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Weltfrauentag: Vegane Pionierinnen in Österreich

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2019. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Zum Weltfrauentag stellen wir euch drei Pionierinnen vor, die in Österreich in der veganen Gastronomie wegweisend sind. Wir haben die Powerfrauen von Swing Kitchen, simply raw bakery und Veganista zu ihrer Motivation, Herausforderungen und ihren Ratschlägen befragt.

Von links: Irene Schillinger / Swing Kitchen (Foto: © Irene Schillinger), Cecilia Havmöller / Veganista (Foto: © Cecilia Havmöller) und Gabriele Danek / simply raw bakery (Foto: © Verlag Gräfe & Unzer)

Irene Schillinger

Die Mitbegründerin von Swing Kitchen fühlte sich von der Gastronomie immer schon magisch angezogen. Nach viel Engagement im Umwelt- und Tierrechtsbereich, wo sie neben ihrem Studium mit viel Freude und Leidenschaft aktiv war, stellte sie fest, dass mit einem guten Essen oft mehr erklärt ist als mit heiß durch diskutierten Nächten. Mit ihrem Mann Charly zusammen hat sie in der Folge sein elterliches, seit 1793 in der Familie befindliches Gasthaus in Großmugl, NÖ auf vegane Hausmannskost umgestellt. Mit dem Konzept Swing Kitchen, das über lange Zeit penibel vorbereitet wurde, ist sie nun in der Lage, sehr schnell zu wachsen, um Veganismus in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.

Irene Schillinger in der Swing Kitchen. (Foto: © Irene Schillinger)

Gabriele Danek

Die Entscheidung zur rein pflanzlichen Ernährung hat Gabriele Danek auf Grund einer Erkrankung in der Familie getroffen. Nach einer kurzen Recherche ist sie sehr schnell auf die wundervolle Kraft der pflanzlichen Ernährung gestoßen. Da unerhitzte Lebensmittel noch wirksamer sind, wurde daraus ein roh-veganer Lebensweg. 2010 war die Auswahl, geschweige denn Vielfalt von veganen Lokalen oder Speisen noch sehr klein. Deshalb entschloss sie sich, das selbst in die Hand zu nehmen und gründete nach einigen Ausbildungen ihre simply raw bakery.

Gabriele Danek in der simply raw bakery. (Foto: © Verlag Gräfe & Unzer)

Cecilia Havmöller

Die Mitbegründerin von Veganista erinnert sich, dass sie mit 12 Jahren in ein Steak geschnitten hat und Blut rauskam. In dem Moment wurde ihr klar, dass sie kein Fleisch mehr essen will und an diesem Leid nicht beteiligt sein möchte. Das war in den 80er Jahren im Burgenland. Damals war es schwierig als Veganerin, da diese Ernährungsweise eher als Krankheit angesehen wurde. Aber sie hat sich durchgekämpft und es blieb zentrales Thema in ihrem Leben. Ihr war auch immer klar, dass sie beruflich etwas mit veganem Essen tun würde. Sie wollte unbedingt etwas Eigenes auf die Beine stellen und hat mit ihrer Schwester, Susanna Paller, Vegemite Ice Cream gegründet. Beide teilen eine Leidenschaft für Business und veganes Essen, deswegen macht es ihnen auch nach sieben Jahren immer noch Spaß!

Cecilia Havmöller und Susanna Paller, das Schwesternduo hinter Veganista. (Foto: © Cecilia Havmöller)

Wie ist es, in Österreich ein veganes Business zu leiten? Was sind die größten Herausforderungen? Was war eine wichtige Lektion?

