Ist Skifahren noch zeitgemäß?
Status quo
Nun hat der erste Schnee also auch schon die Bundeshauptstadt erreicht. Man hätte glauben können, es wird überhaupt nicht mehr kalt. Der Klimawandel zeigt sich schon sehr deutlich, es schneit immer seltener in tiefe Lagen herab im Alpenraum, die Gletscher schmelzen. Und das ist natürlich ein Problem hierzulande, denn Skifahren und der Winterurlaub gehört für viele Österreicherinnen und Österreicher zum Winter dazu, wie Weihnachten und Kekse backen.
Fünfzig Millionen Skibegeisterte machen jedes Jahr Winterurlaub in den gesamten Alpen. 2019 zählte man alleine in Tirol 23 Millionen registrierte Übernachtungen. Dafür braucht es präparierte Pisten, Skilifte, Hotelburgen, Beschneiungsanlagen, Wasser für den Kunstschnee, Autobahnen und Zufahrtsstraßen und jede Menge Strom für die gewaltigen Thermen und Wellness-Areale. Riesige Schneisen werden in die Wälder geschlagen, Wildtierhabitate zerteilt, Autokolonnen verpesten die Luft. Würde man das Skifahren erst jetzt erfinden, würde es als ökologischer Super-GAU wohl nicht mehr umzusetzen sein.
Also alles verbieten? Nicht Skifahren gehen? Ist das also die Lösung, um das Schlimmste zu verhindern? Sollen Menschen nicht mehr die Sonne und das wunderbare Panorama der Alpen genießen und dabei Sport machen? Schauen wir uns die Faktoren etwas genauer an.
Einwirkungen auf die Natur
Bei der Präparation auf den Tausenden Kilometern von Pisten wird der Boden komprimiert und Wasser kann nicht mehr einsickern, was zu Erosion führt. Dies erhöht das Risiko von Muren und Lawinenabgängen. Die Klimakrise zwingt die Betreiber, immer mehr Kunstschnee einzusetzen. Dieser verbraucht nicht nur das Wasser der umliegenden Flüsse, sondern ist auch sehr dicht und hart, sodass kein Sauerstoff durchdringen kann, was belastend ist für die Böden und die darunterliegenden Pflanzen.
Ein großes Problem stellen die Pisten für Wildtiere dar. Gämsen, Rehe, Schneehasen und viele andere begeben sich im Laufe des Winters in eine physiologische Ruhephase und verlangsamen ihren Stoffwechsel. Das ist wichtig, damit sie in der kalten Jahreszeit mit wenig Futter auskommen zu können. Wenn nun Skifahrer und Skifahrerinnen abseits der Pisten fahren, steigt der Stresspegel bei den Tieren und diese werden immer wieder zur Flucht gezwungen. Dies kann ihren Körper derart überlasten, dass sie vor Erschöpfung sterben. Auch der harte und daher sehr laute Kunstschnee ist hierbei ein weiterer Stressfaktor.
Zug statt Auto
Eines der größten ökologischen Übel stellt die An- und Abreise dar. Sie macht 75 Prozent des CO2-Ausstoßes im Wintertourismus aus, denn ein Großteil der Reisenden kommen mit dem Auto. Oft gibt es keine praktikablen öffentlichen Anbindungen, das viele Gepäck im Zug zu transportieren ist vielen zu mühsam. Trotzdem lohnt es sich, die Angebote der Öffi-Anbieter speziell für Skitourismus zu durchforsten.
Fazit
Angesichts zernarbter Bergflanken und mit Hotelburgen verseuchter Täler kann einem schon das naturverbundene Herz bluten. Jedoch wäre es wohl auch für viele Naturmenschen zu viel, das Skifahren gleich ganz zu verbieten. Der Neubau von Pisten sowie durch die öffentliche Hand subventionierte Seilbahnen sind jedenfalls abzulehnen. Aber wie immer kann jede und jeder Einzelne dazu beitragen, was schon da ist, ökologischer und umweltschonender zu nutzen. Das geht auch beim Skifahren. Daher hier ein paar Tipps:
- Öffentlich anreisen. Es gibt touristische Plattformen, die für alle Alpenländer volle Mobilität ohne Auto garantieren (siehe Alpine Pearls)
- Wenn man unbedingt mit dem Auto fahren will, lieber einen längeren Aufenthalt wählen als mehrere kurze. Dies erspart lange An- und Abreisefahrten.
- Skiausrüstung vor Ort mieten, nicht jedes Jahr neu kaufen.
- Die Pisten nicht verlassen, Kunstschneepisten meiden. Tourenski und Tiefschneefahren abseits der Pisten sind ein Stressfaktor für Wildtiere. Eine Alternative ist etwa Schneeschuhwandern auf dafür ausgewiesenen Wegen.
- Zertifiziert umweltschonende und nachhaltige Unterkünfte beziehen (Österreichisches Umweltzeichen)