passierte bei den Versuchen?

Wahrscheinlich wurden sie in Auftrag gegeben, um besonders die Dieselfahrzeuge von ihrem Schmutz-Image zu befreien. Bei den Versuchen mussten die Probanden, sowohl Javaner-Affen als auch Menschen, vier Stunden lang Stickoxid in verschiedenen Konzentrationen einatmen. Danach wurden die Atemwege untersucht. Während die Menschen sich betrogen fühlen, endeten die Versuche für die Javaner-Affen wahrscheinlich tödlich.

Menschen haben hier und heute noch eher die Möglichkeit, sich gegen Versuche zu wehren oder Hilfe zu finden, die Javaner-Affen stehen hingegen ohne Grundrecht auf Leben, Freiheit und körperliche Unversehrtheit da. Selbst weniger belastende Tests überleben die Tiere oftmals nicht. Zum einen, weil immer wieder erklärt wird, die Organe der Tiere genauestens untersuchen zu müssen und zum anderen, weil es die Tierversuchs-Industrie vor ein schier unbezahlbares logistisches Problem stellen würde, Tiere überleben zu lassen.

Müssten die Tiere bis an ihr eigentliches Ende untergebracht, ernährt und tierärztlich versorgt werden, würde dies Tierversuche wesentlich verteuern. Lässt man Versuchstiere überleben, was selten genug geschieht, wälzt man die Folgekosten der Tierversuche ganz edelmütig an den Tierschutz ab. Das Labor macht den Gewinn, der Tierschutz hat dann die Lebenshaltungskosten der Tiere zu zahlen.

Abgase

Manchmal setzen sich Menschen Abgasen sogar freiwillig aus (Foto: maxpixel.freegreatpicture.com, CC0)

Tierversuche ohne Skrupel

Dieser aktuelle Skandal zeigt wieder einmal deutlich auf, wie skrupellos im Bereich der Tierversuche gehandelt wird. Tiere, und in diesem Fall sogar Menschen, sind einfach nur Material, mit dem man bei geschickter Anordnung womöglich sogar Dreckschleudern weißwaschen kann.

Dabei werden nicht nur die Interessen der direkt betroffenen empfindsamen Lebewesen mit Füßen getreten, sondern auch diejenigen derer, die mit den Versuchsergebnissen in falscher Sicherheit gewogen werden. Wer heute an einer vielbefahrenen Straße wohnt, wird sich durch die Versuche und der Idee dahinter womöglich verhöhnt vorkommen. Abgase von Verbrennern bestehen aus weit mehr als Stickoxid, sodass selbst das Versuchsergebnis, dass eine vierstündige Belastung mit Stickoxid keinen Schaden im Körper anrichtet, nicht übertragbar ist.

Wer an einer vielbefahrenen Straße wohnt, erlebt die Abgasproblematik am eigenen Leib (Foto: Pixabay, Gellinger)

Das gesamte Abgaspaket im Freiland-Versuch

Wie Abgase und weitere Nebenwirkungen des Straßenverkehrs, wie z. B. Reifenabrieb, Lärm durch Motoren, Auspuffanlagen, Musik und Hupen oder aus den Fenstern geworfener Müll die AnwohnerInnen belastet, lässt sich leider heute schon im „Freiland-Versuch“ erkennen: Essen ist die neuntgrößte Stadt Deutschlands und viertgrößte im Bundesland NRW. Durchschnitten wird die Stadt durch Autobahnen wie die A 40 und die A 52, aber auch die Bundesstraße 224. Letztere ist so stark befahren, dass die Verseuchung mit Feinstaub und Stickoxiden die AnwohnerInnen massiv belastet. Die Gefahr wird als so groß eingeschätzt, dass die Stadt Essen nun Häuser abreißen möchte. Damit soll die Straße besser belüftet werden und die Häuser nicht mehr so nah an der Fahrbahn stehen.

Es braucht also noch nicht einmal künstlich gestaltete Versuche. Die zu untersuchende Situation ist für viele von uns schon Alltag.

Auspuff

Auspuff: Quelle von Schmutz und Lärm (Foto: Pixabay, Paulina101)

Eine Lösung wird sich nur gesamtgesellschaftlich finden lassen

An den Tierversuchen zu den Abgastests lässt sich ablesen, dass wir verschiedene Bereiche nicht weiter mit Symptombehandlung angehen dürfen. Das betrifft sowohl unseren Konsum, der Individual- und Lasttransport bedeutet, als auch unseren Umgang mit unseren fühlenden, denkenden Mitlebewesen, die wir nicht als Testobjekte ausnutzen dürfen.

In Deutschland und Österreich steigen die Zahlen der Tiere, die in Versuchen verwendet werden, noch immer an. Eingeschlossen sind in die Statistiken dabei aber noch nicht einmal die Tiere, die überzählig oder fehlgezüchtet und darum getötet werden. Der Trend geht also weit an der ethischen Entwicklung vorbei. Und während Alternativtests aus Geldmangel nicht validiert werden, leiden und sterben täglich unzählige Tiere.

Und das immer wieder auch für sofort erkennbar nutzlose Versuche wie die Abgastests oder die so genannte Grundlagenforschung. Bei der Grundlagenforschung werden Tests aus Neugier durchgeführt. Als Grund vorgebracht wird immer wieder die Idee, dass die Ergebnisse evtl. irgendwann für irgendwen die Grundlage bilden könnten, um eine nützliche Erfindung für Menschen zu machen.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 21.02.2018

Ein Kommentar

  • Arno sagt:

    Nun, es darf sich jede/r Autobesitzer/in (Verwender/in) selbst hinterfragen. Wie beim Essen und was passsiert, bis Selbiges auf den Tisch kommt, so ist es mit allen materiellen Gütern in der Wertschöpfungskette. Massiver Raubbau der Natur, Lebewesen und Menschen.
    Da nützt Vegansein nichts, wenn man dann ein Auto besitzt oder sonst was…es ist nur eine andere Ausprägung bzw. andere „Branche“ in der man wenig bis viel beisteurt oder unterlässt.

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