Welpenhandel in Zeiten von Covid-19
Einige Tierheime und Vermittlungen aus dem Tierschutz haben nur mehr ältere, kranke oder Listentiere im Vermittlungsangebot. Junge Hunde finden nach Monaten der Pandemie rasch neue Familien. Da zum Einen der aktuelle Bedarf an jungen Wunschhunden nicht gedeckt werden kann und Tierschutzorganisationen den Hintergrund des neuen Zuhauses prüfen – und auch einmal ablehnen, boomt der Welpenhandel aus Zuchten jeglicher Art. Während in einigen Verbandszuchten Welpen ohnehin schon mit Wartelisten bestellt werden, können dubiose Quellen im Internet scheinbar jedes Tier liefern. Irgendwo unter irgendwelchen Bedingungen produziert, sind die aktuell zu erhaltenden Preise doch zu verlockend für den illegalen Handel. Selbst für Welpen ohne Papiere werden über tausend Euro aufgerufen.
Was ist das Problem am Internethandel mit Welpen?
Tiere sind denkende, fühlende Lebewesen und keine Ware. Werden Tiere zu Handelsgut, stehen nicht ihre Interessen im Vordergrund, sondern der Profit. Das zeigt sich beim illegalen Welpenhandel ganz deutlich. Dabei werden die Elterntiere unter erbärmlichen Bedingungen gehalten und sind nur dafür da, möglichst viel Nachwuchs zu produzieren. Ein liebevoller Umgang, Kontakt zu Menschen oder die dringend benötigte veterinärmedizinische Versorgung sind da nur lästige Zeit- und Kostenfaktoren. Die Welpen werden sehr früh und teilweise bereits krank verkauft und auch über Grenzen an ihren Zielort verbracht. Dass auch dort das Wohlergehen der Tiere zweitrangig ist, zeigen Polizeikontrollen und Beschlagnahmungen von Tieren aus illegalen Welpentransporten, bei denen die Welpen ungesichert und oft schlecht versorgt sind.
Die Tierschutzombudsstelle Wien hat im April 2021 bereits Alarm geschlagen. Die Anzahl der an der Vetmeduni Wien behandelten schwer kranken Welpen ist stark angestiegen. Bei der hoch ansteckenden Parvovirose sind es gar 40 Prozent mehr als noch vor Ausbruch der Pandemie.
Warum sollte die Aufnahme eines Hundes sehr gut überlegt werden?
Ein Hund ist im Normal- und Glücksfall eine Verantwortung für viele Jahre. Einige von uns haben schon 16 oder 18 Jahre alte Hunde kennengelernt. Das bedeutet aber nicht nur Freude und Zusammenhalt, sondern auch gute Pflege, viel Zeit und auch Geld. Hunde müssen ernährt und ausgestattet sein, sie brauchen Spaziergänge und Training, veterinärmedizinische Versorgung mit Impfungen, Bluttests und womöglich sogar Operationen. Der Urlaub muss auch für sie organisiert werden und ein Plan B für Krankheit, Tod oder Geschäftsreise der HalterInnen vorhanden sein. Bei Paaren muss auch überlegt werden, was mit dem Hund im Falle einer Trennung geschieht.
Was kostet ein Hund im Jahr etwa?
Bei der Hundehaltung gibt es einmalige und wiederkehrende Kosten. Diese sind natürlich nach Herkunft, Art und Gesundheitszustand des Tieres unterschiedlich, belaufen sich im Laufe eines Hundelebens aber auf viele tausend Euro. Die deutsche Organisation Tierschutzbund hat einmal eine Modellrechnung aufgestellt und kommt bei einer Erwartung von 14 Lebensjahren auf Kosten in Höhe von 12.000 bis 17.000 Euro.
Die Kosten umfassen die Anschaffung des Hundes, also die Schutzgebühr beim Tierschutzhaus oder den Kaufpreis in der Zucht und die weiteren Kosten. Weitere Kosten verursachen:
- Ausstattung wie Näpfe, Geschirre, Halsbänder, Leinen, Körbe, Decken, Autoboxen oder Netze und Spielzeuge
- Ernährung von der Welpen- bis zur Seniornahrung
- Veterinärmedizinische Kosten wie Impfungen, Blutbilder, Schutz vor Zecken, Würmern und Flöhen, Medikamente gegen akute und chronische Krankheiten sowie Altersbeschwerden und Operationen nach Unfällen oder zur Unfruchtbarmachung
- Training und Erziehung
- Haftpflichtversicherung
- Steuer
- zusätzliche Tickets bei Reisen oder höhere Preise in Hotels, Pensionen oder Ferienhäusern
Warum fürchten sich Tierschutzorganisationen vor dem Ende der Pandemie?
Liegt die Pandemie erst einmal hinter uns, könnte auch das Homeoffice wieder abgeschafft werden und der mit wenig Ansteckungsrisiko behaftete Waldspaziergang wieder gegen Kino-, Café- und Clubbesuche getauscht werden. Ein Hund wird da dann plötzlich zur organisatorischen Katastrophe und zum Hindernis bei der Rückkehr zur früheren Normalität. Ebenso dürften die Ausgaben bei einigen Menschen doch bei Eis und Reise leichter fallen als bei tierärztlichen Rechnungen und Ersatz für das durchgekaute Geschirr.
Befürchtet wird also eine Abgabewelle, die die Spitzenwerte kurz nach Weihnachten und vor den Sommerferien noch übertrifft. Eine Situation, die die Aufnahmekapazitäten von Tierschutzhäusern leicht sprengen könnte.
Selbst wenn das Zusammenleben mit einem Hund aktuell besonders erstrebenswert zu sein scheint, sollten wir uns fragen, ob wir tatsächlich bereit sind, womöglich 18 Jahre lang unsere Bedürfnisse nach „im Regen im Haus bleiben“, bestimmten Freizeitaktivitäten oder Ausgaben hinter das Wohl eines Hundes zu stellen.