Wie wirkt Veganismus auf Wohlbefinden?

Die US amerikanische Psychologin und Coachin Angela Crawford forscht in einer aktuellen Studie zur Beziehung von veganer Lebensweise und emotionaleWohlbefinden. Ausgangspunkt war ihre Faszination von den Zusammenhängen von Lebensweise, Einstellungen und Gefühlen. Es ging darum herauszufinden, „wie pflanzliche Ernährung den Körper und das Gehirn nährt, bis hin zu der Art und Weise, wie vegane Werte das Herz und die Seele nähren.“

Dazu führte sie Umfragen unter mehr als 300 Veganer*innen durch. Ein halbes Jahr später gab es Folgebefragungen mit mehr als 70 Veganer*innen. Der Schwerpunkt der Umfragen und Interviews lag darauf, mehr über die emotionalen, mentalen, sozialen und spirituellen Erfahrungen mit einer veganen Lebensweise zu erfahren. Die Ergebnisse wurden ausgewertet, um die Kernthemen zu beurteilen, die sich aus den Umfragen und Interviews ergaben. Das Buch befindet sich derzeit im Schreibprozess.

„Die transformative Wirkung eines veganen Lebensstils war die wichtigste positive Auswirkung, die die Befragten angaben.“ (Foto: Pexels, Lana Kravchenko)

Was beeinflußt uns?

Als Psychologin liegt es nahe, sich mit Beweggründen und Motivation zu beschäftigen. Diese hängen stark mit Persönlichkeit und kulturellen Prägungen zusammen. Welchen Einfluss haben Werte und Gefühle auf das Verhalten? Und wie wirken sich diese aus, wenn man sie entsprechend lebt? Angela Crawford beschreibt auch ihren eigenen Weg hin zum Veganismus. Sie selbst hat schon seit ihrer Kindheit einen starken Bezug zu Tieren gehabt, besonders zu ihrer Katze. Oder sie rettete einen Grashüpfer, der sich in den See verirrt hatte, in dem sie schwamm. Dennoch hinterfragte sie lange Zeit ihre Ernährungsgewohnheiten nicht – wie so viele von uns. Es war einfach normal, Fleisch, Fische und Milchprodukte, Eier, Leder und Wolle zu verwenden, denn die Bedingungen der Produktionsweisen sind nichts, was den Konsument*innen mit dem Kauf mitgeliefert wird. Wenn sie die Kühe auf der Weide sah, machte das einen idyllischen Eindruck – die riesigen Massentierhaltungsbetriebe wurden außer Sichtweite gehalten.

Eigene Werte leben

Bewusstseinsverändernd war eine Sendung über fleischverarbeitende Betriebe und sie beschloss, sich an Tierausbeutung nicht mehr zu beteiligen. Dieses schaurige Erwachen brachte auch die Herausforderung, nach ihren Werten zu leben: „Ich war in der Lage, mein Mitgefühl zu zeigen. Ich musste mich nicht mehr von der Wahrheit über das Leiden der Tiere abwenden, nur um einen Hamburger oder ein Brathähnchen zu essen.“ Sie konnte nun Werte wie Mitgefühl, Frieden, Gesundheit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit stärker ausleben und fühlte sich authentischer.

Dieser Punkt ist auch bei den Forschungsteilnehmer*innen besonders wichtig: „Die transformative Wirkung eines veganen Lebensstils war die wichtigste positive Auswirkung, die die Befragten angaben.“ Es wurde als befreiend erlebt, „dass sie ihren inneren Überzeugungen und Werten treu bleiben konnten“.

Positive Auswirkungen

Darüber hinaus berichteten die Teilnehmer*innen von weiteren positiven Auswirkungen. Sie gaben an, größeren Frieden, stärkere Glücksgefühle, mehr Zuversicht und Integrität zu erfahren. Zudem empfanden sie mehr Ziel und Sinn in ihrem Leben, verspürten Genugtuung und Harmonie, weil sie einen Beitrag zu etwas Größerem leisten. Sie erlebten als wohltuend den geringsten Schaden anzurichten und fühlten Freiheit von inneren Konflikten.

Veganismus wird in der omnivor geprägten Gesellschaft oft mit den Worten Verzicht und Einschränkung beschrieben. Ganz im Gegenteil dazu berichten Veganer*innen aber häufig von der Erfahrung des Überflusses. Sei entdecken immer neue Lebensmittel und Rezepte und haben einen anderen Zugang zum Essen. Viele Veganer*innen  beschreiben eine innere Wandlung, die sich auf mehr Bereiche als die reine Ernährungs- und Bekleidungsfrage bezieht, wenn sie sich für eine vegane Lebensweise entscheiden. Sie beschäftigen sich häufiger mit den Zusammenhängen und Auswirkungen von Herstellungsweisen und mit der Herkunft von Produkten.

Ganzheitliche Sichtweise

Die Studie zu veganem Lebensstil und emotionalem Wohlbefinden ist Grundlage eines Buches, an dem die Psychologin momentan arbeitet. Als Trainerin und Ausbilderin für vegane Lebensweise hilft sie Menschen bei der Umstellung auf eine vegane Lebensweise. Dabei geht es sowohl um Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Klient*innen als auch für den Schutz aller fühlenden Wesen und des Planeten. Sie beendet ihren Artikel  mit den Worten „Mögen Sie den Frieden genießen, der sich aus der Verkörperung der Werte ergibt, die Ihnen am Herzen liegen. Und wenn wir unsere gemeinsamen Werte ehren, mögen wir eine Welt mit mehr Gesundheit, Mitgefühl, Nachhaltigkeit und Wohlstand für alle schaffen.“ Das lässt sich als Weihnachtswunsch an alle richten.

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Ein Artikel von Susanne Karr
veröffentlicht am 20.12.2022
Als Philosophin und Journalistin beschäftige ich mich mit der Verbundenheit von menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen. Darum geht es auch in meinem Blog www.aureliapangolini.com
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