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Biovegane Landwirtschaft in Österreich

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2016. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Die Worte vegan und Landwirtschaft klingen für viele – Konsumenten wie auch Landwirte – noch wie ein Widerspruch. Mit Bio kann man da mittlerweile schon mehr anfangen. Aber vegan soll es auch noch sein? Getreide, Gemüse, etc. sind doch sowieso immer vegan, oder? Da steckt doch kein Tier drin. Doch bei genauerem Hinsehen indirekt schon, man denke hier an Mist und Gülle als Düngemittel. Nicht so bei der bioveganen Landwirtschaft, über die wir euch im Folgenden berichten möchten.

Gemüse

Aufgabe dieser landwirtschaftlichen Betriebsform, die in den 90er Jahren über England ihren Weg zu uns gefunden hat, ist es, Lebensmittel herzustellen – und jetzt kommt’s: ohne jegliche Form der Tierausbeutung! Tiere dürfen in der bioveganen Landwirtschaft natürlich gehalten werden, jedoch nicht als Nutztiere, sondern …zum Liebhaben :-). Es werden also weder tierische Produkte erzeugt, noch werden sie in irgendeiner Form genutzt. Auch keine Schlachtabfälle, wirklich rein gar nichts von Tieren.

Schädlingsbekämpfung erfolgt in der bioveganen Landwirtschaft durch die Erschaffung von Biodiversitätsflächen und Förderung der natürlichen Feinde, wie Vögel oder Igel.

Die üblichen Düngemittel (abgesehen von chemischen Düngern, die nur in der konventionellen Landwirtschaft genutzt werden) wie Gülle, Mist, diverse Schlachtabfälle wie Blutmehl, werden ersetzt durch:

  • Kompost, Mulch, Gründüngung
  • gekonnte Fruchtfolge
  • Zwischenfrüchte und Untersaaten
  • und …

… den Regenwurm zum Kooperationspartner zu machen

Wusstet ihr, dass ein Regenwurm jeden Tag die Hälfte seines eigenen Körpergewichtes zu sich nehmen muss? Sein Speiseplan besteht aus abgestorbenen Blättern und anderen pflanzlichen Resten, die er von der Erdoberfläche zum Verrotten in den Boden zieht.

© pixabayAll das dient dazu, einen optimalen Humusaufbau und eine ausreichende Zufuhr an wichtigen Nährstoffen, wie vor allem Stickstoff, Kalium und Phosphor, zu gewährleisten. In der bioveganen Landwirtschaft muss man sich sehr ausgiebig mit dem Bodenleben auseinandersetzen, aber unser Boden hat es verdient, schließlich wurde er schon sehr strapaziert von uns.

Eine hohe Regenwurmdichte wird außerdem deshalb angestrebt, da er durch seine Bewegungen 5 mm dicke „Wege“ oder sogenannte Röhren hinterlässt, wodurch wiederum der Boden besser „atmen“ kann. Für die Drainage des Bodens sind seine Röhren ebenfalls sehr förderlich, da das Wasser besser abfließen kann. Zusätzlich neutralisiert er mit seinen kalziumhaltigen Ausscheidungen säurehaltigen Boden (hier wird eine Ausnahme bezüglich Abfällen von Tieren gemacht). Der Regenwurm ist also ein wahrer Wohltäter für den Boden.

Was sind also die Ziele einer bioveganen Landwirtschaft?

Auf den Punkt gebracht: Keine Tiere kommerziell auszubeuten und nichts von ihnen zu nutzen und seien es „nur“ ihre Abfälle, weiters die Ressourcenschonung, die Förderung der Artenvielfalt sowie regionale Vermarktung.

Wo bekommt ihr biovegane Lebensmittel in Österreich?

  • GemüseFamilie Langerhorst in Oberösterreich bietet biovegane Biokisten, gefüllt mit diversem Obst und Gemüse, an. Neben dem Ab-Hof-Verkauf werden die Biokisten auch per Post in ganz Österreich verschickt. 4730 Waizenkirchen, Gugerling 5, Tel: 0676/ 4604127
  • Bei Helmut Butolen aus Niederösterreich, erhält man Biokisten, auf Wunsch auch biovegane Kisten. Beliefert werden Wien und der nordwestliche Großraum rund um Wien. 3451 St. Leonhard am Hornerwald, Wolfshoferamt 61, Tel: 02987/ 2247
  • Auch die SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft) Radix in der Oststeiermark, betrieben von Iris und Thomas vom Biohof Unger, arbeitet nach bioveganen Grundsätzen. 8181 St. Ruprecht an der Raab, Pichl 17, Tel: 0680/ 2326168

Tipp: Mehr zum Thema Solidarische Landwirtschaft erfahrt ihr in Kürze hier im Blog von unserer Autorin Judith, die sich näher damit beschäftigt hat.

Vegan Organic Network (VON)

Wie oben bereits erwähnt, entstand in den 90ern die Begründung des Bioveganen Land- und Gartenbaus durch das Vegan Organic Network. Das VON betreibt einen Anbauverband, der durch eine unabhängige Organisation kontrollierte Standards und ein eigenes Label eingeführt hat. Bio-vegane Betriebe können sich damit zertifizieren lassen. Mittlerweile gibt es weitere Netzwerke: In Nordamerika das Veganic Agriculture Network (VAN) und in Deutschland das Bio-Vegane Netzwerk (BVN).

Getreide, Feld

Demeter Betriebe

In den 1930er Jahren hielt Rudolf Steiner über seine anthroposophische Weltanschauung landwirtschaftliche Vorträge. So verbreitete sich sein Gedankengut – geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft – nach und nach und daraus entstand die Demeter-Verwertungsgenossenschaft. Immer mehr Landwirte schlossen sich dem Verband an und wandten spirituelle Methoden und Homöopathie an. Unter dem Demeter-Label werden seitdem biologisch-dynamische Lebensmittel produziert. Der Name rührt übrigens daher, dass Demeter die griechische Fruchtbarkeitsgöttin ist.

Diese biologisch-dynamische Landwirtschaft unterscheidet sich von der bioveganen darin, dass Tiere gehalten werden. Dennoch wird bei dieser Betriebsform der Fokus auf das Wohlergehen von Boden, Pflanze, Tier und Mensch gelegt.

 

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Ein Artikel von Sarah
veröffentlicht am 19.10.2016
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