(Foto: © Irene Schillinger)

Irene: Jede Art von Unternehmensgründung ist eine Herausforderung, alleine die behördlichen Hürden sind viele und manchmal schwer zu meistern. Das Besondere am veganen Unternehmen ist, dass man sich noch schwerer tut, ernst genommen zu werden. Als wir in Großmugl begonnen haben, vegan zu kochen, hat sich der ganze Ort unverhohlen darüber lustig gemacht. Mit dem Erfolg kam dann auch die Anerkennung und langsam wurden wir sogar so etwas wie ein identitätsstiftender Betrieb, auf den man richtig stolz ist.

Gabriele: Die größte Herausforderung war vor der Gründung 2012, da die Behörden mit diesem Ernährungskonzept nicht wirklich Erfahrung hatten und nicht schnell entscheiden konnten, welches Gewerbe nun ausgeübt werden wird. Zusätzlich ist es wichtig, das Risiko der eigenen Geschäftsidee abwägen zu können. Daher entschied ich mich zu Beginn, meine selbst produzierten Produkte vorerst einmal am Bio-Bauernmarkt auf der Freyung anzubieten. Die Idee ging auf und 2014 eröffnete ich mit Unterstützung meiner Familie dann das Cafe & Bistro „simply raw bakery“ mit ausschließlich vegan, glutenfrei, bio, laktosefrei und ohne Industriezucker handgefertigten Produkten.

(Foto: © Veganista)

Cecilia: Am Anfang hat uns jeder ausgelacht. Das war 2012. Es hat sich seither aber extrem viel getan und es ist heute normal vegan zu sein. Wir waren immer zu 100% überzeugt, dass wir das Richtige tun und dass wir das tun, wofür unser Herz schlägt. Eine Herausforderung ist eher das, womit alle Unternehmer in Österreich zu kämpfen haben: die Bürokratie. Aber auch das ist schaffbar. Man muss nur durchhalten. Und als Frau einfach noch etwas härter kämpfen als ein Mann. Eine wichtige Lektion war für uns, dass wir nicht so viel auf andere schauen und hören. Wenn man zu viel auf andere schaut, wird man bald selber nicht mehr gesehen.

 

Wo sehen Sie in der Zukunft noch großes Potenzial für vegane Unternehmen in Österreich?

Irene: Es gibt noch sehr viel Platz im veganen Unternehmenssektor. Hier ist, wie überall, Innovation gefragt. Speziell, was veganen Käse anbelangt, ist meiner Empfindung noch sehr viel Potential vorhanden. Gut ausgebildete VeganerInnen sind mittlerweile aber auch in den Führungsebenen vieler Unternehmen angelangt und nehmen von dort aus ihre Verantwortung gegenüber Tier und Mensch wahr – auch das ist enorm wichtig.

Cecilia: Ich bin davon überzeugt, dass die, die es mit wirklicher Überzeugung machen, auch schaffen werden. Veganismus ist kein Trend, es ist eine logische Entwicklung. Ich bin seit 33 Jahren vegan und habe miterlebt, wie sich das Denken in der Gesellschaft Jahr für Jahr verändert hat.

 

(Foto: © simply raw bakery)

Welchen Ratschlag möchten Sie unseren LeserInnen, besonders zum Weltfrauentag, mitgeben?

Cecilia: Einfach tun – das ist mein Lebensmotto im Business und im Privatleben. Egal was andere sagen und denken, wir selber wissen es eh am besten.

Gabriele: Der Weltfrauentag soll uns helfen, bewusst zu machen, dass wir alle riesiges Potential in uns tragen – nämlich unsere Leidenschaft: Wenn wir das, was wir lieben, in eine Geschäftsidee umwandeln, können wir nur erfolgreich sein.

Irene: Frauen tendieren meiner Erfahrung nach oft dazu, ihr Licht unter dem Scheffel zu verstecken. Bei gleicher Qualifikation trauen sich unsere männlichen Mitarbeiter überspitzt gesagt alles zu, während die Mitarbeiterinnen oft an sich zweifeln. Also mein Tipp an alle ist: Traut euch!

 

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Ein Artikel von Yvonne
veröffentlicht am 7.03.2019
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