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Unsere Landwirtschaft befeuert das Artensterben

Artensterben
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2019. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Nachdem wir die Warnungen vor dem Waldsterben und dem wachsenden Ozonloch hinter uns gelassen hatten, schienen Filter in den Fabrikschloten, renaturierte Flüsse und die Mülltrennung für eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten zu sorgen. Diese weit verbreitete Sorglosigkeit hat uns nun dahin gebracht, dass massive Umwelt- und Lebensraumschäden durch die zunehmende Klimaveränderung nicht aufzuhalten sind und das Aussterben von Tierarten nicht mehr zu stoppen ist. Befeuert wird es nicht nur durch Städtebau und Müllentsorgung, sondern besonders auch durch unsere Landwirtschaft.
Artensterben

Die Biene ist wohl das bekannteste Beispiel einer durch die industrielle Landwirtschaft bedrohten Art. (Foto: Pixabay, Lolame)

Landwirtschaft gegen Lebensraum

Viele Tiere haben sich eine Nische in ihrem jeweiligen Lebensraum geschaffen, um dort vor Futter- und Lebensraumkonkurrenz sicher zu sein. Das wird ihnen zum Verhängnis, wenn der Mensch auf den Plan tritt. Nicht nur einzelne Populationen, sondern ganze Arten sind gefährdet, wenn wir Boden für Wohnraum, Einkaufscenter, Gewerbegebiete oder Entsorgung versiegeln, wenn wir unsere Transportwege bauen und Gebiete unseren Vorstellungen, zum Beispiel durch Trockenlegung von Feuchtgebieten anpassen.

Unsere Landwirtschaft trägt einen großen Teil zum Artensterben bei. Dies geschieht dadurch, dass wenige und ertragreiche Sorten angebaut werden, sodass alte Sorten aussterben und mit ihnen Futterquellen und Lebensraum. Monokulturen werden genutzt, die keinen Raum für Hecken, breite Blühstreifen und kleine Wälder bieten. Außerdem kommen Pestizide zum Zug, die sowohl Insekten und Nager abtöten, als auch Tiere, auf deren Speisekarte diese stehen. Und zu guter Letzt lässt die Umwandlung von Magerböden oder Regenwäldern in landwirtschaftlich genutzte Flächen ganze Habitate verschwinden.

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Monokultur auf unseren Feldern vernichtet Lebensräume. (Foto: Pixabay, flockine)

Aktuelle Studien belegen Artenschwund

ForscherInnen versuchen den Artenverlust mittels verschiedener Szenarien abzuschätzen. Sie kommen auf hunderte Säugetiere, Amphibien und Vögel, die dem Planeten unwiederbringlich verloren gehen, wenn auch nur ein mittelschweres Szenario eintrifft. Der erste Lagebericht zur Biodiversität der Vereinten Nationen zeichnet ein besonders düsteres Bild für Südamerika, Ostafrika und Südostasien. Zeigt aber auch auf, dass eine Agrarwende in der Europäischen Union dringend nötig ist.

Damit die Wende gelingt, müssen wir endlich die Erzeugung von Tierprodukten für den massenhaften Konsum innerhalb Europas und den Export in die restliche Welt beenden. Ein Großteil der Ackerflächen der Erde werden für die Erzeugung von Tierfutter genutzt. Das bedeutet eine massive Verschwendung von Nahrung. Wird pflanzliches Eiweiß angebaut, zu Tierfutter verarbeitet und verfüttert, landen auf den menschlichen Tellern schließlich weniger Nahrungskalorien, als wären direkt Hülsenfrüchte und Co. zur menschlichen Ernährung angebaut worden. Tiere bewegen sich, produzieren Körperwärme, verdauen und so weiter und verwenden darauf Kalorien, die uns später nicht mehr zur Verfügung stehen. Diese Verschwendung bezeichnet man auch als Veredelungsverlust. Hinzu kommt noch, dass die Schlachtausbeute pro Tier natürlich nicht hundert Prozent beträgt, sondern sich zwischen 45 und 55 Prozent bewegt. So essen wir zum Beispiel keine Klauen und seit der BSE-Krise verzichten wir gern auf den Konsum von Rinderhirn und Rückenmark.

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Ein schöner Lebensraum aber wirtschaftlich nicht nutzbare Fläche (Foto: Pixabay, stokpic)

Tierprodukte fressen Regenwald

Allein in Österreich bewegen sich die Zahlen von so genannten Nutztieren im Millionenbereich. So werden über fünf Millionen Schweine, über 80 Millionen Hühner, über 600.000 Rinder und noch viele andere Tiere wie Puten, Schafe. Ziegen, Pferde, Wachteln und Fische in Österreich gehalten, ernährt und getötet. Diese Tiere leben nicht von einer Handvoll zarter Gräser, sondern oft genug von Mastfutter, das von ehemaligen Regenwaldflächen importiert wurde oder unsere Felder belegt. Um eine Kilokalorie Tierprodukt auf unseren Teller zu bekommen, müssen wir im Schnitt zehn Kilokalorien Pflanze verfüttern. Je nach Tierart gar 30.

Natürlich setzt die Tierindustrie Flächen unter Druck, möglichst viel Ertrag zu leisten. Um die Tröge zu füllen, kann keine Rücksicht auf Hecken und magere Wiesen genommen werden. Eine Ertragssteigerung von 20 Prozent auf einer Fläche geht nach Forschungen des Hemholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig mit neun Prozent Verlust der Arten auf dieser Fläche einher.

Wir haben es in der Hand, diesen zerstörerischen Kreislauf zu durchbrechen. Nicht nur für die betroffenen Tiere in der Nutztierhaltung, sondern für die unzähligen Pflanzen und Tiere, die durch Ertragsdruck auf Flächen mitsamt Gülle und Pestiziden sowie Rodungen bedroht sind.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 21.05.2019
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