Was haben Moore mit dem Klima zu tun?
Moor?
Moore sind stets wassergesättigte terrestrische Ökosysteme. Ständig wassergesättigter Boden enthält kaum Sauerstoff und daher kann das absterbende Pflanzenmaterial nicht vollständig zersetzt werden. Es lagert sich ab – Torf entsteht. Durch diese Ablagerung wachsen Moore und speichern laufend Kohlenstoff aus der Atmosphäre.
Moore kommen in allen klimatischen Zonen der Erde vor. Sie nehmen global eine Fläche von vier Millionen Quadratkilometer – drei Prozent der Landmasse – ein und enthalten 10 Prozent des Süßwasservorrats der Erde. Die höchste Konzentration an Moorflächen befindet sich in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Westsibirien, Südostasien und im Amazonasbecken.
Moore in unseren Breiten erreichen keine Spitzenwerte an Artenzahlen. Allerdings beherbergen sie Arten, die sonst nirgends vorkommen. So sind zwei Prozent der Tierarten Österreichs Moorspezialisten, die ausschließlich in Mooren überleben können. Dazu gehört zum Beispiel die Schwarzglänzende Moorameise. Deshalb leisten Moore einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität.
Klimarelevanz und Zerstörung
Moore sind enorme Kohlenstoffspeicher. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ökosystemen, welche eine bestimmte fixe Menge an Kohlenstoff speichern können, sind Moore in der Lage, kontinuierlich Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entnehmen und langfristig zu fixieren. Steinkohle und Braunkohle waren einst Torf in Mooren vor 300 Millionen und 50 Millionen Jahren.
Alle Moore weltweit speichern 500 Gigatonnen Kohlenstoff. Das entspricht
- zwei Drittel der Menge Kohlenstoff in der Atmoshpäre
- der doppelten Menge von Kohlenstoff aller Wälder der Welt zusammen
- der Menge Kohlenstoff aller Lebewesen auf dieser Erde
Moore wachsen hingegen nur sehr langsam und können in kürzester Zeit zerstört werden. Wir machen so aus Kohlenstoffspeichern Kohlenstoffquellen.
In Österreich ist die Zerstörung der Moore enorm fortgeschritten. Im Vergleich zu vor 100 Jahren sind nur noch 29 Prozent der Moorflächen mehr oder weniger intakt. Weltweit betrifft das Ausmaß der Zerstörung und Degradation ca. 15 Prozent der Moorflächen.
Degradierte Moore produzieren jährlich 3 Gigatonnen CO2, das entspricht 11,5 Prozent der globalen Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Allein die brennenden Torfböden in Indonesien emittieren jährlich genauso viel CO2 wie die Industrienation Japan. Zusätzlich emittieren gestörte Moore Lachgas (N2O). Lachgas ist ein 300fach stärkeres Treibhausgas als CO2.
Moore wurden und werden einerseits als nicht nutzbare, wilde, zu bezwingende Natur vernichtet und andererseits als Quelle des Rohstoffs Torf ausgebeutet. Deshalb sind Moore enorm gefährdet durch:
- Torfabbau zur Nutzung als Brennstoff, Gartenerde, Körperpflege und früher auch als Einstreu, Isoliermaterial und für die Herstellung von Matratzen, Bettdecken und Kleidung
- Drainagierung, um das Land als landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Fläche nutzbar zu machen
- Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und der Atmosphäre
- Tourismus
- Klimawandel
Es gibt Hoffnung…
Mittlerweile gibt es viele Bemühungen, Moore zu schützen und zu renaturieren. Dazu gehört das internationale Abkommen RAMSAR, die FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie der EU, nationale Naturschutzgebiete und private Initiativen.
Noch immer überwiegen aber meist die wirtschaftlichen Interessen gegenüber den Schutzbemühungen. Viele Moore sind derart schwerwiegend zerstört, dass die Bedingungen für natürliches Moorwachstum gar nicht mehr gegeben sind. Renaturierungen von schwächer gestörten Mooren sind sehr kostenintensiv.
Wir müssen uns vor Augen halten, welche Kosten in Zukunft entstehen werden durch die laufende Freisetzung von CO2 durch Torfnutzung und degradierte Moore. Stattdessen könnten wir das Moorwachstum intakter Moore nutzen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Experten spekulieren, dass die Renaturierung aller Moore Österreichs wesentlich weniger kosten würde, als der Schaden, den das laufend von ihnen abgegebene CO2 in wenigen Jahren anrichten wird.
Wer kennt es nicht, das wachsenden Ohnmachtsgefühl angesichts des globalen Klimawandels? Die gute Nachricht ist: Wir können alle aktiv zum Moorschutz beitragen, indem wir
- den Torfkonsum beenden
- in lokalen Initiativen aktiv werden
- mehr Wissen über Moore sammeln
- dieses Wissen mit anderen teilen
- Moorschutz als effizienter Klimaschutz – dringend umsetzen!
- IPS international Peat Society
- IMCG International Mire Conservation Group
- RAMSAR
- Gesellschaft zur Erhaltung der Moore in Österreich
- Moorschutz beim Naturschutzbund Niederösterreich
- Interview mit Moorexperten Gert Michael Steiner (von 2007, leider aber noch immer aktuell)
- Artikel „Torf im Garten tötet“